Fallschirmspringen: Sich frei wie ein Vogel fühlen

Für die einen ist es Adrenalin pur, für die anderen ein völlig unverständlicher Extremsport: das Fallschirmspringen. Dabei können Letztere eigentlich gar nicht mitreden, wenn sie nicht einmal das Gefühl des freien Fliegens erlebt haben. Das einzige, was häufig dazu nötig ist, ist das Überwinden seiner Angst...

"Wenn Gott gewollt hätte, dass wir fliegen, hätte er uns Flügel gegeben!" Es gibt wohl keinen Fallschirmspringer, der diesen Spruch noch nicht zu hören bekommen hat. Doch ganz ehrlich: Der Mensch, der einem so einen Satz an den Kopf knallt, den kann man getrost fragen, ob er denn noch nie schwimmen war, denn immerhin sind wir auch nicht im Besitz von Flossen, Kiemen o.ä., was die Meerestiere auszeichnet. Und da der Mensch nun mal gerne Dinge tut, die ihm vielleicht nicht von der Natur aus in die Wiege gelegt wurden, aber wir dafür mit einem großen Hirn ausgestattet sind, um solche Dinge letztendlich möglich zu machen, ist es nicht verwunderlich, dass das Element Luft auch auf diese Art und Weise vom Homo sapiens erobert worden ist. Wer noch nie den Sprung ins Nichts wagte, aber häufig damit geliebäugelt hat, dem sind vielleicht unsere folgenden Informationen über das Fallschirmspringen nützlich...

Saisonstart und -dauer
Sobald die Temperaturen nach oben klettern, und es in 4000 Meter Höhe nicht mehr ganz so eisig kalt ist, ist die Zeit für die ganz harten Liebhaber dieses Sports gekommen. Die anderen oder - sagen wir mal - etwas empfindlicheren Skydiver werden noch ein wenig warten und erst zum Sommer hin bei wirklich warmen Temperaturen den Weg zum Flugplatz anpeilen. Saisonende ist Ende Oktober, also auch recht spät im Jahr. Allerdings muss bedacht werden, dass es selbst in der Hochsaison nicht immer ideale Sprungtage gibt. Starker Wind oder Regen kann viele Sprünge platzen lassen - sehr zum Kummer der Sportler, die fixe Termine ausgemacht haben.

Einmal Mut fassen und einen Tandemsprung wagen

Wer nicht gleich eine Ausbildung oder einen selbstständigen Sprung machen möchte, kann das Gefühl des freien Fliegens erst einmal bei einem Tandemfallschirmsprung genießen. Dafür ist natürlich keine Ausbildung erforderlich. Lediglich eine Einweisung von ca. 15 Minuten durch einen Tandemmaster, der genau erklärt, wie ein Tandemfallschirmsprung abläuft und was zu beachten ist, ist vonnöten. Wann man nicht springen darf/kann, erfahren Sie im nächsten Absatz. Wer darf, schlüpft in den Anzug, bekommt Mütze und Brille in die Hand gedrückt und sitzt in einem Flugzeug, das einen auf 3.000 - 4.000 Meter hochbringt. Mit einem Ready-Set-Go springen dort zunächst die Fallschirmspringergruppen ab und dann sind die Tandemgäste dran. Nur ca. 50 Sekunden freien Falls darf der Tandemfallschirmspringer erleben, in 1500 Meter Höhe wird dann schon der Schirm geöffnet, und man gleitet 5-7 Minuten der Erde entgegen. So kurz, wie das Vergnügen für rund 200 Euro auch ist, es ist einfach einmalig!

Fast alle dürfen einen Tandemfallschirmsprung machen

Nur wenige Voraussetzungen müssen erfüllt werden, um einen Tandemfallschirmsprung absolvieren zu dürfen: So sollte man z.B. bei guter Gesundheit sein (Arztattest ist nicht erforderlich) und keine Probleme mit dem Druckausgleich oder Rücken- und Kreislaufprobleme haben; ein max. Gewicht von 90 kg sollte zur eigenen Sicherheit nicht überschritten werden (Achtung: vorher beim Wunsch-Sprungplatz nachhaken); meistens sind Körpergrößen von 1,40 bis 2,00 m erwünscht (auch hier beim Sprungplatz vorher prüfen) und mit Zustimmung aller Erziehungsberechtigten ist ein Tandemfallschirmsprung an einigen Plätzen bereits ab 7 Jahren möglich. Allerdings ist das Gleichgewichtsorgan inkl. der Fähigkeit des Druckausgleichs in dem Alter noch nicht genug entwickelt, ab dem 14. Lebensjahr sollte dies jedoch geschehen sein. Menschen mit hohem Alter, die obige Bedingungen erfüllen, dürfen natürlich auch springen. Und selbst Menschen mit Beeinträchtigungen (Blindheit u.ä.) sind schon vom Himmel "gefallen" (und gut unten angekommen)...

Blut geleckt? Dann ab in die Ausbildung…

Wer den Schritt bzw. Sprung gewagt hat, dem kocht das Adrenalin. Schnell möchte man erneut in die Luft und das wunderbare Gefühl des freien Fliegens erleben! Natürlich ist dann der nächste Schritt eine Ausbildung. Es gibt die Möglichkeit, der konventionellen als auch der modernen (AFF) Ausbildung. Bei der konventionellen Ausbildung liegt zunächst die Konzentration auf der Handhabung des Fallschirms. Daher ist der freie Fall noch kein Thema. Der Sprungschüler hat einen Schirm, dessen Reißleine mit dem Flugzeug verbunden wird. Wenn man springt, streckt sich diese und öffnet den Schirm . Ein Sprunglehrer begleitet den Schüler, ein weiterer befindet sich am Boden und hilft beim Landen. Nach sechs solcher Sprünge springt er dann ohne diesen Automatismus und muss die Reißleine selber öffnen. Im Notfall hilft dann jedoch noch ein elektronischer Öffnungsautomat. Bei der AFF-Ausbildung, deren Kosten im Schnitt bei mindestens 1500 Euro liegen, liegt der Schwerpunkt im freien Fall. Gut im Vorfelde vorbereitet wird man im freien Fall von zwei erfahrenen, ausgebildeten Sprunglehrern begleitet. Man selbst zieht jedoch die Reißleine (im Notfall tut dies natürlich einer der beiden Begleiter) und absolviert die Schirmfahrt allein. Per Funk ist man jedoch mit einem Fallschirmsprunglehrer verbunden, der einem hilft, das gelernte Wissen in eine heile Landung umzusetzen. Ohne eine gründliche Theorie und Bodenausbildung läuft hier gar nichts. Die Lizenzprüfung zum Fallschirmspringer kann frühestens nach 23 erfolgreichen Sprüngen abgelegt werden. Als lizensierter Fallschirmspringer steht einem die Welt des Fallschirmspringens offen...

Tolle Website mit vielen Infos und Suchfunktion
Auf http://www.fallschirmspringen.org kann der Interessierte ausführliche Infos über die Anbieter von Tandemfallschirmsprüngen in einer Deutschlandkarte mit Googlemaps-Funktionalität finden. Das Besondere: Man kann direkt beim Anbieter buchen und so sich über deren Service im Vorfeld gut informieren. Häufig präsentieren die Anbieter auch preislich attraktive Angebote auf ihrer Webseite, die direkt in der Deutschlandkarte anwählbar sind. Ganz aktuell wurde eine Karte mit Plätzen erstellt, wo man die Ausbildung zum Fallschirmspringer machen kann. Neben der Präsentation der Anbieter informiert http://www.fallschirmspringen.org auch zum Ablauf und über die Voraussetzungen einer Fallschirmspringerausbildung.

Fotos: 1./3. Heinrich Lange / pixelio.de, 2. Andy / pixelio.de