Zwei bemerkenswerte Romane

Die beiden hier vorgestellten Bücher haben beide ihre Wurzeln in der deutschen Nazi-Zeit. Das eine nähert sich von der heutigen Zeit und spielt in Amerika, das andere hat seinen Schauplatz in Berlin zu Beginn des Kalten Krieges. Intensiv und lesenswert sind beide.

Bis ans Ende der Geschichte
Die junge Sage Singer arbeitet als Bäckerin in einer christlichen Bäckerei. Sie ist froh, nachts arbeiten zu können, weil sie sich so vor den Menschen verstecken kann. Sie fühlt sich schuldig am Tod ihrer Mutter, die bei einem von ihr verursachten Autounfall ums Leben kam. Sage selber hatte schwere Verletzungen erlitten und hat seitdem eine große Narbe im Gesicht. Um den Verlust zu verarbeiten, geht sie regelmäßig zu einer Trauergruppe. Dort lernt sie den 90jährigen Josef Weber kennen. Trotz des großen Altersunterschieds haben Sage und Josef ein Gespür für die verdeckten Wunden des anderen und es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft. Eines Tages erzählt Josef Sage von seiner finsteren Vergangenheit und bittet sie um einen unglaublichen Gefallen. Um sich damit auseinanderzusetzen, muss Sage auch mehr über die Geschichte ihrer eigenen Familie herausfinden...

Dies ist ein Roman, der an die Nieren geht - keine Kost, die man vor dem Schlafengehen angehen sollte. Er bietet eine neue Sichtweise auf den Holocost, in dem er in verschiedenen Zeitebenen und Blickpunkten erzählt. Es geht nicht nur um die Geschichte von Sage, sondern auch um die ihrer Großmutter und die von Josef. Und der Roman stellt Fragen: Kann es für alles Vergebung geben? Ist Gerechtigkeit nur ein Wunschbild? Was darf man von anderen Menschen verlangen?

Jodi Picoult wurde in New York geboren und hat bereits mehr als 20 Romane geschrieben, von denen viele auf Platz 1 der New York-Times-Bestsellerliste waren.

"Bis ans Ende der Geschichte" von Jodi Picoult ist bei C.Bertelsmann erschienen und kostet 19,99 Euro.

Leaving Berlin
Berlin 1949: Der erfolgreiche Schriftsteller Alex Meier, 1933 vor den Nazis geflohen, kehrt aus dem amerikanischen Exil nach Berlin zurück. Die Stadt liegt immer noch in Trümmern, weder das Haus seiner Eltern noch das von seinen Freunden gibt es noch. Der Kalte Krieg hat begonnen, der Westteil der Stadt kann nur noch durch eine Luftbrücke, die berühmten Rosinenbomber, versorgt werden. Im Osten der Stadt schmücken sich die Machthaber mit Schriftstellern wie Berthold Brecht und Anna Seghers. Auch Alex Meier wird hofiert. Doch er ist nicht freiwillig zurückgekehrt. Denn das McCarthy-Regime hat seine politische Vergangenheit durchleuchtet und ihn aus den USA ausgewiesen. Um zurückkehren zu können, soll er seine Schriftstellerkollegen ausspionieren. Doch dann trifft er Irene wieder, seine große Liebe, die ihn einst verlassen hatte und die in Deutschland zurückgeblieben war...

Atmosphärisch dicht schildert Joseph Kanon diese düsteren Anfangszeiten des kalten Krieges und das wenig erfreuliche Leben der überlebenden Berliner in ihrer zerstörten Stadt und unter der Ägide der Besatzungsmächte. Und er erzählt eine spannende Geschichte, einen Polit-Thriller, in dem auch die Liebe nicht zu kurz kommt.

"Leaving Berlin" von Joseph Kanon ist bei C. Bertelsmann erschienen und kostet 19,99 Euro.