Seit seinem Bestseller "Schlank im Schlaf" ist Dr. Detlef Pape in Deutschland kein Unbekannter mehr. Wer nach seiner Insulintrennkost (und noch ein paar weiteren disziplinarischen Maßnahmen) rigoros sein Leben umkrempelt, kann sich tatsächlich von einigen Fettpölsterchen verabschieden. Der jüngste Streich des Erfolgs-Autors mit dem Titel "Die Hormon-Formel: Wie Frauen wirklich abnehmen" richtet sich speziell an die Damen. Was verbirgt sich hinter dieser Formel? Ist das Abnehmen mit der "neuen" Methode wirklich möglich? Und wie sehr unterscheidet sich das Buch von seinem "Schlank im Schlaf"-Vorgänger? Lassen Sie uns einen Blick ins Buch riskieren...
Warum Frauen zunehmen
Es ist nichts Neues, dass Frauen und Männer unterschiedlich zunehmen und auch abnehmen. Häufig fällt es den Herren der Schöpfung leichter, ein paar Kilos zu verlieren, sobald sie entsprechende Maßnahmen wie eine Ernährungsumstellung oder das Aufnehmen einer sportlichen Tätigkeit vornehmen. Frauen dagegen, die sich sowieso mit dem Thema Abnehmen ihr ganzes Leben lang verrückt machen, können sich oft nur für kurze Zeit über kleine Erfolge freuen. Ab dem 40. Lebensjahr hat man zudem das Gefühl, der Körper stellt sich stur: Jedes Pfund, das Frau verlieren will, muss nun doppelt so hart bekämpft werden. Woran liegt das? Es gibt eine einfache, aber leider wenig tröstende Erklärung für diese bodenlose Ungerechtigkeit: Mutter Natur hat dies so eingerichtet, um über Jahrmillionen den Erhalt der Gattung Mensch zu sichern. Männer sind von Natur aus mit mehr Muskeln gesegnet und benötigen bei der "Jagd" (wie sie in früherer Zeit nun mal stattfand) an den Beinen keine kräftigen Fettpolster. Frauen dagegen waren nie als Jägerinnen vorgesehen, eine kräftige Muskulatur nicht notwendig. Der menschliche Körper jedoch - egal, ob Frau oder Mann - ist dafür geschaffen, Fettdepots für Notzeiten anzusammeln, um im Zweifelsfall eisige Winter u.a. zu überstehen und sich dennoch fortpflanzen zu können. Während Männer diese Depots rasch wieder verbrennen können, ist der Körper der Frau so gepolt, dass er dies nur sparsam macht aufgrund der bereits erwähnten Gründe, und außerdem sind ja noch stille Reserven z.B. für ein Baby vonnöten. Die genetische Information für diese Funktion ist ein Leben lang in der Hormonsteuerung der Fettzellen jeder Frau enthalten - unabhängig davon, ob sie jemals schwanger wird oder nicht. Und damit sind wir direkt beim Thema...
Stoffwechselhormone außer Kontrolle
Die Geschlechtshormone Östrogen, Gestagen (Progesteron) und Testosteron steuern uns von Geburt an. Laut Dr. Pape ist bei jeder Frau allerdings eines der Sexualhormone besonders ausgeprägt und bestimmt entsprechend den persönlichen Hormontyp. Vor diesem Hintergrund bilden sich quasi die Stoffwechselhormone (Botenstoffe wie Insulin & Leptin), die beim Ab- und Zunehmen eine wesentliche Rolle spielen. Denn diese informieren das Zwischenhirn über die Höhe des Energiespeichers sowie die kurzfristige (Glukose-) und langfristige (Fett-) Sättigung. Leider werden diese Signale, was uns als Hungergefühl bekannt ist, oft missverstanden bzw. fehlgedeutet. Viele Frauen mit einem BMI über 30 leiden bereits seit Geburt unter falschen Stoffwechselprogrammen. Dies kann ein zu hoher Insulinspiegel sein oder ein verstärkter Appetit auf Fette, der ihren freien Willen beim Essen und Trinken außer Kraft setzt. Gerne essen sie z.B. auch bei Stress und nach unangenehmen Situationen, um sich mithilfe des Essen zu beruhigen. Die Folge davon: Das Sättigungsgefühl setzt nicht mehr ein, da die Sättigungshormone Leptin und Insulin nicht mehr funktionieren. Die gute Nachricht: Die Stoffwechselhormone können Sie durch Ihren Lebensstil selbst entscheidend beeinflussen - durch die Zusammenstellung Ihrer Mahlzeiten, einen aktiven Alltag und sportliches Training sowie ausreichende Ruhephasen.
Drei weibliche Hormontypen
Zu welchem der drei Hormontypen, der übrigens erblich bedingt ist, gehört man nun? Dr. Pape ist sich sicher, dies an bestimmten körperlichen Merkmalen und an der Fettverteilung am Körper ablesen zu können. Dazu müssen rund 80 Fragen beantwortet werden. Der Typ Testosteron, der liebevoll auch "Die Unabhängige" genannt wird, verfügt z.B. über einen sportlichen, athletischen Körperbau und geht einher mit breiten Schultern, großem Busen, einer wenig ausgeprägten Taille, einem schmalen Becken und kaum Po sowie langen muskulösen Beine. Die Haut dieses Typs ist unrein und gemischt und neigt evtl. zur Pubertätsakne. Das Haar ist voll und kräftig. Typ Östrogen ("Die Fürsorgliche") hat dagegen eine typische "Sanduhrfigur" oder "Birnenform" mit schmalem Oberkörper, "normal" großem Busen und schlanker Taille, dafür aber überproportional ausladenden Hüften und festen Oberschenkeln. Die Haut ist glatt und rosig, hat ein festes Bindegewebe und neigt zu blauen Flecken. Das Haar ist voll und kräftig. Und zuletzt der Typ Gestagen ("Die Ehrgeizige"): ein eher schmaler Mitteltyp zwischen Östrogen- und Testosteron-geprägter Frau; mit schmaler Taille, kleinem bis mittelgroßem Busen, schmalen bis mittelbreiten Schultern, breiterem Becken und eher schlanken Schenkeln. Die Haut ist trocken, empfindlich und neigte in der Pubertät zu Akne. Das Haar ist fein & dünn. Hat man nun seinen Hormontyp bestimmt, hat das Ernährungskonzept ein auf diesen Typ zugeschustertes Programm im Angebot...
Schlank mit der Insulintrennkost
Die Insulintrennkost ist erneut das A und O bei der neuen Diät von Dr. Pape, aber diesmal variiert sie etwas je nach Hormontyp! Während bei allen drei Hormontypen das Frühstück kohlenhydratreich und arm an tierischen Fetten sein sollte, empfiehlt Dr. Pape für den Typ Testosteron ein eiweißreiches Mittag- und Abendessen. Bei den anderen beiden Hormontypen dagegen kann neben des eiweißreichen Abendessens ein Mittagessen als Kohlenhydrate-Mischkost verspeist werden. Es gibt wenige, einfach zu beherzigende Regeln, die sich hauptsächlich danach richten, zu welcher Tageszeit welche Nährstoffe gegessen werden sollten. Selbstverständlich gibt es auch eine maximale Kalorienzufuhr (i.d.R. davon 50 % aus Kohlenhydrate, 30 % aus Fetten und 20 % aus Eiweiß - immer im richtigen Tagesrhythmus), die nicht überschritten werden sollte, wenn man abnehmen möchte und die sich leicht errechnen lässt. Aber auch der Mindest-Kalorienkonsum sollte im Auge behalten werden, denn der Körper benötigt einen Grundumsatz für Herzschlag, Körpertemperatur, Verdauung, Atmung und Schlaf. Der große Vorteil der Insulintrennkost ist der, dass man keinen Hunger leidet und daher in keine Motivationskrise gerät. Wer trotz allem ein Hungergefühl entwickelt, dem hilft ein kalorienarmer Notfallvorrat in Form von z.B. Inhalt einer Dose Thunfisch im eigenen Saft oder ein halber Becher Magerquark (250 g). Die Pfunde purzeln zwar nicht so rasant wie bei mancher Crashkur, bleiben dafür aber auf Dauer weg. Und das ist ja das eigentliche Ziel jedes Abnehmwilligen. Im Buch "Die Hormon-Formel" werden einige schöne Rezepte vorgestellt...
Bewegung und Yoga
Ohne Bewegung geht es natürlich nicht. Das sollte JEDEM klar sein. Gerade Frauen benötigen für ihr mangelndes Muskelgewebe ein gut durchdachtes Fitness- und Yoga-Programm, das Muskulatur aufbaut und den Stoffwechsel ankurbelt. Muskeln verbrennen nun einmal Fett, verbessern aber auch gleichzeitig die Silhouette, da sie das Bindegewebe straffen. Wer durchhält, kann die Pölsterchen förmlich schmelzen sehen. Dr. Pape weist jedoch ausdrücklich daraufhin, dass am hormontypbedingten Körperbau auch das ausgefeilteste Sportprogramm wenig ändern kann: So lassen sich die eher kräftigen Oberschenkel einer Östrogen-geprägten Frau nicht so einfach wegtrainieren. Aber sie werden dank regelmäßiger Bewegung fest und straff und verlieren an Umfang. Selbstverständlich gibt es auch hier leicht unterschiedliche Vorgehensweisen abhängig vom Hormontyp. Zudem ist gerade beim Thema Cellulite z.B. Kraft- und Ausdauertraining wichtig, denn die Durchblutung wird verbessert und das Gewebe gestrafft. Und auch die entwässernde Insulintrennkost hilft beim Kampf gegen die Dellen. Neben regelmäßiger Bewegung sind jedoch auch ausreichende Ruhephasen vonnöten: Spezielle Yogaübungen helfen, den Hormonspiegel auf natürliche Weise wieder zu harmonisieren. Entsprechende Übungen mit Fotos finden sich ebenfalls im Buch.
Entspannung nicht vergessen
Wer nicht lernt, sich zu entspannen, wird Probleme haben, sein Übergewicht in den Griff zu bekommen, denn Stress ist ein wahrer Figurkiller! Das falsche Essen zur falschen Zeit und viel zu schnell verspeist - prompt ist das gesamte Ernährungskonzept auf der Kippe. Wer gestresst ist, hat zudem häufig schlechte Laune und ist motivationslos. Gezielte Entspannungsübungen - übrigens völlig unabhängig vom Hormontyp - verschaffen mehr Ruhe, Gelassenheit und sorgen für einen guten Schlaf, der so wichtig ist - auch fürs Abnehmen! Verschiedene Meditationshilfen werden im Buch ebenfalls vorgestellt...
Unser Fazit zum Schluss:
Anschaulich vermitteln die Autoren zunächst, wie die weiblichen Biorhythmen, der Stoffwechsel-, Sexual- und Stresshormone ineinander greifen und das Körpergewicht beeinflussen. Dass sich daraus resultierende Abnehmkonzept erscheint logisch, die drei Bausteine Ernährung, Sport und Entspannung sinnvoll, wenn auch nicht wirklich revolutionär. Der Versuch, den Hormontyp eindeutig zu bestimmen, klappte nicht wirklich bzw. irritierte etwas. Häufig lag man zwischen zwei Hormontypen bzw. es ergab sich ein Mix aus zwei verschiedenen Typen. Da die Abnehmprogramme der drei verschiedenen Hormontypen sich jedoch nicht drastisch voneinander unterscheiden, dürfte dies nicht ganz so entscheidend für die Ernährungsumstellung sein. Die erfolgreiche Insulintrennkost ist auch hier ein großes Thema bei Dr. Pape und wird diesmal zielgerichtet vor dem Hintergrund der Hormontypen betrachtet. Die Bewegungs- und Entspannungsrubriken sind wichtige und nette Zugaben des Buches. Im großen und ganzen betrachtet vielleicht nicht ein Meilenstein der Wissenschaft, jedoch bestimmt ein Konzept, was wieder funktionieren wird. Viel Spaß und natürlich vor allem viel Erfolg!
Quelle: "Die Hormon-Formel" von Dr. med. Detlef Pape, Dr. med. Beate Quadbeck und Anna Cavelius ist bei Gräfe und Unzer erschienen und kostet 19,99 Euro (192 S., ISBN: 978-3-8338-1670-3)
Foto: 1. Stephanie Hofschläger / pixelio.de
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