Fußfehlstellungen: Was es gibt & was man machen kann

Fußfehlstellungen kommen häufig vor. Doch dass es so viele verschiedene Formen gibt, ist bestimmt manchen völlig unklar. Wir wollen Ihnen einen kleinen Einblick geben, was mit unseren Füßen manchmal los ist und wie man ihnen helfen kann...

Eine Zusammenstellung wissenschaftlicher Studien des Orthopäden Prof. Dr. Nicola Mafulli von der Keele Universität in England bringt Erstaunliches zu Tage und verdeutlicht, welche "Last" der menschliche Fuß jeden Tag zu ertragen hat. Unsere Füße sind bei normalem Gebrauch innerhalb von drei Tagen der Belastung ausgesetzt, die dem Gesamtgewicht des Eifelturms entspricht. Eine 60 Kilogramm schwere Frau mit High Heels (hochhackigen Schuhe) setzt jede ihrer Fersen einem 28mal so hohen Druck wie ein erwachsener Elefant jedem seiner Füße aus. Kein Wunder also, dass laut Studie 60 Prozent der untersuchten Frauen in 16 europäischen Ländern Fehlstellungen an mindestens einem Fuß hatten. Als Ursachen dieser Fehlstellungen werden angegeben: Gefäßerkrankungen, Fettleibigkeit, Osteoporose und das Tragen von schlechtem bzw. falschem Schuhwerk. Gerade bezüglich Schuhwerk ist der Rat von Prof. Mafulli recht simpel: Barfußlaufen ist am gesündesten. In unseren Breitengraden und städtischen Umgebungen ist dies natürlich nicht immer umsetzbar, aber am Strand oder falls möglich beim Sport sollte gelegentlich aufs Schuhwerk verzichtet werden. Ein gutes Training für die Fußmuskulatur ist das Barfußlaufen auf verschiedenen Untergründen wie Kies, Gras oder Sand.

"Fußfehlstellungen entstehen aber nicht von heute auf morgen", sagt Dr. Alexander Lemmé, Spezialist für Fusschirurgie Berlin. In der Regel entwickeln sich diese Fehlstellungen über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Bei vielen sorgen die Fehlstellungen für lange Zeit zu keinen Beschwerden. Allenfalls ästhetisch stört es den einen oder anderen. Der Leidensdruck steigt jedoch, wenn es zu ersten Druckbeschwerden im Schuhwerk, vornehmlich in den Herbst- und Wintermonaten kommt. Patienten, die beim Laufen, Gehen oder sogar im unbelasteten Zustand Beschwerden verspüren, sollten umgehend einen Facharzt aufsuchen. Dadurch kann Beschwerden diagnostisch auf den Grund gegangen und frühzeitig die richtige Therapie eingeleitet werden. Dabei ist eine Operation immer nur die letztmögliche Option. In vielen Fällen können gezielte Fußgymnastik, Physiotherapie und passgenaue Einlagen zur Linderung der Beschwerden führen.

In der Wissenschaft ist der Ausmaß des Schuhwerks auf die Fehlstellungen umstritten. Unstrittig ist nur, das Gesundheitsfördernde des Barfußlaufens. Auch sind High Heels keineswegs generell zu verteufeln, es kommt wie so oft darauf an, wie häufig dieses Schuhwerk getragen wird und ob es zum Beispiel "Entspannungsphasen" für den Fuß wie das Barfußlaufen oder in bequemem Schuhwerk gibt.

Sichelfuß

Ein Sichelfuß kann entweder angeboren sein oder im Laufe der Zeit erworben werden, was häufiger der Fall ist. Es handelt sich dabei um eine verstärkte Vorwölbung von Mittelfuß und Zehen nach innen. Häufig knickt die Ferse dabei nach innen ab. Diese Fußfehlstellung zeigt sich zudem nicht selten an beiden Füßen. Als möglicher Grund für einen erworbenen Sichelfuß macht man eine bevorzugte Bauchlage des Babys verantwortlich, da dann die Zehen des Kindes permanent aufliegen und sich ggf. der Vorderfuß nach innen verdreht und so in die Sichelstellung hineinwächst. Wer unter einem angeborenen Sichelfuß leidet, hat nicht selten auch eine deformierte große Zehe, die im Grundgelenk zum Nachbarfuß abgeknickt ist, was als Hallux varus bezeichnet wird. Auch wenn der Betroffene einen deutlich nach innen ausgerichteten Gang hat, bleibt er meist von Beschwerden oder Schmerzen befreit. Da diese Fehlstellung sich häufig von alleine korrigiert, wird zunächst meist nicht viel unternommen. Bei kleinen Kindern kann wiederholt der äußere Fußrand leicht gestreichelt werden, was als sofortige Reaktion die normale Ausrichtung des Fußes bewirkt. Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind Gipsverbände, Lagerungsschalen für die Nacht oder spezielle Schuheinlagen. Sehr selten kommt es zu einem chirurgischen Eingriff.

Knick-, Senk- & Plattfuß
Diese drei Fehlstellungen hängen meistens zusammen. Das liegt daran, dass sich das Längsgewölbe des Fußes durch die Fehlstellung der Ferse (Knickfuß; Ferse und Bein bilden keine gerade Linie, die Ferse knickt zudem nach außen ab) abgesenkt wird. Auch hier gilt: Ein Knickfuß kann, muss aber nicht angeboren sein. Meist handelt es sich dabei um eine Schwäche von Sehnen und Bändern. Allerdings kommen auch mögliche Ursachen wie spastische Lähmungen, Rheuma, Knochenerkrankungen, Infektionen u.a. infrage. Und natürlich kann sich ein übergewichtiger Mensch durchaus auch einen Plattfuß erwerben. Ist ein Kind noch keine zehn Jahre alt, muss ein Knickfuß noch kein Grund zur Sorge sein. Natürlich sollte ein Knickfuß jedoch keine Schmerzen verursachen und dennoch gut beobachtet werden, da dieser die Statik des Körpers beeinträchtigt und X-, O-Beine und Kniebeschwerden begünstigt. Bei Kindern hilft es i.d.R. bereits, wenn die Muskulatur des Fußes durch eine spezielle Krankengymnastik gefördert wird. Bei starker Ausprägung eines Knickfußes kommen orthopädische Schuhe oder Schuheinlagen zum Einsatz. Auch hier wird selten eine Operation in Betracht gezogen.

Spreizfuß
Die mit am häufigsten vorhandene Fußfehlstellung ist der Spreizfuß. Dabei senkt sich das Quergewölbe des Fußes ab und es kommt darüber hinaus zu einem verbreiterten Vorderfuß. Dies ist häufig sehr schmerzhaft, zudem bilden sich an den mittleren Zehen und der Fußunterseite vermehrt Schwielen und Hühneraugen. Besonders betroffen sind Frauen. In erster Linie daher, da z.B. das häufige Tragen von hochhackigen Pumps zu einer fünffachen Belastung des Vorderfußes kommt. Auch eine angeborene Bindegewebsschwäche, Übergewicht oder Rheuma können Ursache eines Spreizfußes sein. Liegen keine Beschwerden vor, wird lediglich aus kosmetischer Sicht ein Arzt aktiv, ansonsten helfen zur Entlastung Einlagen, stärkende Fußgymnastik, ggf. ein Spreizfußverband und letztendlich auch eine Operation, wo die Mittelfußknochen versetzt werden und die Folgefehlstellungen der Zehen beseitigt werden. Die beste vorbeugende Maßnahme schon bei Kindern und Jugendlichen ist das häufige barfuß laufen.

Hallux valgus & Hallux varus
Der "Schiefstand der großen Zehe" ist eine weitere häufige Folge des falschen Schuhwerks bei Frauen. Das Tragen von spitzen, hochhackigen Schuhe über einen langen Zeitraum hinweg ist eine unglaubliche Belastung für die Füße im Ganzen und besonders für den Vorfuß. Die meisten Betroffenen haben keine Beschwerden, empfinden einen Hallux valgus allerdings als kosmetisches Problem, da der erste Mittelfußknochen deutlich hervorsteht. Dies führt im Laufe der Zeit aber oft auch zu chronischen Schwellungen, Entzündungen und dann doch zu Schmerzen. Sogar Arthrose kann entstehen. Um diese Fehlstellung zu beheben, wird in der Regel operiert. Schuheinlagen, Bandagen oder Schienen helfen nur für kurze Zeit.
Das Gegenstück zum Hallux valgus ist der Hallux varus (Spreizzehe), der jedoch eher selten auftritt. Betroffen sind meistens Menschen mittleren Alters, die häufig barfuß laufen. Es gibt jedoch auch noch andere Ursachen. Druckschmerzen führen dazu, dass eine medizinische Behandlung notwendig erscheint. Geeignete Schuhe können helfen. Bleibt der gewünschte Erfolg aus, muss ein operativer Eingriff erfolgen.

Hallux rigidus
Eine Arthrose des Großzehengrundgelenks, das mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergeht, ist eine Verschleiß bedingte Erkrankung und trifft hauptsächlich Männer. Warum ein Hallux rigidus entsteht, ist nicht ganz klar: Infrage können kommen Fehlstellungen, Vererbung oder z.B. Stoffwechselerkrankungen wie Gicht. Die zunehmende Steifheit der großen Zehe wird immer mehr zu einer Belastung, da die Betroffenen beginnen, einen Schongang einzulegen und dadurch mit Folgebeschwerden am Hüftgelenk oder am Knie rechnen können. Die Behandlungsmethoden sind vielfältig: Zunächst werden spezielle Schuheinlagen, physikalische Behandlungen und andere konservative Behandlungen durchgeführt, Auch entzündungshemmende Medikamente können verabreicht werden. Zeigen diese jedoch keine Besserung, ist eine Operation erforderlich.

Spitzfuß & Hackenfuß
Wer einen Spitzfuß oder auch Pferdefuß hat, ist nicht in der Lage, die Ferse beim Gehen auf den Boden abzusetzen. Dadurch, dass der Fuß nicht richtig abrollen kann, ist ein sicherer Gang nicht möglich. Diese Fußfehlstellung kann sowohl angeboren sein als auch erworben werden. Letzteres z.B. durch eine Wadenmuskelverkürzung. Das Kniegelenk lässt sich beim Spitzfuß nur wenig beugen. Bei Nichtbehandlung drohen massive Folgebeschwerden wie eine verkrümmte Wirbelsäule. Hier kommt entweder Krankengymnastik zum Zug oder das Anlegen eines Unterschenkel-Stehgipses, der den Fuß stabilisiert. Falls alles nicht hilft, muss operiert werden. Danach kann das Tragen von orthopädischen Schuhen notwendig sein.
Bei einem Hackenfuß laufen die Betroffenen meist nur auf der Ferse, da der Fuß nach oben hin abknickt und sich die Fußsohle nach außen dreht. Somit ist der Hackenfuß das Gegenstück zum Spitzfuß. Häufig sieht man diese nur vorübergehende Fußfehlstellung bei Säuglingen, die durch Platzmangel im Mutterleib hervorgerufen wurde. Ein erworbener Hackenfuß entsteht überwiegend durch Unfälle oder Verletzungen (z.B. ein Riss der Achillessehne). Natürlich ist die Überbelastung der Ferse schmerzhaft und beeinträchtigt das gesamte Gangbild. Die Therapie hängt von der Ursache ab. Sowohl Krankengymnastik, als auch das Anlegen von Schienen oder Gipsverbänden können zum Einsatz kommen. Mitunter ist eine Operation erforderlich oder das Tragen von orthopädischen Schuhen ist ein weiterer Ausweg.

Hohlfuß
Bei einem Hohlfuß ist das Längsgewölbe des Fußes stark überhöht und ist damit also das Gegenteil vom Plattfuß. Das Körpergewicht belastet dabei überwiegend die Ferse und den Vorfuß, so dass in den Regionen Schmerzen und Schwielen auftreten können. Außerdem können sich so genannte Krallenzehen oder Hammerzehen entwickeln. Auch bei einem Hohlfuß können erneut falsche Schuhe eine Ursache sein, aber es kann auch andere Gründe geben. Der meist unsichere Gang mit Hohlfüßen führt dann auch noch verstärkt zu Verstauchungen und Stürzen. Spezielle orthopädische Schuheinlagen, das Tragen von Nachtschienen und Krankengymnastik können helfen, manchmal jedoch hilft auch hier nur eine Operation.

Klumpfuß
In der Regel ist ein Klumpfuß erblicher Natur und damit angeboren. Es gibt jedoch viele weitere mögliche Ursachen. Dabei kommen gleich mehrere Verformungen des Fußes oder der Füße zum Tragen. Die Betroffenen müssen nicht selten auf dem Außenrand des Fußes laufen, manchmal ist der Fuß so deformiert, dass sie sogar auf dem Fußrücken laufen. Betroffen davon ist natürlich nicht mehr nur der Fuß, sondern auch die Sehnen, Bänder, Muskeln und Knochen. Die Therapie beginnt gleich nach der Geburt: Es werden Oberschenkelgipsverbände, Krankengymnastik, Einlagen und Nachtschienen eingesetzt. Wenn erforderlich, kommt es auch zu operativen Eingriffen.

Quelle: prmaximus

Fotos: 1. Helene Souza / pixelio.de, 2. manwalk (Manfred Walker) / pixelio.de, 3. Katrin Schindler / pixelio.de, 4. Petra Schmidt / pixelio.de, 5. Stihl024 / pixelio.de, 6. Rainer Sturm / pixelio.de