Neuheiten übers Abnehmen

Fett macht nun doch nicht "fett". Dies ergab ein Datenvergleich von vier europäischen Ländern im Rahmen der EPIC-Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition). Wer fettfrei isst, nimmt also nicht autmatisch ab - besonders wenn ausreichend Bewegung fehlt.

"Die Deutschen essen zu fett". Diese Aussage haben viele Deutsche verinnerlicht und versuchen ihrem Übergewicht mit möglichst fettfreiem Essen beizukommen. Die Nahrungsmittelindustrie folgt diesem Wunsch und bietet zunehmend fettreduzierte Lightvarianten zu ihren Produkten. Doch genutzt hat es wenig, wie der Blick auf unsere Straßen bestätigt.

Dass die Anti-Fett-Kampagne nicht die Lösung der dicken Probleme ist, ergab nun auch die EPIC-Studie, die seit 17 Jahren die Auswirkungen unserer Ernährung auf die Krebsentstehung untersucht. Beim Vergleich der Daten von etwa 90.000 Patienten aus Deutschland, den Niederlanden, England, Italien und Dänemark war kein Zusammenhang zwischen aufgenommener Fettmenge und Übergewicht erkennbar. Selbst beim Blick auf die Fettzusammensetzung zeigte sich kein Einfluss. Weder schienen gesättigte Fettsäuren Gewichtszunahmen zu erklären noch ungesättigte Fettsäuren Pfunde purzeln zu lassen. "Fettreduzierte Diäten sind keine Lösung für die Adipositasepidemie", so die Schlussfolgerung der Wissenschaftler. Vielmehr sehen sie als Ursache die zunehmenden Bewegungsarmut. Besonders die deutschen Männer haben dort schlecht abgeschnitten: Im europäischen Vergleich haben sie den höchsten Anteil an massiv Übergewichtigern mit der geringste Aktivität. Bei den Niederländern verhält es sich hingegen umgekehrt.

Wer mit der Tüte Lightchips vor dem Fernseher sitzt oder fettarme Fruchtgummis vor dem Computer nascht, braucht sich daher nicht zu wundern, wenn die Waage unerwünschte Zahlen anzeigt. Denn Kalorien, die der Mensch nicht verbraucht, führen zu überflüssigen Pfunden. So bringt es nichts, die Schuld in einer bestimmten Nährstoffgruppe zu suchen. Vielmehr sollte das Augenmerk der Ernährungsempfehlungen auf der Qualität der Nahrungsmittel und nicht auf deren Fettgehalt liegen. Pflanzenöle beispielsweise verlieren durch industrielle Härtung einen großen Teil der gesunden Eigenschaften. Ist pflanzlicher Sahneersatz dann wirklich besser für die Figur?

Fettarme Diäten sind ohnehin meist von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn Fett ist ein wichtiger Geschmacksträger. Was bringt es da, die meist eh schon verminderte Lebensqualität übergewichtiger Patienten durch das Verbot aromatischer Speisen noch weiter einzuschränken? Zudem gehören fettreiche Nahrungsmittel wie Olivenöl, Seefisch und Nüsse zu einer gesunden Ernährung einfach dazu.

Quellen:
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) e.V.

Forouhi NG et al.: Dietary fat intake and subsequent weight change in adults: results from the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition cohorts. Am J Clin Nutr: 2009.

Foto: Sigrid Rossmann, Pixelio