Crazy in Love
Die 14-jährige Faith hat es wirklich nicht leicht – zumindest aus ihrer Sicht. Ihre Eltern sind total uncool, ihr kleiner Bruder nervt und die Lehrer sind blöd. Doch Faith trotzt den widrigen Umständen und bewegt sich so geschmeidig durch die Welt der Gefühle wie ein Elefant im Porzellanladen. Da sie ihren Lehrern gerne Streiche spielt und den Unterricht mit munteren Reden stört, wird sie von ihrer besten Freundin Megs getrennt und in die Parallelklasse gesteckt. Aber Faith wäre nicht Faith, würde sie sich davon unterkriegen lassen, zumal an der Mädchenschule ein Highlight winkt: Die Jungs von der Radcliffe-Schule werden regelmäßig zu Proben für einen gemeinsamen Chorauftritt kommen. Klar, dass Faith dabei ist. Das Singen interessiert sie zwar nicht und sie trifft auch nicht wirklich die Töne, dafür aber hoffentlich jede Menge toller Typen.
Frech, vorlaut, witzig – in Form eines Tagebuchs erfahren die Leser von den alltäglichen Katastrophen, durch die die junge Protagonistin schlittert, und werden mit Sicherheit des Öfteren laut auflachen.
„Crazy in Love. Vier Katastrophen und ein Liebesfall“ von Candy Harper ist im Ravensburger Buchverlag erschienen, für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet und kostet 9,99 Euro. ISBN 978-3-473-58487-1
Ich bin hier nur der Kumpel
Finn ist 16 Jahre alt und wächst bei seiner Tante Vicky auf, zu der er ein tolles Verhältnis hat und auf die er nichts kommen lässt. Vicky ist die Zwillingsschwester seiner Mutter und hat Finn geholfen, wieder in die Bahn zu kommen, nachdem innerhalb eines halben Jahres beide Elternteile an Krebs verstorben sind. In der Schule ist Finn zwar keine Leuchte, aber immerhin läuft’s bei den Mädchen gut – vor allem dann, wenn er seine Gitarre rausholt und mit den paar Akkorden, die er beherrscht, einige Songs zum besten gibt.
Mitten im Schuljahr bekommt Finn eine neue Mitschülerin. Carla ist blass, hübsch und ziemlich ruhig. Gespräche kommen nicht so recht in Gang und trotzdem ist Finns Jagdinstinkt geweckt. Sein Freund und gleichzeitig Rivale in Sachen Mädchen rumkriegen ist Eric, der prompt auf versammelter Mannschaft Milch ins Gesicht geschüttet bekommt, als er Carla auf dem Pausenhof am Arm berührt. Finn verfolgt Carla heimlich und erfährt, dass sie einen schwertbehinderten Bruder hat, um den sie sich liebevoll kümmert. Außerdem geht sie regelmäßig zum Karateunterricht. Als Carla Finn beim Spionieren erwischt, stellt sie ihn zur Rede. Dennoch mag Finn Carla, irgendwie jedenfalls, und doch ist mit ihr alles so anders als er es bisher kennt.
Erzählt wird die Geschichte um Liebe und Freundschaft aus der Sicht von Finn in einem bemerkenswerten Schreibstil. Geschrieben, wie Teenager sprechen, aber dennoch durchdacht und stilistisch raffiniert in Poetry-Slam-Art.
„Ich bin hier nur der Kumpel“ von Martin Gülich ist im Verlag Thienemann erschienen, für Jugendliche ab 13 Jahren geeignet und kostet 12,99 Euro. ISBN 978-3-522-20221-3
Wahrheit schmeckt wie Mokkatorte
Sabrina, genannt Rinnie, ist auf dem Weg zum Reitstall, um ihre beste Freundin Vroni zu suchen. Die trifft sie irgendwann auch, aber wieder einmal betrunken, denn sie hat gerade Stress mit ihrem Freund CR, den sie vor Rinnie geheim hält. Da Vroni im alkoholisierten Zustand ihrer Wut oft freien Lauf lässt, beschließt Rinnie, ihr den Wind aus den Segeln zu nehmen und hängt eine Plane auf, auf der mit Lippenstift geschrieben zu lesen ist: „Reiter sind kacke“. Beim Aufhängen verliert Rinnie den Halt und fäll auf den Boden. Völlig benommen sieht sie über sich plötzlich einen Reiter, der um sie besorgt ist. Es kommt zu einem munteren Geplänkel zwischen Rinnie und Christian, bis das Unglück geschieht: Christians Pferd scheut und der Junge knallt mit seinem Kopf auf einen Stein. Blutüberströmt und ohne Bewusstsein liegt er am Boden. Panik überkommt Rinnie, Vroni ist verschwunden. Als Rinnie Hilfe holen will, sieht sie, wie jemand sich über Christian beugt. Rinnie macht sich voller Angst aus dem Staub. Die Schuldgefühle werden immer stärker und doch erzählt sie niemandem von dem Vorfall. Stattdessen verstrickt sie sich immer mehr in einen Netz aus Lügen – und verliebt sich in Christian, der keine Erinnerung mehr an den Unfall hat.
Eine Liebesgeschichte mit überraschenden Wendungen, dramatischen Momenten und kriminalistischen Elementen, erzählt aus der Sicht der sympathischen Protagonistin.
„Wahrheit schmeckt wie Mokkatorte“ von Christina Michels ist im Verlag Magellan erschienen, für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und kostet 16,95 Euro. ISBN 978-3-7348-56037
Sturmfrühling
April 1967: die 21-jährige Marianne studiert im vierten Semester Germanistik und Geschichte an der Uni in Heidelberg. Das miefige Leben ihres Heimatdorfes Grunbach im Schwarzwald hofft sie hinter sich gelassen zu haben, und doch holt es sie immer wieder ein. Vor allem der Tod des italienischen Gastarbeiters Enzo lastet schwer auf ihr und jetzt taucht auch noch dessen Verlobte bei Mariannes Mutter und Halbschwester Sieglinde auf und sucht nach dem Vermissten. Sie darf nicht erfahren, was vor fünf Jahren tatsächlich geschah.
Mit dem beschaulichen Leben in Heidelberg ist es bald vorbei, als der Student Benno Ohnesorg erschossen wird. Immer mehr begehren die Studenten gegen die bestehende Gesellschaftsordnung und die Spießigkeit ihrer Eltern auf. Auch Marianne wird in die gesellschaftlichen und politischen Unruhen hineingezogen. Sie verliebt sich in den Kommilitonen David und zieht mit ihm in eine Kommune. Dort lernt sie das „freie“ Leben kennen und unbefangene Sexualität und den unbeschwerten Umgang mit Drogen, aber auch, was heißt, alles zu teilen und keine Privatsphäre mehr zu haben. Marianne wendet sich schließlich von David ab und schließt sich auf der Suche nach Wissen und Ruhe dem allseits beliebten Professor Ludwig Felsmann an, dem „Halbgott der Heidelberger Germanisten“. Felsmann ist geschmeichelt von Mariannes Interesse und bietet ihr an, seine Einliegerwohnung zu nutzen, während auf einer Vortragsreise in den USA ist. Schnell ahnt Marianne, dass auch der Professor ein dunkles Geheimnis hat – genau wie sie.
Die Autorin, pensionierte Deutsch- und Geschichtslehrerin, nimmt ihre Leser mit auf eine atmosphärisch dichte Zeitreise während des gesellschaftlichen Auf- und Umbruchs Ende der 60er Jahre. Am Beispiel einzelner wird deutsche Geschichte lebendig.
„Sturmfrühling“ ist die Fortsetzung von „Stachelbeerjahre“, jedoch kann man beide Bücher unabhängig voneinander lesen.
„Sturmfrühling“ von Inge Barth-Grözinger ist im Verlag Thienemann erschienen, für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und kostet 16,99 Euro. ISBN 978-3-522-20191-9