Retter der verlorenen Bücher
Emma, Maya und Oskar sind wahre Bücherwürmer. Jeden Nachmittag verbringen sie in der Bibliothek der resoluten Frau Müller-Liebelein – außer montags, denn da ist Ruhetag. Die Drei sind nicht nur da, weil sie es lieben zu lesen, sondern auch, weil ihre Mitschüler sie dort in Ruhe lassen und nicht ärgern, denn von denen würde keiner freiwillig in der Nähe von Frau Müller-Liebelein sein wollen und Gefahr laufen, angeschnauzt zu werden. Doch dann stehen an einem Dienstag Emma, Maya und Oskar vor verschlossenen Türen. Voller Sorge suchen sie die Bibliothekarin auf und erfahren, dass der windige Bürgermeister die Bücherei dicht gemacht hat. Um die Bücher zu retten, wollen sie sie zu viert im Keller des Rathauses verstecken und eine geheime Bücherei einrichten. Unter den Büchern ist auch ein altes, braunes, in Leder gebundenes Exemplar von „Die Abenteuer von Robin Hood“. Frau Müller-Liebelein gibt es den Kindern zum Schutz vor den fiesen Mitschülern mit und mahnt zur Vorsicht, da es sich um ein magisches Buch handelt. Auf dem Heimweg passiert genau das, wovor sich Emma, Maya und Oskar ständig fürchten: sie werden von Klassenkameraden verfolgt und bedrängt. Doch dieses Mal geschieht etwas Unvorhergesehenes: die Drei berühren das Buch, lesen darin, ein Gewitter zieht auf und im nächsten Moment stehen sie in einem dichten Wald – und landen kurz darauf in einer Falle. Drei Jäger bringen sie ins Lager von Robin Hood und seinen Männern. Lady Marian ist nett zu den Kindern, aber Robin Hood ist überhaupt nicht so, wie man ihn aus den Geschichten kennt. Sein Plan: die Armen zu bestehlen, denn das sei viel einfacher, als den Reichen etwas wegzunehmen. Die Kinder sind überzeugt, dass sie dagegen etwas unternehmen müssen. Allerdings beschäftigt sie noch eine ganz andere Frage: Wie kommen sie eigentlich wieder zurück in ihre Zeit?
Eine kurzweilige Reise in die Welt der Geschichten, in der es viel zu lachen gibt. Vor allem wegen Frau Müller-Liebelein, die sogar eine eigene Facebook-Seite hat, werden auch so manche Erwachsene Spaß an der neuen Reihe haben. Band 2 erscheint im Februar. Dann begeben sich die Kinder im Märchenwald auf Mission Dornröschen.
„Retter der verlorenen Bücher. Band 1: Mission Robin Hood“ * von Rüdiger Bertram ist im Verlag Ueberreuter erschienen, für Kinder ab 8 Jahren geeignet und kostet 12,95 Euro. ISBN 978-3-7641-5116-4
Charlie Broom
Weil der Vater seinen Job verloren hat, zieht die fünfköpfige Familie Broom von London in das Städtchen Broomwood. Dort haben sie von ihrer verstorbenen Großtante ein Haus geerbt, das eigentlich eher eine Bruchbude ist. Charlie, die mittlere der drei Broom-Geschwister, hat Probleme, sich einzugewöhnen. Vor allem wird ihr Stottern wieder schlimmer, weshalb sie sich in der Schule abseits hält, obwohl dort alle nett zu ihr sind. Allen voran die beliebte Suzy, die eine bezaubernde Stimme hat. Das eigentlich Bemerkenswerte ist jedoch, dass in Charlies Notizbuch die Liste mit den seltsamen Dingen, die ihr widerfahren, immer länger wird. Ganz besonders dieses Kribbeln in ihrem Körper irritiert Charlie. Sie spürt es, wenn sie die Wände im Haus berührt und auch, wenn das sonderbare Mädchen Kat aus ihrer Schule in ihrer Nähe ist und sie beobachtet. In einem kleinen Laden entdeckt Charlie Zaubersäckchen. Ob es wohl auch einen gibt für „Klar und deutlich sprechen“? Doch es ist ein ganz anderer Satz, der Charlie mühelos von den Lippen kommt, als sie etwas später am Wunschbrunnen steht: „Ich brauche eine Hexe“. Aber gibt es die überhaupt? Und wenn ja, wo findet man die?
Eine sehr spannend geschriebene Geschichte, die den Leser in ihren Bann zieht und nicht eher wieder loslässt, bis das Geheimnis um die sonderbaren Geschehnisse und Flüche gelüftet ist.
Diejenigen, die Märchen kennen, werden ihre Freude daran haben, bestimmte Handlungsmuster wiederzuerkennen.
Band 2 „Wie verhext man einen Wolf“ erscheint im Mai 2019.
„Charlie Broom. Band 1: Wie fängt man eine Hexe“ * von Abie Longstaff ist im Ravensburger Buchverlag erschienen, für Kinder ab 8 Jahren geeignet und kostet 12,99 Euro. ISBN 978-3-473-40824-5
Die unglaublichen Untaten des Bermudadreiecks
Was soll man tun, wenn man einen kleinen Bruder hat, den man sehr liebt, der aber ein Hypochonder mit 63 eingebildeten Krankheiten und ohne Freunde ist? Der elfjährige Lennard will Linus (9) helfen, als ihre Mutter, eine fanatische Bloggerin, ihm auch noch sein Lieblingsbuch, „Das große Buch der Krankheiten“, wegnimmt. Da ihm sonst nichts einfällt, gründet er einen Detektivklub, dessen einziges Mitglied er ist. Doch wo sollen die Kriminalfälle herkommen? Lennard beschließt, einen Verbrecherclub zu gründen und geht auf die Suche nach Mitgliedern: Seine Wahl fällt auf Justin, genannt „Knastin“ Schulte, der coole Macher vom Bolzplatz und wohlbekannt durch die Fernsehsendung „Brennpunkt Kids“. Lennard vermutet, dass Justin ausreichend Erfahrung mit kleineren Verbrechen wie dem Anzünden von Mülltonnen oder Ladendiebstählen hat. Außerdem fragt er Krimi-Profi Mathilde, die in der Schule gemobbt und „Metthilda“ oder „Mettwurst“ genannt wird. Die drei gründen die Bande „Bermudadreieck“. Doch Linus ist auch nicht untätig: Im Seniorenheim, wo seine Großeltern wohnen, gewinnt er ein weiteres Mitglied für seinen Club: Undine Elise Helmreich, genannt Dino, die dort dreimal die Woche ihre Oma besucht. Nun kann es losgehen mit den Kriminalfällen...
Absolut keine heile Welt, sondern sehr nah an den Sorgen und Nöten von Kindern - aber trotzdem schreiend komisch! Mit viel Situationskomik erzählt Kari Ehrhardt, wie sich drei sehr unterschiedliche Kinder zusammmentun, um Linus zu helfen. Doch der hat tatsächlich einen richtigen Fall entdeckt... Auch die bloggende Mutter sorgt für jede Menge Spaß - Eltern beim Vorlesen haben mit Sicherheit auch viel zu Kichern!
"Die unglaublichen Untaten des Bermudadreiecks" * von Kari Ehrhardt mit Illustrationen von Catharina Westphal ist bei Carlsen erschienen, für Kinder ab 9 Jahren geeignet und kostet 12 Euro.
Baum der Wünsche
Rot ist schon sehr alt, 216 Jahresringe zählt sein Stamm. Viele Tiere wie Stinktiere, Waschbären, Beutelratten und Eulen haben in der alten Eiche ihr Zuhause. Und auch Die Krähe Bongo, Rots allerbeste Freundin, wohnt in den Ästen. Aber das ist noch nicht alles, denn Rot ist ein ganz besonderer Baum, ein Wunschbaum. Die Menschen schreiben ihren Wunsch auf einen Lumpen und hängen ihn an die Äste. Rot schweigt zu allem, obwohl er eigentlich auch mit den Menschen sprechen kann, aber das ist strengstens verboten.
Der Baum steht in einer Straße, die schon immer von Zuwanderern gelebt hat, umgeben von lauter kleinen Häusern. In einem der Häuser genau gegenüber von Rot wohnt Samara mit ihren Eltern. Jeden Abend, wenn alle schlafen, sitzt das Mädchen still unter der Eiche. Die Tiere sind geradezu verzaubert von der Zehnjährigen, die erst vor wenigen Monaten hergezogen ist. Auch Samara hat einen Wunsch: „Ich wünsche mit einen Freund“. Keiner mag mit den Fremden sprechen, die Familie wird gemieden, in der Schule ist Samara ein Außenseiter. Und dann geschieht das Unfassbare: Ein Junge ritzt unbeobachtet voller Wut zwei Worte in Rots Rinde „Geh weg“. Für die alte Francesca, der der Baum gehört, genau wie das Haus, in dem Samara mit ihrer Familie lebt, ist das der Auslöser, um das Fällen des Wunschbaumes in Angriff zu nehmen, zumal die langen Wurzeln des Baumes die Wasserleitungen beschädigen. Das Ende vor Augen, will Rot zumindest noch Samara helfen, dass ihr Wunsch in Erfüllung geht – auch wenn er dabei die Regeln verletzen muss.
Bäume können zwar keine Witze erzählen, dafür sind sie aber tolle Geschichtenerzähler. Trotz einiger fantastischer Elemente ist der „Baum der Wünsche“ kein Fantasyroman, sondern eine äußerst unterhaltsame Geschichte über Freundschaft mit sehr aktuellem Bezug. Besonders unterhaltsam sind die Ausführungen zur Namensgebung der Tiere – oder wussten Sie, dass Eichhörnchen sich immer einen Namen aussuchen, der mit „Gr“ beginnt, Krähen sich nach ihrem Lieblingsgeräusch (Bongo) benennen, Stinktiere gern heißen wie etwas gut Duftendes (Frischgebackenes Brot), Beutelratten so heißen wie etwas, vor dem sie Angst haben (Taschenlampe) und Waschbären sich gar nicht erst die Mühe machen, einen Namen zu wählen?
„Baum der Wünsche“ * von Katherine Applegate ist im Verlag Ueberreuter erschienen, für Kinder ab 10 Jahren geeignet und kostet 14,95 Euro. ISBN 978-3-7641-5148-5
Unendlich mal unendlich mal mehr
Es ist der erste Tag in der siebten Klasse und Petra kotzt quer über ihren Pult. Der Grund ist die Zahl Pi, von der sie zum ersten Mal gehört hat. Eine Zahl mit unendlich vielen Dezimalstellen, die immer weitergehen bis in alle Ewigkeit. Das ist zu viel für Petra, bei der immer alles ordentlich und gerade sein muss. Nie trinkt sie eine ungerade Anzahl von Schlucken, Ihre Haare kämmt sie fünf Mal rechts und fünf Mal links, beim Fußball schießt sie immer eine gerade Anzahl von Toren. Wenn sie das nicht macht, kommt alles durcheinander und es passieren schlimme Sachen. Magisches Denken nennt das Steffen Svendsen vom schulpsychologischen Dienst. Seit der Kotzerei geht Petra regelmäßig zu ihm, obwohl sie sich dort eigentlich fehl am Platz fühlt. Denn abgesehen von ihrem Hang zu geraden Zahlen und der Abneigung zu Wellen und Gewässern, die sie in innere Unruhe versetzen, führt Petra ein beschauliches Leben. Mit ihrer Mutter Malin lebt sie in dem norwegischen Städtchen Snekkerstad, das so klein ist, dass man mit dem Fahrrad nur eine halbe Minute vom einen Ende zum anderen braucht. Ihr bester Freund ist Chris, dem die Worte oft im Hals stecken bleiben, so dass er stottert und mit Sachen schmeißt, wenn er wütend wird. Ihre beste Freundin ist das Flüchtlingsmädchen Melika, das mit ihren Eltern gleich nebenan wohnt. Auf ihrer Flucht vor zwei Jahren ist ihr großer Bruder Javid verloren gegangen. Hin und wieder schickt er Postkarten und verspricht zu kommen. Die Mädchen glauben fest daran, auch wenn das Vorhaben immer aussichtsloser erscheint. Und noch etwas beschäftigt Petra sehr: der Propellerjunge. So nennt sie den Diplomatensohn Thomas, der mit seinem Vater nach Snekkerstad gezogen ist. Thomas gehört zum neu gegründeten Schwimmteam und liebt das Wasser. Er ist dreizehn Jahre alt. Das ist nicht nur eine ungerade Zahl, sondern auch noch eine Primzahl. Eigentlich ist daran alles falsch und doch fühlt es sich richtig an, wenn Petra mit Thomas zusammen ist.
Warmherzig, mitreißend, tiefgründig, sprachlich ansprechend – ein perfektes Buch über nicht perfekte, liebenswerte Menschen.
„Unendlich mal unendlich mal mehr“ * von Ingrid O. Volden ist im Verlag Thienemann erschienen, für Kinder ab 10 Jahren geeignet und kostet 12,99 Euro. ISBN 978-3-522-18461-8
Molly findet eine Freundin
Die kleine Hundedame Molly wächst bei ihrer Mutter, ihren Geschwistern und Jennifer auf. Doch eine Tages kommt das Mädchen C.J. und Molly weiß: Das ist ihr Mensch! Doch C.J.s Mutter ist gegen Hunde, deshalb muss Molly, wenn C.J.in der Schule ist, im dunklen Keller bleiben - und das gefällt ihr gar nicht! Dann passiert Schreckliches: Die beiden werden getrennt und Molly landet im Tierheim. Doch es passiert noch mehr Aufregendes...
Bestsellerautor W. Bruce Cameron erzählt aus der Sicht der kleinen Molly, wie sie sich im Leben der Menschen zurechtfinden lernt und eine treue Freundschaft zwischen ihr und ihrem Menschen entsteht. Das wünschen sich viele Kinder, deshalb hat der Autor am Ende aufgeschrieben, was es zu bedenken gilt, wenn man sich einen Hund anschaffen möchte. Außerdem erzählt er von der tollen Arbeit, die manche Hunde als Krebsspurhunde leisten. Das Buch ist liebevoll illustriert von Richard Cowdrey. Weitere Bände von W. Bruce Cameron: "Bailey findet ein Zuhause" und "Ellie findet das Glück".
"Molly findet eine Freundin" * von W. Bruce Cameron ist beim S.Fischer Verlag erschienen, für Kinder ab 10 Jahren geeignet und kostet 9,99 Euro.
Zurück auf Gestern
Seit Lulu in Claires Klasse gekommen ist, sind die beiden beste Freundinnen. Sie teilen alle Geheimnisse - nur dass Claire für Lulus älteren Bruder schwärmt, bleibt ihr persönliches Geheimnis. Die beiden haben sogar am gleichen Tag Geburtstag! Auf ihrem 15. Geburtstag bekommt Claire von ihrem Vater ein Geschenk ihrer verstorbenen Großmutter überreicht: Eine kleine Kugel, bedeckt mit seltsamen Zeichen. Als diese plötzlich ein zwei Teile zerfällt, sind die beiden Mädchen erst geschockt. Doch dann entdecken sie, dass jede Hälfte eine Uhr enthält. Sie beschließen, dass jedes Mädchen eine Uhr an einer silbernen Kette auf der großen Schulparty tragen wird. Auf dieser Party geht dann so ziemlich alles schief, was man sich vorstellen kann - auch noch stark gefördert durch Claires fiese Stiefschwester Sophie. Wenn sich doch bloß doch bloß die Zeit zurückdrehen ließe! Und genau das passiert - mit Hilfe des Schmuckstücks von Claires Oma! So ein Zeitumkehrer ist ziemlich praktisch - aber er kann auch negative Auswirkungen haben... Zum Beispiel gibt es jemanden, der den Zeitumkehrer unbedingt haben will - koste es, was es wolle. Und beinahe geht auch die Freundschaft von Claire und Lulu in die Brüche...
Peinliche Situationen und Fettnäpfchen, in die man tritt - wer kennt das nicht. So ist die Idee eines Zeitumwandlers natürlich super! Aber Autorin Katrin Lankers liefert auch gleich die Probleme mit, die dabei entstehen können - und auch, dass selbst die Freundschaft zur allerbesten Freundin einmal leiden kann. Ein toller Roman für junge Mädchen, der ein bisschen Fantasy mit den realistischen Sorgen und Nöten von Teenagern plus erster Liebe verbindet.
"Zurück auf Gestern" * von Katrin Lankers ist bei Coppenrath erschienen, für Kinder ab 12 Jahren geeignet und kostet 16 Euro.
Wer die Nachtigall stört
Zu ihren Lebzeiten wurde von der US-Schriftstellerin Harper Lee (1926 – 2016) ein einziges Buch veröffentlicht: „To Kill a Mockingbird“, auf Deutsch „Wer die Nachtigall stört“. Doch dieser Roman, der in den 30er Jahren Südstaaten der USA spielt, war ein literarischer Volltreffer. 1961, ein Jahr nach seiner Veröffentlichung, gab es dafür den Pulitzer-Preis. Seitdem wurde das Justiz- und Rassendrama, in dem es um die angebliche Vergewaltigung einer Weißen durch einen Schwarzen geht, in über 40 Sprachen übersetzt und mehr als 40 Millionen Mal verkauft.
Der Rowohlt Verlag veröffentlichte 1962 „Wer die Nachtigall stört“ erstmals in Deutschland, wo dieser moderne Klassiker der US-Literatur mittlerweile auf den Lehrplänen des Englischunterrichts zu finden ist. Ganz neu bei Rowohlt ist der packende Roman nun als Graphic Novel erschienen und erschließt auf diese Weise den zeitlosen Klassiker für eine neue Generation von Lesern.
In ausdrucksstarken Bildern spiegelt sich der brutale Kampf zwischen Schwarz und Weiß wider, bekommen Hass, Vorurteile und Gewalt ein Gesicht. Die Geschichte sollte man kennen. Die Graphic Novel-Version ist eine fantastische Möglichkeit für alle visuellen Typen, sich der Geschichte zu nähern.
„Wer die Nachtigall stört“ * von Harper Lee und bearbeitet und illustriert von Fred Fordham ist im Rowohlt Verlag erschienen, für Kinder ab 14 Jahren geeignet und kostet 20 Euro. ISBN 978-3-499-21822-4