Gibt es Voraussetzungen, die ein Kind erfüllen sollte?
Sven Soika: "Oberstes Gebot: Kinder sollten aus eigenen Antrieb tauchen wollen und nicht aus Gruppenzwang bzw. weil die Eltern es wünschen!
Ansonsten sollten sie das Element Wasser mögen und sich darin wohl fühlen. Natürlich gut schwimmen können, damit meine ich nicht bloß Seepferdchen-Schwimmabzeichen. Das Tolle am Tauchen ist doch, das es ein Sport ist, bei dem es nicht um die Wette geht, sondern eher um Ruhe und Besonnenheit. Ein Sport ohne Leistungsdruck. Hier ist es egal ob du dick, dünn, groß oder klein bist. Aber eine gewisse geistige Reife muss vorhanden sein, damit die Theorie auch wirklich verstanden wird und nicht nur bloßes Auswendiglernen erfolgt, aber das ist bei den meisten Kindern kein Problem."
Die einzige Voraussetzung, die beim Tauchen uneingeschränkt erfüllt sein muss, ist, dass der Taucher gesund ist. Das bedeutet: kein Husten, kein Schnupfen, kein Heuschnupfen bzw. Allergien und keine Mittelohrentzündung. Generell ist Tauchen mit Röhrchen in den Ohren nicht zu empfehlen, auch wenn speziell angefertigte Ohrstöpsel vorhanden sind.
Gibt es spezielle Kurse und Schulungsmaterial für Kinder?
Sven: Ja, je nach Alter gibt es verschiedenen Kurse.
Für 8 bis 12 Jährigen:
http://www.divessi.com/scuba_rangers
und für die 10 bis 14 Jährigen:
http://www.divessi.com/ssi_junior_diving_programs
Kinder begreifen aufgrund der bei uns verschieden angewandten Lehrmethoden ziemlich schnell die Theorie, denn die Lerninhalte sind gleich, ob Kind oder Erwachsener. Die Kurse laufen individuell nach Bedarf, was vorgeschrieben ist ist die max. Anzahl der Kursteilnehmer," erklärt Sven.
Sind die Kinder unter 12 Jahre alt, dürfen höchstens vier Kinder in einem Kurs - bei Sub Aqua meistens sogar nur zwei. Bei den über Zwölfjährigen dürfen es nicht mehr als acht Teilnehmer sein, bei Sub Aqua sind es oftmals vier maximal sechs.
Was ist denn so faszinierend am Tauchen mit Kindern?
"Es macht einfach super viel Spaß und dann das Leuchten in den Augen der Kinder, wenn sie auftauchen und du ihnen ihre ungetrübte Begeisterung ansiehst. Das ist das Schönste für mich," berichtet Sven Soika.
Ist Tauchen eine Risikosportart?
Tauchen ist wie jeder andere Sport mit einem gewissen Risiko verbunden, sowie Fahrradfahren eben auch. Solange aber die Regeln eingehalten werden, wird das Risiko minimiert.
Das sind:
Ø Dekommpressionsstop (in 5 m Tiefe 3 min) beim Auftauchen ab einer bestimmten Tiefe einlegen
Ø niemals alleine tauchen
Ø immer bei seinem Buddy bleiben und gegenseitig auf einander achten
Ø immer den Buddy-Check gewissenhaft durchführen
Ø sich nicht selbst zu überschätzen
Gibt es hier einen festgelegten Notfallplan für Tauchunfälle?
"Selbstverständlich!" Adel Labib erklärt ausführlich, wie die Notfallkette bei einem Tauchunfall auf der Basis El Qusier abläuft. Es gibt eine festgelegte Schrittfolge, die schriftlich in mehreren Sprachen im Office der Basis ausliegt. Neben den Erste Hilfe-Maßnahmen, die jeder vom Subaqua Team beherrscht, ist die nächste tauchmedizinische Station mit Druckkammer in Marsa Alam, etwa eine Stunde mit dem Auto entfernt. Dort gibt es zwei sehr erfahrene Tauchmediziner, Dr. Hassan und Dr. Hanna. Der lokale Ambulanzdienst ist ca 3 Minuten mit dem Auto von der Basis entfernt. "Zum Glück sind aber in den vergangenen Jahren keine Tauchunfälle hier in der Basis vorgekommen und darauf sind wir sehr stolz. Wir betreuen unsere Taucher sehr gewissenhaft und beobachten sie genau, weil bei uns die Sicherheit an erster Stelle steht. Deshalb kommen ca. 75% der Tauchgäste wieder", resümiert Adel.
Wie sieht es mit einer Tauchversicherung aus? Ist so etwas sinnvoll?
Oft haben Auslandskrankenversicherungen gewisse Leistungen ausgeklammert, das hängt jedoch von den einzelnen Verträgen und Versicherungen ab. Es gibt günstige Tauchversicherungen, die über die Tauchbasis abgeschlossen werden können (Wochenpakete) oder z.B. bei Europe DAN (Jahrespakete, falls häufiger getaucht wird www.daneurope.com). Mit einer Tauchversicherung sind die anfallenden Kosten bei einem eintretenden Tauchunfall sehr viel geringer. Es sollte auch nicht außer acht gelassen werden, dass durch eine Tauchversicherung eine kompetente Beratung von erfahrenen Tauchmedizinern vor Ort gewährleistet ist.
Kann es überhaupt zu einem Tauchunfall bei Kindern kommen, die tauchen doch gar nicht so tief?
"Ja, Kinder dürfen zwar nur ab 10 Jahren maximal bis zu einer Tiefe von 12 Metern tauchen, dennoch bleibt ein Restrisiko für Luftembolien oder Lungenbarotrauma bestehen. Eine Luftembolie kannst du aber auch im Schwimmbad in 1,50 Meter Tiefe erleiden und ein Lungenbarotrauma, wenn du das "Blubbern" Unterwasser vergisst. Aber keine Sorge, das lernen sie alles ganz genau in der Theorie!" antwortet Sven.
Wichtig ist ebenfalls zu wissen, dass zwischen dem Rückflug und dem letzten Tauchgang mindestens 24 Stunden liegen müssen. Ansonsten kann es zu einer Dekompressionserkrankung mit möglicherweise langfristigen Schäden kommen. Ursache ist die Stickstoffspeicherung im Körpergewebe während dem Tauchen. Der gespeicherte Stickstoff muss langsam wieder abgebaut werden. Durch die veränderten Druckverhältnisse während des Fluges kann dieser Prozess zu schnell ablaufen und Komplikationen verursachen. Kindern sind diesbezüglich sehr empfindlich. Ihr Organismus ist noch nicht vollkommen ausgereift und reagiert anders als bei einem Erwachsenen.
Worauf sollte bei dem Ausleihen der Ausrüstung speziell bei Kindern geachtet werden?
Generell sollte das gesamte Equipment einem sauberen und gepflegten Eindruck machen. Alle Schnallen und Verschlüsse müssen leicht gängig sein.
Ø Schläuche: Die Schläuche des Atemreglers dürfen nicht porös sein.
Ø Neoprenanzug: Speziell bei Kindern muss der Neoprenanzug gut passen, da Wasser 25 mal schneller die Wärme ableitet als Luft. Außerdem dient er zusätzlich als Schutz bei unfreiwilligen Berührungen von Korallen.
Ø Pressluftflaschen: Die Pressluftflaschen sollten mit Sicherheitsscheck-Prüfsiegel versehen und das Ablaufdatum noch nicht überschritten sein. Die Atemluft aus der Pressluftflasche sollte geschmacksneutral sein. Sie sollten nicht zu groß sein für Kinder (etwa 8 l), damit die jungen angehenden Taucher nicht zu schwer tragen müssen.
Ø Tarierweste: Sie muss gut passen.
Ø Maske: Ganz wichtig ist der Sitze der Maske. Sie darf nicht drücken und muss gut abschließen. Der Nasenerker muss gut erreichbar sein, um bei Bedarf den Druckausgleich problemlos machen zu können (Nase mit Daumen und Zeigefinger zu halten und in die Nase pusten). Die Maske an sich sollte das Blickfeld nicht all zu sehr einschränken. Das Beschlagen der Maske kann verhindert werden in dem die Gläser von innen mit Babyshampoo eingerieben werden, das brennt nicht in den Augen oder Spucke hilft auch.
Ø Flossen: Bei den Flossen ist nicht soviel zu beachten. Hauptsache sie scheuern und drücken nicht.
Ø Bleisystem: Auf dem Bleigürtel sollten die Bleigewichte so verteilt sein, dass sie nicht drücken.
Ist das Anschaffen einer Ausrüstung für Kinder sinnvoll?
Es kommt darauf an. Eine ABC Ausrüstung (Maske, Schnorchel, Flossen) ist schon sinnvoll, da sie auch zum Schnorcheln verwendet werden kann. Ein Lycra-Hemd als Sonnenschutz und zum Unterziehen ist auch sinnvoll. Bei langen Haaren ist ein Haargummi und ein Neopren-Maskenband zu empfehlen, dass erleichtert das Anlegen der Maske ungemein. Der Kauf von Tarieweste und Atemregler sind eher weniger sinnvoll für Kinder anzuschaffen, da sie ziemlich teuer sind. Ein Neoprenanzug muss gut sitzen, damit er gut wärmt, deshalb kann er nicht auf Zuwachs gekauft werden. Es lohnt sich nur im Ausverkauf.
Bei vielen Tauchbasen, so auch bei Subaqua, ist das Ausleihen des Equipments im Grund-Tauchkurs inkludiert.
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Tauchen mit der ganzen Familie - ein Erfahrungsbericht
Fotos: Sandra August, Sven Soika, Christoph Ache