Eine Stadt wie Berlin wird einfach so geteilt? Heute kaum noch vorstellbar, doch 1961 ist genau das passiert -"Ein halber Sommer" erzählt das Schicksal zweier Mädchen zu dieser Zeit. Ebenfalls ungewöhnlich ist das Leben von Flora, die ihr Gedächtnis verloren hat. Nur ein Kuss bleibt ihr in Erinnerung...
Ein halber Sommer
Berlin, Frühsommer 1961: Noch ist die Grenze nur eine weiße Trennlinie auf den Straßen der Stadt, dazu gibt es nervige Passkontrollen. Marie (knapp 18) wohnt mit Vater und jüngerem Bruder im Ostteil der Stadt, ihre Mutter kam im Bombenhagel um. Die gleichaltrige Lennie, die im Westen wohnt, soll irgendwann den Friseursalon ihrer Mutter übernehmen und muss immer geflochtene Zöpfe tragen. Sie hasst beides - viel lieber würde sie Uhrmacherin werden und ihre Haare abschneiden. Was ihre Familie nicht wissen dürfen: Marie und Lennie lieben sich, nichts soll sie je trennen. Doch im August beginnt der Mauerbau und teilt Berlin in zwei Hälften. Was nun? Marie steht vor der schweren Entscheidung: Soll sie bei ihrem Vater und dem jüngeren Bruder bleiben? Oder soll sie die Flucht nach Westberlin, zu Lennie wagen und damit das Risiko eingehen, ihre Familie nie wiederzusehen?
Vermutlich können sich die Teenies von heute gar nicht mehr vorstellen, wie es war, in einem geteilten Land zu leben, in dem die eine Hälfte eingesperrt war. Und wie das möglich war, eine so große Stadt wie Berlin einfach auseinander zu reißen. Über persönliche Schicksale wie in diesem Buch zu lesen, trägt viel dazu bei, der jungen Generation wenigstens eine gewisse Vorstellung davon zu geben. Autorin Maike Stein ist noch im geteilten Berlin aufgewachsen und kann so aus eigener Erfahrung schildern, wie es war, von einer Mauer umgeben zu sein.
"Ein halber Sommer" von Maike Stein ist bei Oetinger erschienen, für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und kostet 19 Euro.
Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden
Flora Banks ist 17 Jahre alt und schreibt sich Memos wie "Keinen Alkohol trinken" auf ihre Hand oder ihren Arm. Sie hat nur ein partielles Gedächtnis, deshalb braucht sie die Nachrichten, um zu wissen, wo sie wohnt, wie alt sie ist und wer ihre Freundin ist: "Ich schaue auf meine Hand. Dort steht Flora, das bin ich. Die Buchstaben auf dem Handrücken bilden meinen Namen. Ich halte mich daran fest. Ich bin Flora. Darunter steht: Sei mutig! Ich schließe meine Augen und hole tief Luft. Ich weiß nicht, warum ich hier bin, aber alles wird gut."
Flora Banks muss sich jeden Tag wieder daran erinnern, wer sie ist und was los ist. Nichts, was seit ihrem 10. Geburtstag passiert ist, bleibt ihr im Gedächtnis. Doch dann ist da diese Abschiedsparty für Drake, der zum Studieren an den Nordpol geht, und der sie küsst. Und diese eine Erinnerung bleibt in ihrem Kopf. Mit Handy, Briefen von ihrem Bruder aus Paris, einem prallgefüllten Notizbuch und tausenden von Zettelchen macht sich Flora Banks auf eine weite Reise von Cornwall nach Flambards, die sie aus der Über-Fürsorge ihrer Eltern befreit und zu einem selbstständigen Menschen macht.
Eine ausgesprochen ungewöhnliche Geschichte, die die Ich-Erzählerin Flora Banks aus ihrer Sicht erzählt, was gar nicht so einfach ist - schließlich ist ihr Gedächtnis wie ein Sieb und sie ist auf ihre Notizen angewiesen. Aber wenn man wirklich etwas will, überwindet man die höchsten Hürden!
"Jeder Tag kann der schönste in deinem Leben werden" von Emily Barr, übersetzt von Maria Poets ist bei Fischer FJB erschienen, für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und kostet 16,99 Euro.
Das schreckliche Massaker, dass ein ehemaliger Schüler an einer High School in Florida anrichtete, ist noch nicht lange her. In "One of us is lying" hat ein Schüler ebenfalls perfide Ideen, setzt sie aber anders um - hochspannend und auch etwas unheimlich. Um das Anderssein geht es in "Mein Leben, mal eben" und "Acht Städte, sechs Senioren, ein falscher Name und der Sommer meines Lebens" beschreibt einen chaotischen Roadtrip durch Europa.