Adoption als unterhaltsame Lektüre für Kids

Wer an dieser Stelle Ratgeber und schwere Kost erwartet, liegt falsch. Bei diesen drei Büchern für Kinder ab 7 und 9 Jahre sowie für Jugendliche ab 13 wurden die Themen Pflegekinder und Adoptionen auf sehr gefühlvolle und unterhaltsame Weise aufgearbeitet.

Ich und Nikita und der Adopteur

Bekommen Eltern Zwillinge, dann ist das nicht so toll. Zumindest finden das Valentin und Nikita, denn dann ist das eine irgendwie immer das zweite Exemplar. Die Lösung liegt für Valentin, der meint, eine nicht perfekte Kopie von Nikita zu sein, auf der Hand: „Da wär es besser, das nicht so tolle Kind würde sich zur Adoption freigeben und wär woanders das einzige Exemplar.“ Als Nikita dann auch noch wettet, dass Valentin sich das nicht traut, nimmt die Sache Fahrt auf und Valentin fühlt sich herausgefordert. Am darauffolgenden Samstag hängt er sich ein Schild um den Hals, auf dem steht: „Zur Adoption freigegeben“ und stellt sich auf den Schrebergartenmarkt. Alle halten die Aktion für einen Scherz, nur Herr Zareba, der Valentin unheimlich ist, nicht. Er nimmt Valentin mit in seinen Garten und schließt mit ihm einen Adoptionsvertrag mit Fingerabdrücken und allem drum und dran. Valentin hat seine Zweifel, ob das wirklich alles rechtmäßig ist, aber da er seine Wette nicht verlieren will, bleibt er dabei. Nikita, der heimlich alles beobachtet hat, kommen Zweifel: Ob die Adoption wirklich so eine gute Sache war?

Ein kleiner Roman für Erstleser, der Zweifel thematisiert, die die meisten Geschwister schon mal hatten: Bin ich genauso gut wie mein Bruder / meine Schwester und wenn nicht, bin ich in der Familie dann weniger wert?

„Ich und Nikita und der Adopteuer“ * von Nikola Hubbertz und mit Illustrationen von Iris Wolfermann ist in der Reihe „Tulipan kleiner Roman“ im Verlag Tulipan erschienen, für Kinder ab 7 Jahren geeignet und kostet 10 Euro. ISBN 978-3-86429-381-8

Ein Zwilling macht noch keine Schwester

An ihrem zehnten Geburtstag soll endlich alles besser werden. Konrad und Kim kommen ins Heim, um Caro zu sich zu holen. Das Mädchen hofft sehr, dass sie bei ihren neuen Pflegeeltern bleiben kann und nicht doch irgendwann wieder zurück muss. Nicht nur, dass die beiden ihr auf Anhieb sympathisch sind, auch umweht sie ein leichter Geruch von Tier und nichts liebt Caro mehr als Tiere. Zunächst bringt Caro kein Wort heraus, als sie mit Konrad und Kim in ihr neues Zuhause fährt, doch schnell taut sie auf, denn die beiden betreiben einen Gnadenhof, auf dem Kim zudem ihre Tierarztpraxis hat. Neuester Zugang ist ein junger Fuchs, den Caro ganz allein mit der Flasche aufziehen darf. Caro fühlt sich von Tag zu Tag wohler, nur die Schule nervt, zumal irgendjemand ihr schon des Öfteren etwas geklaut hat.
Einige Wochen später haben Konrad und Kim eine große Überraschung für das Mädchen: Caro hat noch eine Zwillingsschwester, von der bislang keiner etwas wusste. Die beiden möchten Lina auch zu sich holen, damit die Schwestern wieder vereint sind. Caro malt sich aus, wie toll es sein wird, mit einer Schwester zusammenzuleben, doch der Anfang gestaltet sich nicht sehr erfreulich, denn Lina ist so ganz anders, als Caro es sich erhofft hatte. Und noch etwas anderes macht allen sehr zu schaffen: Seit einiger Zeit streift ein Wilderer in den angrenzenden Wäldern umher und richtet großen Schaden an.

Von A wie allergrößte Aufregung über K wie Katzenfutter bis Z wie Zwillingsschwester –Eine spannende und gleichzeitig warmherzige Geschichte in 26 Kapiteln über eine schüchterne, aber mutige Zehnjährige, die bislang keine Familie hatte und mehr oder weniger auf sich allein gestellt war. Trotz aller Leichtigkeit der Handlung werden auch tiefgründige Fragen gestellt: „Warum war ich es, die weggegeben wurde?“ „Warum hat nie jemand aus meiner Familie den Kontakt zu mir gesucht?“

„Ein Zwilling macht noch keine Schwester“ * von Stephanie Gessner ist im Verlag Magellan erschienen, für Kinder ab 9 Jahren geeignet und kostet 14 Euro. ISBN 978-3-7348-4018-0

Wir drei verzweigt

Grace ist 16 Jahre alt, als sie ihre Tochter zur Welt bringt. Von Anfang an war ihr klar, dass sie die Kleine nicht behalten möchte. Deshalb kommt das Neugeborene unmittelbar nach der Geburt zu Adoptiveltern. Dieses Erlebnis führt bei Grace zu dem unbedingten Wunsch, ihre leibliche Mutter kennenzulernen. Ihre Eltern erzählen ihr, dass sie noch zwei Halbgeschwister hat: den etwas älteren Joaquin und die fünfzehnjährige Maya, die nur 20 Autominuten entfernt von ihr lebt.

Genau wie Grace wird auch Maya von ihren Eltern geliebt. Auch als Maya sich geoutet hatte, reagierten sie liebevoll und mit Toleranz. Zur Familie gehört außerdem die 14-jährige Lauren, die wie ihre Eltern großgewachsen und rothaarig ist – im Gegensatz zu Maya, die sich mit ihren braunen Haaren und der kleinen Statur optisch völlig abhebt. Auch wenn die Familie nach außen hin glücklich und wohlhabend wirkt, so gibt es doch viele Spannungen, sowohl zwischen Maya und Lauren als auch zwischen dem Ehepaar, das sich ständig lautstark streitet und die Mutter heimlich trinkt.

Der siebzehnjährige Joaquin ist vor zwei Jahren zu seinen achtzehnten Pflegeeltern gekommen. Der Junge findet Mark und Linda in Ordnung – mehr Gefühle will Joaquin nach all den Zurückweisungen, Demütigungen und Enttäuschungen der vergangenen Jahre nicht aufkommen lassen. Er hält es für besser, allein und unabhängig zu bleiben, um nicht mehr verletzt werden zu können und keinen weiteren Schaden anrichtet. Als Mark und Linda ihm eröffnen, dass sie ihn adoptieren möchten, wirft das Joaquin aus der Bahn. Auf keinen Fall darf sich das wiederholen, was er schon einmal erlebt hat.

Grace schreibt Maya eine Mail mit der Frage, ob sie sich kennenlernen und gemeinsam nach Joaquin suchen wollen. Die ist sofort begeistert und tatsächlich gelingt es den beiden Schwestern, Joaquin ausfindig zu machen. Sie vereinbaren, sich jedes Wochenende zu treffen. Die Zurückhaltung ist bei den Geschwistern zunächst groß, doch sie fühlen sich miteinander verbunden, öffnen sich nach und nach den anderen gegenüber und erzählen von sich und ihren Erlebnissen. Grace hält an ihrem ursprünglichen Plan fest, ihre leibliche Mutter finden, was bei Maya und Joaquin auf wenig Gegenliebe stößt. Sie fühlen sich von ihrer Mutter verraten und im Stich gelassen. Beide ahnen nicht den wahren Grund, warum Grace ihre Mitter kennenlernen möchte. Doch auch sie haben Geheimnisse, die sie nicht offenbaren möchten.

Ein wundervoller Roman über Familie, Freundschaft und Liebe, abwechselnd erzählt aus den Perspektiven der drei Geschwister, die einem von Anfang an sympathisch sind und ans Herz wachsen trotz ihrer Schwächen und Unsicherheiten. Das einzig zu Bemängelnde an diesem Buch ist, dass es irgendwann zu Ende gelesen ist.

„Wir drei verzweigt“ * von Robin Benway ist im Verlag Magellan erschienen, für Jugendliche ab 13 Jahren geeignet und kostet 18 Euro. ISBN 978-3-7348-5032-5

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