Kopfläuse: Was tun?
Was schon im Kindergarten ein Problem sein konnte, ist auch in der Schule möglich: Ihr Kind kommt mit Kopfläusen nach Hause. Kann man Läusen vorbeugen, welche Mittel gegen Läuse gibt es und wie ist die beste Behandlung?
Kopfläuse sind 2-3 Millimeter große Parasiten, die sich im Kopfhaar von Menschen einnisten, ihre Eier an die Haare kleben und sich von menschlichem Blut ernähren. Bei vielen Menschen löst das Thema direkt ein Unbehagen und Kopfjuckreiz aus, gerade wenn sie selbst oder die eigenen Kinder schon einmal von Läusen betroffen waren.
Allerdings ergab die Umfrage der beiden Dresdener Biologiestudentinnen Patricia Cora Pusch und Luisa Kranich, dass Kopfläuse praktisch zu Schulen und Kindergärten dazugehören. Sie sandten einen Fragebogen an alle 259 Kindertagesstätten und 74 Grundschulen in Dresden. Die Befragung ergab, dass rund 95 Prozent der Kitas und sogar 100 Prozent der Grundschulen zwischen 2006 und 2021 einen Läusebefall hatten, davon sogar rund 60 Prozent der Kitas und rund 87 Prozent der Grundschulen allein im Jahr 2021. Die Jahreszeit spielte dabei keine Rolle.
Kinder in Schulen und Kindergärten haben den ganzen Tag über engen Kontakt beim Spielen in der Gruppe oder auf dem Pausenhof. Das macht es für Kopfläuse leicht, sich zu verbreiten. Die hohen Zahlen in den Einrichtungen sind also nicht überraschend.
Allerdings ist auch der falsche Umgang mit einem Befall eine Ursache für die hohe Häufigkeit. Wenn Kopfläuse nicht rechtzeitig erkannt oder falsch bzw. gar nicht behandelt werden, können sie sich sehr schnell ausbreiten. Oft sind Unwissenheit und auch Scham bei Betroffenen ein Grund, denn Kopfläuse sind noch immer mit einem negativen Stigma behaftet. Hat jemand Kopfläuse, wird das direkt mit Unsauberkeit in Verbindung gebracht.
Menschen ekeln sich und haben Angst, selbst befallen zu werden. „Dabei ist ein Kopflausbefall keine Folge mangelnder Hygiene“, betont Fabian Lander, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin und pädiatrischer Infektiologe am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. „Kopfläuse sind nicht durch Haarewaschen mit gewöhnlichem Shampoo zu beseitigen, sodass sie wirklich jeden treffen können.“
Betroffene Menschen verschweigen oft den Befall, weil sie mit negativen Reaktionen in ihrem Umfeld rechnen. Dabei sind Kopfläuse nicht nur sehr unangenehm, sondern können auch zu ernsthafteren Problemen führen, wenn nicht rechtzeitig und richtig gehandelt wird. „Typische Symptome wie Juckreiz auf Kopf und Nacken können bei starkem Befall durch das Aufkratzen zu offenen Stellen führen“, erklärt Fabian Lander. „Kopfläuse übertragen in Deutschland zwar keine Krankheitserreger, aber im schlimmsten Fall können bakterielle Superinfektionen in den Wunden entstehen“. Einhergehende Schlaflosigkeit und emotionale Anspannung können auch die psychische Gesundheit gefährden.
Das Infektionsschutzgesetz in Deutschland sieht keine Meldepflicht für Kopfläuse vor. Lediglich die Gemeinschaftseinrichtungen müssen einen Befall dem Gesundheitsamt mitteilen. Wie ernst die Einrichtungen diese Pflicht nehmen, ist schwer zu ermitteln, sodass die Zuverlässigkeit und Vollständigkeit der Datenlage nicht ausreichend sind. Demnach gibt die Studie aus der TU Dresden nun einen ersten wichtigen Überblick.
Alle Eltern kennen wahrscheinlich die Meldung „Läusealarm“ aus den Einrichtungen ihrer Kinder. Dann sind sie dazu angehalten, ihr Kind zu untersuchen und gegebenenfalls zu behandeln. Dabei liegt die Verantwortung vollkommen bei den Eltern. Was ist also zu tun, wenn der Läuseverdacht besteht?
Nicht erst wenn der Verdacht besteht, sollten Eltern ihre Kinder auf Läuse untersuchen. Durch regelmäßiges Absuchen des Kopfhaars kann ein Läusefall schneller erkannt und behandelt werden. Bei einem Verdacht rät Fabian Lander, das angefeuchtete und mit einer Pflegespülung behandelte Haar mit einem Läusekamm zu untersuchen. Läusekämme gibt es in Apotheken und Drogerien.
Wenn tatsächlich Läuse entdeckt wurden, ist es in erster Linie wichtig, der Kindereinrichtung und allen engeren Kontaktpersonen Bescheid zu sagen. Kitas und Grundschulen können dann die anderen Eltern über den Läusefall informieren und evtl. eine Ausbreitung verhindern.
Bei einem Befall ist es wichtig, die Behandlung möglichst bald durchzuführen und ernst zu nehmen. Die speziellen Anti-Läuse-Mittel aus der Apotheke wirken bei richtiger Anwendung sehr effektiv. Die hautverträglichen Lösungen, für die die Wirksamkeit nachgewiesen ist, enthalten Substanzen, welche Läuse zuverlässig abtöten. Dabei sollten Sie unbedingt die Anwendungsbeschreibung der Packungsbeilage zu beachten.
Wichtig ist auch die Wiederholungsbehandlung nach ca. 10 Tagen, da unter Umständen nicht alle Lauseier bei der ersten Behandlung abgetötet werden und Larven nachschlüpfen können. Wenn eine Behandlung nicht erfolgreich war, liegt das oft an fehlerhafter Anwendung des Läusemittels. Laut Fabian Lander sind die häufigsten Fehler zu kurze Einwirkzeiten, zu sparsames oder ungleichmäßiges Aufbringen des Mittels, zu hohe Verdünnung des Mittels und fehlende Wiederholungsbehandlungen. Erst wenn die Behandlung erfolgt ist, dürfen die Kinder die Kindereinrichtungen wieder besuchen.
Kopfläuse sind auf menschliches Blut angewiesen, deswegen ist die Übertragung über leblose Gegenstände, wie Kleidung und Kuscheltiere weniger wahrscheinlich. Kinderarzt Lander empfiehlt trotzdem, Kleidung, Bettwäsche und Handtücher zu waschen. Zudem sollten Haarbürsten, -spangen und -gummis in heißer Seifenlösung gereinigt werden. Nicht waschbare Kuscheltiere können in einer luftdichten Plastiktüte an einem warmen Ort für drei Tage aufbewahrt werden, um die Kopfläuse sicher abzutöten.
Wie die Studie zeigt und auch Kinderarzt Fabian Lander bestätigt, sind Kopfläuse vollkommen normal und können bei allen auftreten. Behandelt man sie schnell und korrekt, ist man sie auch schnell wieder los. Das negative Stigma sollte abgelegt werden, indem man über das Thema spricht, sich informiert und aufklärt.