Buchtipps: Glaube und Meinungsfreiheit

Mit anspruchsvollen Büchern für Kinder und junge Erwachsene lassen wir das Jahr 2015 ausklingen – einem Jahr, in dem unterschiedliche Religionen und der Umgang mit freier Meinungsäußerung zentrales Thema waren. Umso wichtiger zu wissen: Wer glaubt woran und an wen?

Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen?
Judentum, Christentum, Islam, Hinduismus und Buddhismus sind die großen fünf Weltreligionen mit unterschiedlichen Bräuchen und Göttern. Wie sind sie entstanden? Wozu sind Religionen eigentlich gut? Warum beten Muslime auf einem Teppich? Muss man immer alles machen, was eine Religion vorschreibt? Über siebzig Fragen von Kindern zu den wichtigsten Gemeinsamkeiten und Unterschiede hat der Autor in Kooperation mit der Homepage religionen-entdecken.de zusammengestellt. Auch brenzlige Fragen wie „Sind ‚Heilige Kriege’ gute Kriege?“ kommen zur Sprache. Um zu zeigen, wie bunt die Religionen sind, hat Jan von Holleleben gemeinsam mit vielen Kindern aus verschiedenen Kulturen die Bilder für dieses Buch entwickelt. Die Antworten kommen von Christiane Baer-Kruse, verantwortliche Redakteurin bei religionen-entdecken.de, die sie in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Religionsexperten verfasst hat. Die Themenbereiche sind "Eine Welt und viele Religionen", "Gott und die Weltseele", "Den Glauben leben", "Orte zum Beten und Meditieren" sowie "Mit dem Tod ist nicht alles vorbei".

Informativ und unterhaltsam gibt das Buch einen Einblick in die verschiedenen Religionen und schafft so die Voraussetzungen für Toleranz und Akzeptanz füreinander. Die Welt ist bunt wie ihre Menschen und deren Glaubensrichtungen. Miteinander statt Gegeneinander, dafür ist dieses Buch die beste Werbung.

„Wie heißt dein Gott eigentlich mit Nachnamen? Kinderfragen zu fünf Weltreligionen“ von Jan von Holleben und mit Texten von Jane Baer-Krause ist im Verlag Gabriel erschienen, für Kinder ab 8 Jahren geeignet und kostet 16,99 Euro. ISBN 978-3-522-30404-7

Geteilte Ansichten
Die Biografie vieler Menschen in Deutschland wurde von der innerdeutschen Grenze geprägt. Für die heutigen Jugendlichen sind 25 Jahre Deutsche Einheit ein Teil der Geschichte, die sie selber nicht miterlebt haben. Aber es gibt noch viele Zeitzeugen, die sie fragen können: Wie hat es sich angefühlt, in einem geteilten Deutschland zu leben? Wie sah der Alltag aus? Was hat man voneinander gedacht?

Junge Reporter im Alter zwischen 11 und 18 Jahren der LiteraturInitiative Berlin (LIN) sind diesen Fragen nachgegangen und haben Prominente aus Kultur, Sport, Politik und Buchbranche aus Ost und West ihre ganz individuelle Lebensgeschichte erzählen lassen. Zu den Gesprächen trafen sie sich mit Andreas Fröhlich und Oliver Rohrbeck („Die Drei ???“), Claudia Rusch, David Wagner und Jochen Schmidt, Felix Görmann aka FLIX, Friederike Kempter, Günter Jeschonnek, Hanna Schygulla, Ines Geipel, Kai Lüftner, Katja Lange-Müller, Klaus Kordon, Marianne Birthler, Olaf Schwarzbach aka OL, Pierre Baigorry aka Peter Fox, Rainer Eppelmann, Sten Nadolny und Susan Hoecke.

Geschichte lebendig erzählt. Viele Einzelschicksale fügen sich zu einem großen Ganzen zusammen und geben einen Einblick in ein System, das die freie Meinungsäußerung massiv beschnitten hat.

„Geteilte Ansichten. Jugendliche stellen Fragen zur Deutschen Einheit“ herausgegeben von Julia Balogh und Birgit Murke ist im Verlag Ueberreuter erschienen, für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet und kostet 9,95 Euro. ISBN 978-3-7641-7037-0

Felsenmond – fünf Mädchen im Jemen
Latifa lebt in einem Dorf im Jemen, in dem es wieder Strom noch Wasser gibt. Sie und ihre Mutter müssen hart arbeiten, um die schwere Hausarbeit und die Mahlzeiten für die große Familie zu schaffen. Ihre Bruder helfen nicht dabei. Der Vater kommt nur am Wochenende nach Hause, da er in der Woche als Taxifahrer in der nächsten Stadt arbeitet. Trotzdem ist er der Herrscher im Haus und eines Tages bestimmt er, dass Latifa mit einem ihr völlig fremden jungen Mann verheiratet wird. Ihre Cousine Sausan hat es etwas besser getroffen: Sie darf studieren; bis sie jemanden kennenlernt. Die 15-jährige Hanna heiratet freiwillig einen reichen Saudi, Latifas Freundin Aischa muss gegen ihre herrische Schwiegermutter kämpfen. Malika ist am kämpferischsten: Sie schreibt kritische Zeitungsartikel, die sie bald in Schwierigkeiten bringen...

Von den großen Auf- und Umbrüchen in der arabischen Welt bekommt man zwar einiges mit, aber wie wirkt sich das wirklich in den Familien und im täglichen Leben aus? Dieses Buch liefert einen interessanten Einblick in die Situation der Frauen im Jemen durch die Schicksale fünf junger Frauen, die nicht mehr mit der traditionellen Rolle der Frauen im arabischen Raum einverstanden sind und um ihre individuelle Freiheit kämpfen.
Die Autorin Jasmin Adam lebte mehr als zehn Jahre mit ihrer Familie im Nahen Osten und auf der arabischen Halbinsel und hat das Leben der Frauen dort hautnah miterlebt.
„Felsenmond – fünf Mädchen im Jemen“ von Jasmin Adam ist als Taschenbuch bei cbj erschienen, für Jugendliche ab 12 Jahren und kostet 8,99 Euro.

Malala: Meine Geschichte
Malala, die jüngste Nobelpreisträgerin aller Zeiten aus Pakistan, kennt fast jeder. In diesem Buch erzählt sie jungen Lesern ihre Geschichte: Sie war fünfzehn, als ihr Terroristen auf dem Nachhauseweg von der Schule in den Kopf schossen, weil sie sich für die schulische Bildung der weiblichen Bevölkerung einsetzte. Sie überlebte den Anschlag schwer verletzt und wurde in ein Spezialkrankenhaus nach Birmingham verlegt, wo man sie mehrfach operierte. Dort lebt sie noch heute mit ihrer Familie. Mutig setzt sie ihren Kampf für Bildung fort und ist mittlerweile zum Vorbild vieler Jugendlicher auf der ganzen Welt geworden.

In Zusammenarbeit mit der Bestsellerautorin Patricia McCormick erzählt Malala sehr persönlich und mit vielen Fotos,Dokumenten und einer Zeittafel von ihrem Leben und den Ereignissen in Pakistan, ihrer Schulzeit, ihrem Familienleben und ihren Freundinnen, davon, wie die Anfeindungen der Extremisten täglich zunahmen, wie sie Widerstand leistete und ihr Leben dadurch eine tragische Wendung nahm.

"Malala: Meine Geschichte" von Malala Yousafzai mit Patricia McCormick ist als Taschenbuch beim S. Fischer Verlag erschienen, für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren geeignet und kostet 7,99 Euro.

Mohammed
Er ist der Begründer des Islam, der zweitgrößten Religion der Welt. Aber wer war dieser Gesandte Gottes eigentlich? Woher kam er? Wie verlief sein Leben vom Halbwaisen, der im 7. Jahrhundert auf der arabischen Halbinsel aufwuchs und von einem unbekannten, aber geliebten Karawanenführer zum Anführer einer neuen Gemeinschaft wurde, der sich für die Verbreitung der Botschaft Gottes einsetzen muss: für Gerechtigkeit, Wahrheit, Ehre und vor allem für den Glauben an den einen Gott – Allah.

Autor Lorenz Just, der Islamwissenschaften studierte und mehrfach den Orient bereiste und dort forschte, erzählt Schlüsselszenen aus Mohammeds Leben, angelehnt an zentrale Suren des Koran und an die Berichte islamischer Geschichtsschreiber.

Ein wissenschaftliche fundiertes, hoch interessantes Porträt, das die Widersprüche im Leben des Propheten zu ergründen versucht und dabei eins klar herausstellt: „Wer heute Gewalt rechtfertigen möchte, kann sich nicht auf das Leben Mohammeds und die Worte Allahs berufen.“

„Mohammed. Das unbekannte Leben des Propheten“ von Lorenz Just ist im Verlag Gabriel erschienen, für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und kostet 16,99 Euro. ISBN 978-3-522-30421-4

Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit
Am 7. Januar 2015 stürmten zwei Brüder das Redaktionsbüro des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ und ermordeten zwölf Menschen, darunter fünf Zeichner. Das Attentat von Paris hat auch gezeigt, welche große Wirkung die Kunst haben kann, aber auch, wie verletzlich sie ist. Mit dem Bleistift und anderen grafischen Techniken ehren in diesem Buch 29 bekannte Zeichner aus der ganzen Welt ihre toten Kollegen und klagen die Freiheit der Meinungsäußerung ein. Sie sind dem Aufruf gefolgt „Wir wehren uns mit Stift und Pinsel“. Sämtliche Honorare für dieses Buch gehen an das „Writers-in-Prison“-Programm des PEN.

Ein Buch, das zum Innehalten auffordert, zum langen Betrachten, Interpretieren, Nachdenken. Die Zeichnungen machen wütend und traurig, aber sie signalisieren auch Zuversicht, Mut und den festen Willen, sich nicht von Gewalt und Terror unterkriegen zu lassen.

„Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit“ herausgegeben von Klaus Humann ist im Verlag Aladin erschienen, für Jugendliche ab 14 Jahren geeignet und kostet 12,90 Euro. ISBN 978-3-8489-2070-9

Quellen und Bildrechte:

  • Foto 1: Auszug aus dem Buchcover „Zeichner verteidigen die Meinungsfreiheit“, Umschlagszeichnung: Jutta Bauer, Verlag Aladin