Internet, Shoppen & Co.: Ab wann ist man suchtkrank?

Neben klassischen Süchten wie Alkohol- oder Drogensucht gibt es mittlerweile sehr viele andere Süchte, unter denen einige Menschen leiden. Da gibt es z.B. die Spiel-, Internet-, Kauf-, Sex- oder Arbeitssucht. Doch ab wann gilt man als süchtig? Und was kann man dagegen tun bzw. wie kann man verhindern, dass etwas zu einer Sucht wird?

Wenn keine Substanzen, also z.B. Alkohol oder Tabak im Spiel sind, die von außen zugeführt bzw. eingenommen werden können, spricht man von einer Verhaltenssucht oder häufig auch von einer nichtstoffgebundenen Abhängigkeitserkrankung. Erschreckenderweise gibt es mittlerweile unzählige Süchte, unter denen wir Menschen leiden können. So zählen zu den Verhaltenssüchten z.B. die Online-/Internetsucht, Glücksspiel- oder Computerspielsucht, Kaufsucht, Mediensucht, Sportsucht, Arbeitssucht und Sexsucht. Teilweise werden auch Essstörungen als substanzungebundene Abhängigkeit aufgefasst.

Doch ab wann kann man überhaupt von einer Sucht sprechen und bis wohin ist das Verhalten noch etwas Alltägliches? Die Grenze ist dünn. Generell kann man wohl sagen, dass eine Sucht dann vorhanden ist, wenn ein starker Wunsch oder extremer Zwang existiert, einer schädlichen Verhaltensweise nachzugehen oder ein Kontrollverlust oder ein gestörtes Sozialleben vorliegen. Vereinfacht ausgedrückt: Wer nicht mehr in der Lage ist, sein zwanghaftes Verhalten abzulegen wie z.B. den PC einen Tag mal aus zu lassen oder auf täglich vier Stunden Sport nicht verzichten kann, obwohl er/sie kein Profisportler ist, wird sehr wahrscheinlich schon süchtig sein. Typisch für Abhängige ist es z.B. auch, andere Interessen wie Freunde, Sport oder Hobbys immer mehr zu vernachlässigen. Wer dann auch regelrechte Entzugserscheinungen in Form von Gereiztheit, innerer Unruhe oder gar Aggressivität aufweist, wenn dem zwanghaften Verhalten nicht mehr nachgegangen werden kann, dürfte sich sicher sein, dass er suchtkrank ist.

Seit einem Urteil des Bundessozialgerichts aus dem Jahr 1968 ist eine Sucht eine anerkannte Krankheit. Allerdings geht bzw. ging es hierbei im Wesentlichen um die stoffgebundenen Abhängigkeitserkrankungen und weniger um die Verhaltenssüchte. Zum Glück finden einige jedoch inzwischen auch bei den Krankenkassen die nötige Anerkennung. Wer unter einer anerkannten Sucht leidet, hat die Möglichkeit verschiedene Behandlungskonzepte und je nach Ausprägung des Störungsbilds auch unterschiedliche Behandlungszeiträume zu nutzen. Das können z.B. Einzel- oder Gruppentherapien und ambulante oder stationäre Therapien sein. Doch der Weg aus einer Sucht ist nie leicht. Zunächst einmal ist es für die Betroffenen schwierig zu erkennen, dass sie süchtig sind. Danach ist die Schamgrenze nicht gering und das Annehmen von Hilfe nicht immer leicht. Natürlich kann man sich vertrauensvoll an seinen Hausarzt bzw. dem von ihm dann empfohlenen Therapeuten wenden. Doch es gibt auch Suchtberatungsstellen. Ihre Adressen kann man bei der Stadtverwaltung erfragen oder natürlich auch im Internet recherchieren. Da diese staatlich finanziert werden, muss man nichts bezahlen, wenn man dort um Rat fragt. Sie helfen bei der Vermittlung und Beantragung von Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlungen und verfügen auch über eine Liste ambulanter Therapeuten und Selbsthilfegruppen.

Leider leidet meist nicht nur der Süchtige, auch Angehörigen geht es häufig sehr schlecht. Denn sie fühlen sich nicht selten machtlos und empfinden den Umgang mit dem geliebten Menschen, der einer Sucht verfallen ist, oft als schwierig. Daher gibt es auch für Angehörige spezielle Beratungsangebote. Für Kinder gibt es nicht selten auch schon sehr gute Bücher, die bestimmte Situationen beleuchten, in der sich vielleicht gerade das Kind bzw. die Familie befindet. Sehr zu empfehlen ist da z.B. die „kids in BALANCE“-Reihe aus dem BALANCE buch + medien Verlag. Sie helfen Kindern, psychische Erkrankungen und Krisen zu verstehen und Eltern, seelische Notlagen innerhalb der ganzen Familie zu bewältigen. Ein Beispiel: Das liebevoll illustrierte Bilderbuch „Eine Tütü-Torte für Elise“ befasst sich mit dem Thema Magersucht. Inhalt: Maries große Schwester Elise verhält sich in letzter Zeit immer merkwürdiger: Elise will nicht mit der Familie zusammen essen, ist launisch und in sich gekehrt. Marie macht sich Sorgen, weil Elise immer dünner wird… Das einfühlsame Mutmachbuch für kleine Kinder ab 5 Jahren ermöglicht einen realistischen Blick auf die Krankheit und zeigt, wie gut es tut, wenn man gemeinsam gegen die Krankheit vorgeht.

Link-Empfehlungen:
BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
Fachverband Sucht e.V.
Aktionsbündnis Seelische Gesundheit

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