Die hier vorgestellten zwei Romane haben zwei Dinge gemeinsam: Sie spielen beide im beschaulichen Dänemark und sie haben beide einen historischen Hintergrund. Karen Blixen war wirklich im Dezember 1929 in Dänemark, doch Minna Kasparsson ist Fiktion. Genauso ist es in "Die Frauen von Skagen": Die Malerin Marie Krøyer gehörte zum Kreis der Maler von Skagen, ihre Gesellschafterin Minna hätte es so geben können...
Ein dänischer Winter
Dezember 1929: Karen Blixen hatte im März ihre Farm in Afrika verlassen, um sich um ihre kranke Mutter auf dem Hof ihrer Familie am Øresund in Dänemark zu kümmern. Nun geht es auf Weihnachten zu und sie verbringt die Weihnachtstage mit ihrer Familie, bevor es zurück nach Afrika geht. Karen Blixen, eine unabhängige und selbstbewusste Frau, quälen viele Sorgen: Ihre Farm in Afrika steht vor dem Ruin, die Beziehung zu ihrem Geliebten Deyns Finch-Hatton steckt in einer Krise und sie hat große gesundheitliche Probleme.
Kurz vor Weihnachten steht die achtzehnjährige Minna Kasparsson vor dem Hof. Das junge Mädchen aus der Arbeiterklasse hatte ihre Stelle als Schreibkraft verloren, und Bess, die Tante von Karen, hat ihr die Stelle als Hausmädchen bei Karen Blixens Familie vermittelt. Minnas Vater ist schon lange tot und Minna und ihre Mutter, die als Wäscherin arbeitet, bringen die Familie nur mühsam durch. Eigentlich möchte Minna Lehrerin werden, doch dieser Traum scheint unerreichbar. Und dann hat sich der Mann ihres Herzens auch noch mit einer anderen verlobt!
Trotz ihrer eigenen Probleme interessiert sich Karen Blixen für das junge Mädchen und möchte sie unterstützen. Sie weiß, wie mühsam sich Frauen ein bisschen persönliche Freiheit erkämpfen müssen. Und auch Minna mit ihrer Feinfühligkeit ist ein Gewinn für die Baronin. Sie bietet ihr sogar an, sie nach Kenia zu begleiten, um dort die Kinder auf ihrer Farm zu unterrichten.
Wer kennt nicht den Film "Jenseits von Afrika" mit der wunderbaren Meryl Streep als Karen Blixen? In diesem Roman von Sanne Jellings lernen wir sie nun während ihres Lebens bei ihrer Familie in Dänemark kennen: eine wohlhabende Familie mit Dienstboten, eingeengt von gesellschaftlichen Konventionen, aber auch die typischen Traditionen pflegend ein guter Eindruck in die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Aber auch in die schwierige Rolle der Frauen in der damaligen Zeit, die, egal ob Arbeiterin oder Baronin, ihre eigenen Ziele und Wünsche aufgeben mussten, wenn sie heirateten. Und nicht nur das: Wenig Ausbildungschancen, geringer Lohn, Belästigung durch Männer machten ihnen ebenfalls das Leben schwer.
Ein absolut lesenwerter Roman, der mit Leineneinband und Jugendstil-Motiv auf dem Einband auch sehr schön gestaltet ist.
"Ein dänischer Winter" von Sanne Jellings ist bei Kindler erschienen und kostet 18 Euro.
Die Frauen von Skagen
Kopenhagen, Ende des 19. Jahrhunderts: Nachdem die Mutter der jungen Asta viele Jahrzehnte lang die Haushälterin der reichen Familie Triepke war, explodiert eines Tages der Herd und sie wird schwer verletzt. Aus schlechtem Gewissen stellen sie Asta als Gesellschafterin für ihre Tochter Marie ein. Marie Triepke ist bildschön und könnte jederzeit eine gute Partie machen - doch an beidem ist sie nicht interessiert. Denn sie will nur eins: Malerin werden. Ihre Eltern sind nicht glücklich darüber, denn eine künstlerische Laufbahn ist für Frauen dieser Zeit nicht vorgesehen. Doch sie schafft es, ihren Eltern Zeichenunterricht abzutrotzen. Asta ist immer dabei und beschließt irgendwann, selber auch malen zu lernen. Eines Tages kommt der erfolgreiche und faszinierende Maler Peder Severin Krøyer in die Zeichenschule. Er möchte, dass Marie ihm Modell steht. Sie findet das langweilig und fordert im Gegenzug Unterricht von ihm. Krøyer stimmt zu und auch Asta darf mitmachen. In Paris treffen sie sich wieder - und Kroyer und Marie verlieben sich ineinander. Es beginnt eine dramatische Liebes- und Schicksalsgeschichte, die nicht nur Maries und Astas Leben, sondern die bildende Kunst Europas prägen wird.
Gleichzeitig wird in dem Roman eine zweite Geschichte erzählt, die 2010 in Frankfurt beginnt: Die junge Vibeke Weber soll studieren und dann die Fabrik ihres Vaters übernehmen. Doch sie möchte viel lieber Malerin werden. Gegen den Willen des Vaters geht sie ins dänische Skagen, um dort Malerei zu studieren. In dem Café, in dem sie arbeitet, entdeckt sie ein Gemälde, das sie für ein unbekanntes Werk der von ihr verehrten Malerin Marie Krøyer hält. Zusammen mit dem Thore, dem Besitzer des Cafés, will sie mehr darüber herausfinden.
Die legendäre Künstlerkolonie im dänischen Skagen - zu denen Maler wie Anna (1859 - 1935) und Michael Ancher (1849 - 1927), Marie (1867 - 1940) und Peder Severin Krøyer (1851 - 1909) gehörten - bildet den Hintergrund und Schauplatz des neuen Romans von Stina Lund ("Preiselbeertage"). Wie auch Tania Brixen hatten Frauen in diesesr Zeit kaum Möglichkeiten, ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen, geschweige denn, Künstlerin zu werden. Doch Anna Ancher und Marie Køyer haben es geschafft, sodass wir heute noch ihre Gemälde bewundern können und sie auch gleichzeitig den Weg für die Frauen und Künstlerinnen nach ihnen bereitet haben.
" Die Frauen von Skagen" von Stina Lund ist als Taschenbuch bei rowohlt erschienen und kostet 16 Euro.
"Nette Dinge passieren nicht oft" sagt die frustrierte Vicky zu ihren Geschwistern. Und so ist es auch in diesem Buch - aber immer wieder gibt es Erlebnisse wie wärmende Sonnenstrahlen, die die Herzen der Menschen und der Leser erwärmen!
Bauern, Arbeiter, Teilpächter, Schuster und Gemüsehändler - alles Menschen, die unendlich viel arbeiten und trotzdem kaum das Nötigste zum Leben haben - sind die Heldinnen und Helden dieses Romans aus Italien aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unbedingt lesen - dieses Buch lässt einen nur schwer wieder los!
Wer bei diesem Titel eine romantische Liebesgeschichte erwartet, liegt falsch. John Jay Osborn schreibt über ein Paar in den Dreißigern, das versucht, seine Ehe mit Hilfe einer Paartherapie zu retten. Und das ist äußerst spannend!