Scheiße bauen: sehr gut
Paul geht in die achte Klasse ist oberfaul und meidet Arbeit jeglicher Art, was die Schule mit einschließt, zu der er grundsätzlich zu spät kommt. Seine Mutter ist vor vier Monaten nach einem medizinisch bedingten Schwangerschaftsabbruch nach Nepal geflüchtet, was sein Vater krampfhaft verheimlichen möchte. Auf das bevorstehende Schnupperpraktikum kann Paul auch gut verzichten, zumal er dafür bis ans andere Ende der Stadt fahren muss. Weil er sich nicht rechtzeitig gekümmert hat, hat seine Klassenlehrerin ihm einen Platz an der Förderschule in Röhrbach besorgt. Eine Verwechslung hat zur Folge, dass ihn dort alle für den neuen Mitschüler Per halten, was Paul ganz gelegen kommt, denn, so seine Überlegung, jetzt kann er die drei Wochen lang chillen anstatt anderen den Sabber abzuwischen und Windeln zu wechseln. Womit er jedoch nicht gerechnet hat, ist, dass er neue Freunde findet und sich damit sein Blickwinkel ändert. Und Scheiße bauen kann man auch an einer Förderschule, vor allem wenn man jemanden wie Fatih an seiner Seite hat. Paul muss nur aufpassen, dass sein Schwindelt nicht auffliegt. Und was macht er, wenn der echte Per auf einmal auftaucht?
Witziger und warmherziger Coming-of-Age-Roman mit vielen kleinen Episoden zum Lachen – aber auch zum Nachdenken über Inklusion, Behinderungen und Freundschaft. Der Autor Tobias Steinfeld hat während seines Studiums selbst als Inklusionshelfer an einer Förderschule gearbeitet. „Scheiße bauen: sehr gut“ ist sein Romandebüt und wurde unter anderem mit dem Mannheimer Feuergriffel-Stipendium ausgezeichnet.
„Scheiße bauen: sehr gut“ von Tobias Steinfeld ist im Verlag Thienemann erschienen, für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet und kostet 12 Euro. ISBN 978-3-522-20247-3
Immer diese Herzscheiße
Sollte sie ihr Leben in nur einem Wort beschreiben, würde die 15-jährige Sarah vermutlich „scheiße“ wählen. Trinken, kiffen, rumhängen, feiern, klauen – das ist ihre Welt. Sarah wohnt in Stuttgart in einem sozialen Brennpunkt. Raus schafft es hier sowieso keiner, warum sich also groß anstrengen? Der Berufswunsch steht schon fest: Hartz IV. Doch dieses Konstrukt der Realität gerät auf einmal mächtig ins Wanken, als Sarahs Lehrer ihr ein Ultimatum stellt, nachdem sie beim Dealen erwischt wurde: Entweder macht Sarah bei einem Theaterprojekt mit oder sie muss die Schule verlassen. Notgedrungen lässt sich das Mädchen darauf ein und betritt eine ihr bis dahin unbekannte Welt und lernt Menschen kennen, die in ihr ganz neue Seiten zum Vorschein bringen und sie an ihrem bisherigen Lebensentwurf immer mehr zweifeln lassen. Dazu zählt auch Paul, ein Junge, der so ganz anders ist als die, mit denen sie bisher rumgehangen hat – und der ihr Herz schneller schlagen lässt.
Ein bewegender, authentischer Jugendroman mit einer Protagonisten, die einem mit jeder Seite sympathischer wird und die man schließlich unterhaken möchte und sie in ihren Qualitäten bestärken, damit sie die Schranken überwindet.
„Immer diese Herzscheiße“ von Nana Rademacher ist im Ravensburger Buchverlag erschienen, für Kinder ab 14 Jahren geeignet und kostet 15 Euro. ISBN 978-3-473-40137-6