Ab heute nur noch Bio! Der Vorsatz ist leicht gefasst, doch in Sachen Kosmetika nur schwer in die Tat umzusetzen. Der Begriff "Naturkosmetik" hat mehr mit einem abstrakten Hinweis zu tun denn mit einer exakten Definition - eine gesetzliche Regelung ist bislang nicht in Sicht.
1. Was ist Naturkosmetik?
Die Bezeichnung "Naturkosmetik" ist nicht rechtlich geschützt. Somit kann jedes Kosmetikprodukt mit dem angesagten Stichwort "bio" werben, solange es wenigstens einen natürlichen Inhaltsstoff abgesehen von Wasser beinhaltet. Die EU-Kosmetikverordnung gibt ausschließlich Richtlinien für die klassische Kosmetik vor. Darunter fallen auch jene Chemiekeulen, deren Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit fraglich sind. Naturnahe Kosmetika oder White-Label-Produkte gelten als Paradebeispiel für eine legale Käuferverunsicherung. Derartige Produkte tragen typischerweise die Aufschrift "Frei von...". Bei der Herstellung wird entsprechend auf Inhaltssoffe wie Parabene oder Aluminiumsalze verzichtet. Trotzdem hat diese abgeschwächte Form klassischer Kosmetik noch lange nichts zu tun mit zertifizierter Naturkosmetik.
1.1 Was ist zertifizierte Naturkosmetik?
Um etwas mehr Klarheit in den Bio-Dschungel zu bringen und die eigenen Produkte deutlicher von Pseudo-Naturkosmetik zu unterscheiden, etablierten einige Hersteller von echten Bioprodukten eigene Verbänden, Richtlinien und Labels. Der seit 2007 bestehende Verband NaTrue unterscheidet zwischen Naturkosmetik (erfordert einen natürlichen Ursprung der Inhaltsstoffe), Naturkosmetik mit Bio-Anteil (70 Prozent der Inhaltsstoffe müssen biologisch angebaut sein) und Biokosmetik (kontrolliert biologischer Anbau bei mindestens 95 Prozent der Inhaltsstoffe). Neben NaTrue existieren noch weitere Verbände, deren Definitionen und Standards voneinander abweichen. Dazu gehören zum Beispiel der BDIH und sein internationales Pendant COSMOS, ICADA und EcoCert. Weil die Labelprüfung kostspielig werden kann, folgen andere Hersteller den Kriterien von Vivaness oder der Vereinigung deutscher Reformhäuser und stellen dem Verbraucher eine Liste der Inhaltsstoffe (INCI) zur Verfügung.
2. Welche Produkte und Marken sind echt Bio?
Zu den bekanntesten Herstellern von zertifizierter Naturkosmetik gehören die Marken Weleda, Dr. Hauschka, Logona, Lavera sowie Primavera. Diese Produkte können Sie online und in vielen Drogerien kaufen. Die Auswahl von echter Naturkosmetik ist meist geringer, aber die Produktpalette der Naturkosmetikmarke Lavera reicht dabei von Gesichtscreme, Haarpflegeprodukten bis hin zu Sonnencreme. Eine Liste von Herstellern, die garantiert keine Tierversuche durchführen oder durchführen lassen, stellt die Tierschutzorganisation PETA zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es viele Apps und Internetseiten, die eine INCI-Liste einzelner Produkte führen und diese dem Verbraucher über die Seriennummer zugänglich machen.
3. Welche Inhaltsstoffe dürfen in Naturkosmetik NICHT enthalten sein?
Um den Anforderungen eines Naturkosmetik-Labels zu entsprechen, dürfen definitiv keine Inhaltsstoffe enthalten sein, die genetisch oder radioaktiv verändert wurden. Chemische beziehungsweise antimikrobielle Konservierungsmittel sind ebenfalls nicht zugelassen. Außerdem muss die Herstellung von zertifizierter Naturkosmetik zwingend ohne Tierversuche auskommen. Synthetische Inhaltsstoffe sind wie oben erwähnt in geringem Maß erlaubt.
4. Ist Naturkosmetik wirklich so gesund und umweltverträglich?
4.1 Pro Naturkosmetik
Jeder dritte Kosmetikartikel enthält laut einer repräsentativen Studie des BUND Inhaltsstoffe, die als hormonell wirksam eingestuft werden. Aussagekräftige Langzeitstudien über Folgeschäden gibt es in vielen Fällen noch nicht.
Besonders kritisiert wird von Naturkosmetik-Verfechtern, dass zwar die Grenzwerte gefährlicher Inhaltsstoffe bei den einzelnen Produkten klassischer Kosmetik eingehalten, jedoch die Wechselwirkung verschiedener Produkte auf der Haut dabei nicht berücksichtigt werden. In puncto Umweltbewusstsein gewinnt eindeutig die Naturkosmetik. Viele Inhaltsstoffe der klassischen Kosmetik wie Polyethylen können beispielsweise Kläranlagen problemlos passieren und so die Gewässer belasten.
4.2 Contra Naturkosmetik
Vor allem Dermatologen und Allergologen ziehen häufig die klassische Kosmetik der Naturkosmetik vor, da Letztere öfter unvorhersehbare Allergien auslösen kann. Verbraucher bedauern dagegen das immer noch dünne Sortiment im Vergleich zu klassischer Kosmetik. Wer nicht auf wasserfeste Wimperntusche, Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 oder ultralang haltbaren Lippenstift in knalligen Farben verzichten will, wird von zertifizierter Naturkosmetik schnell enttäuscht.
Fazit
Obwohl sich Biokosmetik in den letzten Jahren zu einem echten Lifestyle-Produkt gemausert hat, ist dem Verbraucher meist schleierhaft, wie viel Natur in seinem Naturprodukt steckt. So undurchdringlich wie die schwankenden Richtlinien sind auch die Empfehlungen für den Einzelnen. Überzeugte Umweltschützer geben sich zugunsten sauberer Gewässer auch mit dem kleineren Sortiment zertifizierter Biokosmetik zufrieden. Hautempfindliche Atopiker dagegen ziehen die potenziellen Langzeitschäden der klassischen Kosmetik dem akuten Allergierisiko von Bioprodukten meistens vor. Zahlreiche Apps und Verbraucherportale helfen dem Einzelnen, unter einer Reihe von Kompromissen das individuell angemessene Produkt zu finden.
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