10 Nationalsportarten, die hier kaum einer kennt

Spielen Sie schon Pato, Kabbadi oder Hornussen? Wie bitte? Sie kennen diese Sportarten noch nicht einmal? Kein Problem, da stehen Sie nicht alleine da. Wir wollen Ihnen 10 beliebte Nationalsportarten vorstellen, die in Deutschland (fast) niemand kennt.

Fußball, Basketball oder Handball kennt in Deutschland jeder. Und jeder fiebert bei Europa- oder Weltmeisterschaften ordentlich mit. "Doch Sport ist mehr als Fußball und nicht jeder Nachwuchsspieler kickt nur auf dem Bolzplatz. In anderen Ländern gibt es Nationalsportarten, von denen wir in Deutschland noch nicht einmal gehört haben", sagt Naomi Owusu, Geschäftsführerin von Tickaroo, der persönlichen Liveticker-App für lokale Sportereignisse jeder Art. Für Sportbegeisterte jenseits von Fußball & Co. hat das Tickaroo-Team zehn Sportarten zusammengestellt, die sich in anderen Ländern seit teilweise Tausenden von Jahren großer Beliebtheit erfreuen. Manche davon werden jetzt auch in Deutschland immer populärer.

Sepak Takraw (Thailand) - Fußballkunst im Badminton-Feld
Bei diesem Spiel handelt es sich um eine asiatische Ballsportart, die ihre Anfänge seit circa 1500 nach Christus vor allem in Thailand und Malaysia hat. Sepak bedeutet dabei auf malaiisch "Treten" oder "Schießen", Takraw heißt auf Thai "geflochtener Ball". Ziel des Spiels ist es, einen Ball mit den Füßen über ein Netz auf den Boden der gegnerischen Spielfeldhälfte zu spielen. Eine Mannschaft besteht dabei aus drei Spielern. Sepak Takraw wird heute vor allem in Südostasien gespielt, in denen es in den einzelnen Ländern unter verschiedenen Namen fungiert. Aber auch in Europa gibt es seit 2003 eine Europäische Liga. Seit 2005 wird sogar eine Turnier-Serie in Europa gespielt. "Auch wenn wahrscheinlich fast niemand in Deutschland jemals von dieser Sportart gehört hat, ist Deutschland die stärkste Nation in Europa und konnte schon diverse Euro-Series Gesamtsiege einfahren", weiß Naomi Owusu von Tickaroo. Und: "Deutschland ist zudem das weltweit erfolgreichste nichtasiatische Team".

Pato (Argentinien) - Basketball auf dem Pferderücken
Während Polo in Argentinien und anderswo als Sport der Reichen gilt, war Pato schon immer ein Sport der Landbevölkerung. "El Pato", zu deutsch "die Ente" wurde erstmals 1610 urkundlich erwähnt. Bis zu seinem Verbot 1822 durch die Kirche, stritten sich bei diesem Spiel argentinische Gauchos um eine lebende Ente, was oft blutig für Ente und Reiter endete. Heute wird statt des Federviehs ein Lederball mit vier Griffen in einem Korb am Ende des Spielfelds geworfen und die Pato-Pferde werden mittlerweile genauso hoch gehandelt wie das teure Polo-Pferd. Seit 1953 ist Pato der offizielle Nationalsport Argentiniens.

Kabbadi (Bangladesch) - Ringkampf mit Atempause und Singsang
In Südasien wird seit vier Jahrtausenden die Wettsportart Kabbadi betrieben. Dabei handelt es sich um einen Team-Ringkampf, bei dem zwei Teams immer abwechselnd einen so genannten Räuber ins gegnerische Feld entsenden. Sein Ziel ist es, einen der Gegner aus der sich an den Händen haltenden Kette der Verteidiger zu berühren und aus der Kette herauszulösen. Die besondere Schwierigkeit dabei: Er muss gleichzeitig den Atem anhalten und unaufhörlich das Wort Kabbadi wiederholen, was so viel wie "Haltende Hände" bedeutet. Der weitere Haken an diesem Unternehmen: Die Verteidiger, auch Stopper genannt, versuchen nun wiederum nach einer Berührung den "Raider" so lange davon abzuhalten ins eigene Feld zurückzukehren, bis er ein zweites Mal atmen muss. Kabbadi ist Nationalsportart in Bangladesch und seit 1990 Bestandteil der Asien Games. Auch in Europa und Nordamerika finden bereits seit einigen Jahren offizielle Wettkämpfe im Kabbadi statt.

Chilenisches Rodeo (Chile) - Stierkampf zu Pferde
Das chilenische Rodeo existiert seit 400 Jahren und ist seit 1962 neben Fußball die beliebteste Nationalsportart in Chile. Ziel des Rodeos ist es, dass zwei chilenische Cowboys, die so genannten Huasos, Rinder und Stiere mit drei verschiedenen Techniken, wie beispielsweise seitliches Reiten, einfangen müssen. "Wie auch die Stierkämpfe in Spanien, ist jedoch das chilenische Rodeo aufgrund seiner ethischen Position vor allem bei Tierschützern sehr umstritten", so Naomi Owusu.

Tejo (Kolumbien) - Indianisches Boule-Spiel mit Knall
Tejo ist eine moderne Variante eines Indianerspiels namens Turmequé und wird bereits seit 500 Jahren in Kolumbien praktiziert. Seit dem Jahr 2000 wurde Tejo vom kolumbianischen Kongress zum Nationalsport ernannt. Ziel des Spiels ist es, eine eiserne Halbkugel, den so genannten Tejo, in einen metallischen Kreis zu werfen und damit die an den vier Himmelsrichtungen aufgelegten Mechas aus Schwarzpulver zu treffen und einen lauten Knall auszulösen. Wenn keine der Mechas getroffen wird, gilt dasjenige Team als Gewinner, dessen Tejo am nächsten an der Mitte liegt.

Gaelic Football (Irland) - Fußball-Rugby der keltischen Vorfahren
Gaelic Football ist eine der populärsten Sportarten in Irland und enthält Elemente des Fußballs und Rugbys. Jede Mannschaft besteht aus 15 Spielern, die einen Lederball auf jede erdenkliche Weise in ein Tor bekommen müssen. Die erste Erwähnung eines Football-Spiels in Irland stammt aus dem Jahr 1527. Im Jahr 1884 wurde die Gaelic Athletic Association gegründet und den ungezügelten wilden Spielen, wie sie damals stattfanden, mit ersten verbindlichen Regeln ein Ende gesetzt. Heute gibt es in Irland in fast jedem Ort einen Verein für Gaelic Football. Der bedeutendste Wettbewerb ist das All-Ireland Senior Football Champignonship, dass traditionell mit dem All-Ireland Final am dritten September im Croke Park in Dublin endet.

Lacrosse (Kanada) - "Kleiner Bruder des Krieges"
Lacrosse gilt als schnellster Mannschaftssport, den man zu Fuß betreibt. Die Ballsportart wird mit einem Lacrossestick und einem Hartgummiball gespielt. Das Spiel stammt von den amerikanischen Ureinwohnern der Ostküste, auf den Gebieten der heutigen USA und Kanada. Der "kleine Bruder des Krieges", wie das Spiel von den Indianern übersetzt genannt wurde, wurde als Vorbereitung auf Kriege mit anderen Stämmen genutzt und endete nicht selten tödlich. Der Name "La Crosse" stammt vom französischen Wort für Bischofsstab, an das der Lacrossestick die französischen Missionare erinnerte. 1867 wurden der erste kanadische Verband im Lacrosse und der erste Verein in den USA gegründet. Später gelangte der Sport nach England, Australien und Neuseeland. Heute ist Lacrosse Nationalsport in Kanada. Aber auch in Deutschland gibt es seit den 90er Jahren viele Lacrossevereine, die mittlerweile im Deutschen Lacrosse Verband organisiert sind.

Hornussen (Schweiz) - Spiel um die Brotzeit
Hornussen ist ein Schweizer Mannschaftssport und zählt zusammen mit Schwingen und Steinstoßen zu den Schweizer Nationalsportarten. Hornussen ist mit anderen Schlag- und Fangspielen wie Baseball oder Cricket vergleichbar. Die schlagende Mannschaft muss den Nouss so weit wie möglich in das gegnerische Spielfeld treiben. Diese wiederum muss den anfliegenden Nouss vor dem Auftreffen am Boden des Spielfeldes mit dem Schindel stoppen. Das Spiel hat keine festgelegte Spielzeit und dauert meist circa drei bis vier Stunden. Die ersten Hornusserspiele sind bereits im 19. Jahrhundert festgehalten und wurden von den Jungbauern auf abgeernteten Äckern gespielt. Der Verlierer musste den Siegern die Brotzeit bezahlen. Seit 1902 gibt es einen nationalen Dachverband in der Schweiz.

Cricket (England) - Tagelanges Duell zwischen Werfer und Schlagmann
"Von Cricket hat sicherlich fast jeder schon einmal gehört, die Faszination, die von diesem tagelangen Spiel in immerhin 18 Staaten ausgeht, ist bei uns oft nicht nachzuvollziehen", stellt Naomi Owusu von Tickaroo fest. Beim Cricket dreht sich alles um das Duell zwischen dem Werfer und dem Schlagmann. Der "Bowler" versucht den "Batsmann" zu einem Fehler zu bewegen, der seinerseits versucht, den Ball wegzuschlagen, wofür dieser Punkte bekommen kann. Unterstützt wird der Werfer von den Feldspielern, die den Ball so schnell wie möglich wieder zurückbringen müssen. Die frühe Form des Cricket wurde bereits im 13. Jahrhundert von Schafhirten und Bauern gespielt. Während des 17. Jahrhunderts wurde das Spiel dann vor allem im Südosten Englands immer populärer. Im 18. Jahrhundert wurde Cricket schließlich zum Nationalsport in England. Inzwischen besitzt die Sportart in vielen Ländern des Commonwealth, wie in Indien, Pakistan, Bangladasch, Südafrika oder Australien, den Status des Nationalsports. Deutschland ist seit 1989 im Deutschen Cricket Bund organisiert und Mitglied der European Cricket Federation.

Buzkashi (Afghanistan) - Wettkampf um eine tote Ziege
Buzkashi ist ein traditioneller Reitsport in Afghanistan und anderen Teilen Zentralasiens. Das Spiel wird von 20 und mehr Einzelspielern gespielt, deren Ziel es ist, eine tote Ziege oder ein totes Kalb, welches vorher auf freier Steppe abgelegt wird, im Galopp aufzunehmen und dem Preisrichter vorzulegen. Gelangt ein Reiter an die Trophäe, versuchen die anderen Reiter ihm diese abzunehmen und den Weg zum Preisrichter zu verwehren. Ein Spiel kann bis zu mehreren Tagen dauern. Der Sieg ist mit hohem sozialem Prestige verbunden.

"Manche dieser Sportarten sind schon sehr gewöhnungsbedürftig und werden wahrscheinlich nie nach Deutschland kommen. Andere, wie Lacrosse, erfreuen sich bei einigen schon großer Beliebtheit, können aber sicherlich noch ein paar mehr Fans gebrauchen. In ihrem Blog stellt das Tickaroo-Team die Sportarten aus aller Welt nochmals per Video vor: http://blog.tickaroo.com/post/63455652212/share-you-passion-worldwide.

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