Lesen unterm Sonnenschirm - unterhaltsame Sommerromane

Manchmal muss es nicht das ausführliche Sachbuch sein oder das zu Herzen gehende Drama - manchmal ist eine leichte Lektüre, die man entspannt "weglesen" kann, angesagt. Was aber nicht heißen muss, dass die Romane nicht wunderbar geschrieben sind - wie bei unseren drei Beispielen!

Der Waschsalon des kleinen Glücks

Rina, 62-jährige Witwe und Besitzerin eines Waschsalons, hat sich in ihrem Leben ganz gut eingerichtet: Viel Arbeit in ihrem Waschsalon, den erwachsenen Sohn durchfüttern, der beruflich nichts so richtig auf die Reihe kriegt, und bescheidene Freuden wie Ausflüge mit ihrer Freundin Giovanna oder gemeinsame Essen mit ihrer Schwester Ada. Eines Tages schneit der attraktive Donato in ihren Laden. Er ist im Alter ihres Sohnes,beruflich sehr erfolgreich und viel unterwegs. Trotz großer Gegensätze freunden sich die beiden an. Rinas Familie ist entsetzt und wittert einen Skandal. Aber Rina will sich das Glück dieser seltenen Besuche nicht nehmen lassen und fühlt sich nach jeder Begegnung mit Donato glücklich und verjüngt. Doch dann mischt sich ihre Familie ein...

Ich gestehe, dass ich dieses humorvoller und bezaubernde Buch an einem Tag durchgelesen habe! Rina muss man einfach gern haben und man kann sich auch als Nicht-Italiener mittendrin fühlen in dieser herrlichen typischen Italien-Atmosphäre mit jeder Menge Situationskomik! Und wie wunderbar, dass die Heldin kein junges Ding ist, sondern eine gestandene Frau von Anfang 60, die es für sich nicht abgehakt hat, noch das große - oder auch kleine - Glück zu finden.

Die Italienerin Simona Morani, die als Journalistin und Übersetzerin in München lebt, hatte schon mit "Ziemlich alte Helden" in Italien einen Überraschungserfolg und wurde mit dem Literaturpreis "Premio Zocca Giovanni" ausgezeichnet. Es würde mich wundern, wenn "Der Waschsalon des kleinen Glücks" kein Erfolg werden würde!

"Der Waschsalon des kleinen Glücks" von Simona Morani ist als Taschenbuch bei C.Bertelsmann erschienen und kostet 13 Euro.

Frühstück in den Dünen

Nora, 35, ist vor einem Jahr mit ihrem Freund Phil zurück in ihre alte Heimat Ahrenshoop gezogen. Ihre Mutter war gestorben und sie wollte ihren Vater nicht allein lassen. Phil hat wieder einen Job als Mathematiklehrer gefunden und Nora ist dabei, sich einen Kundenstamm als Fotografin aufzubauen. Die beiden fühlen sich wohl an der Ostseeküste und alles ist gut – wenn da nicht der dringende Wunsch nach einem Kind wäre. Aber es will und will nicht klappen! Auf einem Klassentreffen trifft sie ihre Jugendliebe Marco wieder, dabei kommt es zu einer folgenreichen Nacht. Als wäre das nicht schon schlimm genug, gibt Noras Vater ihr die Briefe ihrer verstorbenen Mutter. Sie offenbaren eine bittere Wahrheit und Noras Leben liegt von heute auf morgen in Trümmern...

Hach, da kann man ja herrlich mitleiden! Genau das richtige Buch, um es ganz entspannt unterm Sonnenschirm durchzulesen, fesselnd, mit guten Beschreibungen, auch von der schönen Ostseeküste. Also auch für die Urlaubsvorfreude bestens geeignet!

„Frühstück in den Dünen“ von Susanne Lieder ist als Taschenbuch bei Ullstein erschienen und kostet 10 Euro.

Eiskalter Hund

Der Fellinger, um die 40 und Lebensmittelkontrolleur im Bayerischen Wald, mag seinen Beruf nicht - kommt auch nicht gut bei der Damenwelt an. Eigentlich wollte er Polizist werden, aber sein Knie, das ab und zu nicht so will wie er, hat das verhindert. Aber das Ermitteln gehört schließlich auch zu seinem Beruf, deshalb pfuscht er seinem alten Kumpel, dem Polizeihauptmeister Lechner, immer wieder gern ins Handwerk. Als er beim Chinesen eine Kontrolle durchführt und im Kühlhaus einen toten Hund am Haken hängen sieht, wird Fellinger klar, dass hier ein Verbrechen vorliegen muss. Als dann auch noch das Frauchen des Hundes verschwunden zu sein scheint, wird ihm klar, dass hier ein Verbrechen passiert sein muss. Der Lechner sieht das ganz anders. Aber Fellinger gibt nicht auf - auch wenn er sich selber in Gefahr bringt...

Ein neuer Stern am Krimi-Serien-Himmel - und noch dazu ein sehr witziger! Auch wenn man noch nie im Bayerischen Wald war, hat man jetzt einen Eindruck davon, wie die Menschen dort ticken. Das bringt Autor Oliver Kern, der dort aufwuchs, ganz wunderbar rüber - einschließlich einer Portion Mundart, die man aber auch als Norddeutscher gut verkraften kann. Da freuen wir uns doch auf den zweiten Band "Sau am Brett"!

"Eiskalter Hund" von Oliver Kern ist als Taschenbuch bei Heyne erschienen und kostet 9,99 Euro.