Wieso es sinnvoll ist, nachhaltige Kleidung zu kaufen

Machen Sie sich in Ihrer Familie Gedanken über Ihren ökologischen Fußabdruck? Das beginnt oft schon bei der Wahl der richtigen Kleidung. Durchschnittlich 40 bis 70 Kleidungsstücke kaufen Konsument:innen jährlich. Doch davon werden lediglich 60 Prozent mehr oder weniger häufig angezogen. Dieses “Fast Fashion"-Verhalten wirkt sich massiv auf die Umwelt sowie die sozialen Arbeits- und Lebensbedingungen aus. Lesen Sie, warum nachhaltige Kleidung so wichtig ist, und erfahren Sie, worauf Sie vor dem Kauf achten sollten.

Der Begriff der nachhaltigen Kleidung ist sehr komplex und nicht ganz einfach zu definieren. Geht man vom Wort “Nachhaltigkeit” aus, so reicht dieses schon viele Jahrhunderte zurück. Erstmals verwendete es der von 1645 - 1714 lebende Hans Carl von Carlowitz in der Forstwirtschaft. Damals definierte er den Begriff so, dass lediglich eine begrenzte Anzahl an Holz gerodet werden durfte. Damit wollte er sicherstellen, dass sich der Wald als natürliches System immer wieder regenerieren kann. Im Grunde genommen geht es auch in der Mode darum: Die Bedürfnisse der jetzigen Generation abbilden, ohne die zukünftig lebenden zu gefährden.

Das sind die wichtigsten Gründe für nachhaltige Kleidung

  • Nachhaltige Kleidung besteht aus umweltfreundlichen Materialien. Entweder kommen diese aus einem streng kontrollierten, biologischen Anbau oder sind recycelt. Dies wirkt sich positiv auf die Umweltbilanzierung aus. Sichtbar wird dies zum Beispiel an Bio-Baumwolle, deren Wasserverbrauch beim Anbau um 91 Prozent geringer ist als bei herkömmlicher Baumwolle.
  • Dementsprechend enthält fair produzierte Kleidung auch weniger Schadstoffe. Dies wiederum ist förderlich für die eigene Gesundheit.
  • Auch die soziale Gerechtigkeit ist ein wichtiges Argument, weshalb es sich lohnt, nachhaltige Kleidung zu nutzen. Viele Firmen, die auf nachhaltige Mode setzen, achten auf gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne.
  • Ein weiterer Aspekt ist das Tierwohl. Wer vegane Kleidung kauft, engagiert sich indirekt für den Tierschutz.
  • Da die nachhaltige Produktion weniger Druck bedeutet, steigt die Kreativität merklich an. So haben die Designer schlichtweg mehr Zeit, um neue Kollektionen zu entwerfen. Dies macht sich in den Designs bemerkbar, die mehr auf kreative Ideen statt bloßen Konsum setzen.
  • Wer in nachhaltige Kleidung investiert, hat am Ende des Tages ein reines Gewissen. Fairness beruht nämlich auf Gegenseitigkeit, sodass auch die Konsument: innen in der Verantwortung sind. Es tut einfach der Seele gut, nein zu sozialer Ungerechtigkeit und Umweltverschmutzung zu sagen.

Nachhaltige Kleidung erkennen: Wie funktioniert das?

Junge Frau im PulliFür Laien ist es manchmal gar nicht so einfach, nachhaltige Kleidung auf Anhieb zu erkennen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, die grüne Mode von sogenannter “Fast Fashion” unterscheiden zu lernen. Wesentlich für Eco-Mode sind die natürlichen, zu 100 Prozent biologisch abbaubaren Rohstoffe. In den Kleidungsstücken finden sich keine Pestizide oder genmanipuliertes Saatgut wieder. Stattdessen bringt man die natürlichen Fasern durch Re- und Upcycling immer wieder in den biologischen Kreislauf. Dabei erfolgt die Herstellung ressourcensparend, also mit einem möglichst niedrigen Wasser- und Energieverbrauch.

Auch die geringen Transportwege sind ein Zeichen für grüne Mode, da diese sehr oft lokal produziert wird. Mitunter erkennen die Verbraucher: innen die nachhaltige Kleidung bereits an der Verpackung: Umweltfreundliche Unternehmen wählen anstelle von Plastik recycelbare Materialien.


Warum Zertifikate und Siegel bei der grünen Mode so wichtig sind

Nicht jedes Kleidungsstück geht automatisch als grüne Mode durch. Denn Verbände vergeben Siegel und Zertifikate, welche die nachhaltigen Kleidungsstücke für die Verbraucher kennzeichnen. Alle Siegel und Zertifikate werden von unabhängigen Experten vergeben. Ein Unternehmen bekommt nur dann ein Siegel, wenn es bestimmte Sozial- oder Produktionsstandards einhält. Bekannte Standards sind unter anderem:

  • “GOTS” (Global Organic Textile Standard für Kleidung, deren Fasern zu mindestens 70 Prozent aus biologischer Landwirtschaft stammen)
  • Fairtrade-Siegel für fair angebaute und behandelte Rohbaumwolle
  • OEKO-TEX® MADE IN GREEN prüft die gesamte Produktionskette
  • “Grüner Knopf” als staatliches Textilsiegel prüft ökologische und soziale Produkt- und Unternehmenskriterien

Insgesamt geben die Siegel den Verbraucher: innen mehr Sicherheit und Klarheit im Umgang mit nachhaltiger Kleidung. Es besteht sogar die Möglichkeit, Siegel hinsichtlich bestimmter Kriterien miteinander zu vergleichen.

Auf nachhaltige Mode umsteigen - so klappt es!

Es ist gar nicht so schwer, auf nachhaltige Mode umzusteigen. Dabei sind Familien gar nicht unbedingt gezwungen, sich großartig einzuschränken. Auch mit grüner Kleidung lässt sich der eigene Modestil finden und ausleben. Wichtig ist hierbei neben der Art der Kleidung das Konsumverhalten. Grüne Mode bedeutet, eher wenige, aber dafür hochwertige Kleidungsstücke zu besitzen. Eine festgelegte Anzahl gibt es nicht, es gilt die Devise: Je weniger, desto grüner. Es versteht sich von selbst, dass diese Kleidungsstücke gut sitzen und relativ zeitlos sein sollten. Gefragt sind also “Lieblingsstücke” in neutralen Farben, die sich vielseitig kombinieren lassen.

Sich nachhaltig zu kleiden bedeutet übrigens nicht, das Budget für Mode großartig aufzustocken. Auch mit kleinem Geldbeutel ist es kein Problem, in grüne Mode zu investieren. Dies gelingt zum Beispiel mit pragmatischem Minimalismus in der Mode: Von acht Blusen sortiert man vier aus. Zwei, die übrig bleiben, könnten zum Beispiel zeitlos sein. Die anderen beiden sind bunt oder passen bei besonderen Anlässen.

Prinzipiell lohnt es sich bei grüner Mode aber mehr, in immerwährende Basic-Teile zu investieren. Ebenso wichtig ist es, Neuanschaffungen im Voraus zu planen. Denn: Hochwertige Mode hat nun mal ihren Preis, sie hält dafür aber um einiges länger als Billigware.

Sparpotenzial ist auch im Bereich der grünen Mode durchaus vorhanden. Viele umweltbewusste Träger:innen und Träger reparieren ihre Kleidungsstücke eher, anstatt sie wegzuwerfen. Auch Secondhand-Mode steht hoch im Kurs. Auf Flohmärkten oder Tauschpartys lassen sich so einige Schmuckstücke finden, die sich über ein zweites oder sogar drittes Leben freuen.

Damit die liebgewonnen Stücke lange halten, sollten sie richtig gepflegt werden. So sollten Sie vorm Waschen unbedingt auf das Pflegeetikett sehen. Zudem ist es sinnvoll, weiße und dunkle Wäsche stets getrennt voneinander zu waschen. Tendenziell waschen die meisten Menschen generell eher zu viel. Hier lohnt es sich zu hinterfragen: Ökologisch waschen bedeutet, nur dann die Waschmaschine anzuwerfen, wenn es notwendig ist. Das ist bei stark verschmutzten und unangenehm riechenden Kleidungsstücken der Fall. Saubere T-Shirts gehören nicht unbedingt jeden zweiten Tag in die Wäsche.

Quellen und Bildrechte:

Ähnliche oder weiterführende Artikel