Weltfrauentag: Deutsche Powerfrauen und ihre Heimatorte
Am 08. März ist Internationaler Frauentag: Seit 110 Jahren wird an diesem Tag auf die Erfolge und andauernden Kämpfe der Frauenbewegung aufmerksam gemacht. Hier stellen wir Ihnen eine Auswahl beeindruckender Frauen aus Geschichte und Gegenwart vor, die in Deutschland den Weg zu mehr Gleichberechtigung geebnet und Unglaubliches geleistet haben – von der Politikerin über die Widerstandskämpferin bis zur Sportlerin.
Clara Zetkin: Die Initiatorin des Weltfrauentags (Königshain-Wiederau)
Frauenrechtlerin, Politikerin und Initiatorin des ersten Internationalen Frauentags im Jahr 1911 – Clara Zetkin (1857-1933) arbeitete unermüdlich daran, die Lebensrealität von Frauen zu verbessern. Als Teil der sozialistischen Bewegung lag ihr vor allem die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen am Herzen. Ein Thema, das mit der „Gender Pay Gap“ bis heute aktuell ist. Einen Einblick in die Kindheit und Jugend der Feministin bekommt man in ihrem Geburtsort Königshain-Wiederau in Sachsen: Das „Museum in der alten Dorfschule“ befindet sich in dem Gebäude, in dem Clara Zetkins Familie einst lebte, und erzählt heute in einer Dauerausstellung von ihrem Leben und Wirken. Ihren Gerechtigkeitssinn soll Clara Zetkin übrigens von ihrer Mutter in die Wiege gelegt bekommen haben, die sich selbst in der Frauenbewegung engagierte.
Sophie Scholl: Ein leuchtendes Beispiel für Zivilcourage
Vermutlich jeder in Deutschland kennt die tapfere junge Frau mit dem ernsthaften Gesicht, die in der Münchner Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ gemeinsam mit ihrem Bruder Hans gegen den Nazionalsozialismus kämpfte. Die Gruppe verschickte Flugblätter an Kommilitonen in anderen Städten und legte sie in Telefonzellen, parkende Autos und anderen öffentlichen Plätzen vor Ort aus. Das blieb nicht unbemerkt und so wurde nach den Mitgliedern intensiv gefahndet. Im Januar 1943 hatte Sophie Scholl das erste Mal an der Herstellung eines Flugblattes mitgearbeitet und bereits im Februar war ihnen die Gestapo auf den Fersen. Mitte Februar 1943 verschickte die Gruppe das sechste Flugblatt mit dem Aufruf, das NS-Regime zu stürzen und ein „neues geistiges Europa“ zu errichten. Der Jurist und Widerstandskämpfer Helmuth James Graf von Moltke (er wurde 1945 hingerichtet) nahm das Flugblatt mit nach Großbritannien, wo es nachgedruckt, von britischen Flugzeugen über Deutschland abgeworfen und durch den Sender BBC verbreitet wurde. Am 22. Februar wurden Sophie Scholl, 21 Jahre alt, und ihr Bruder Hans hingerichtet.
Nach Sophie Scholl sind Straßen, Kindergärten und Schulen überall in Deutschland benannt, ihre Büste steht in der Gedenkstätte Walhalla in Donaustauf (Foto) und es gibt Briefmarken ihr zu Ehren. Im April 2021 wird eine Gedenkmünze mit ihrem Konterfei herausgegeben. Die Gräber von Sophie und Hans Scholl sowie von Christoph Probst, der ebenfalls hingerichtet wurde, sind auf dem Müchener Friedhof am Perlacher Forst.
Dorothea Christiane Erxleben: Die erste promovierte Ärztin (Quedlinburg)
Dass Frauen in Deutschland studieren können, gilt heute als selbstverständlich. Das Leben von Dorothea Christiane Erxleben (1715-1762), der ersten promovierten Ärztin Deutschlands, zeigt jedoch eindrücklich, dass das nicht immer so war: Erst als Friedrich der Große, der König von Preußen, nach einer Audienz 1741 persönlich die Universität Halle anwies, die gebürtige Quedlinburgerin zur Promotion zuzulassen, durfte sie studieren. Doch ihre Pflichten als Hausfrau und Mutter hielten sie noch lange davon ab, dieses neugewonnene Recht wahrzunehmen, bis sie 1754 schließlich den Doktortitel verliehen bekam. Ihr unermüdlicher Kampf dafür, studieren zu dürfen, machte sie zu einer der Pionierinnen des Frauenstudiums. Ihr Geburtshaus und ihr späterer Wohnort, der Pfarrhof in der Kaplanei zehn, sind noch heute in Quedlinburg zu finden und stehen unter Denkmalschutz.
Elisabeth Selbert: Wegbereiterin der gesetzlichen Gleichberechtigung (Kassel)
„Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – dass dieser Satz so im Grundgesetz zu finden ist, ist Elisabeth Selbert (1896-1986) zu verdanken. Die Politikerin gilt als eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“, die nach Kriegsende an der deutschen Verfassung mitarbeiteten, und setzte sich besonders für eine klar festgeschriebene Gleichberechtigung der Geschlechter ein. Ihr Leben verbrachte die Sozialdemokratin im hessischen Kassel, wo ihr Vermächtnis noch heute das Stadtbild prägt. Neben der Elisabeth-Selbert-Promenade wurden auch das Bürgerhaus im Stadtteil Niederzwehren und die Elisabeth-Selbert-Halle im Rathaus nach ihr benannt.
Bertha Benz: Auto-Pionierin mit der ersten Fernfahrt (Pforzheim)
Ohne den Einsatz von Bertha Benz (1849-1944), der Ehefrau des Automobil-Erfinders Carl Benz, wären Autos möglicherweise erst viel später für die breite Masse zugänglich gewesen. Als der neue Benz-Patent-Motorwagen nicht gut auf dem Markt anzukommen schien, schnappte sich Bertha Benz im August 1888 kurzerhand ihre Söhne und begab sich von Mannheim bis Pforzheim auf die weltweit erste Fernfahrt mit einem Automobil – was eh schon sensationell war, wurde geradezu revolutionär durch die Frau am Steuer. Mit der gelungenen Probefahrt konnte sie die Bedenken der Kunden bezüglich der Fahrtüchtigkeit auswischen und erfand ganz nebenbei die Bremsbeläge. Heute erinnert die „Bertha Benz Memorial Route“ als Ferienstraße zwischen Mannheim und Pforzheim an die historische Fahrt. Besonders sehenswert auf der Route ist etwa die Stadtapotheke in Wiesloch, die als erste Tankstelle der Welt gilt: Hier befüllte Bertha Benz aus einer Glasflasche den Tank ihres Autos mit dem Leichtöl Ligroin, das damals nur in Apotheken erhältlich war.
Angela Merkel: Auf den Spuren der ersten Bundeskanzlerin (Uckermark)
Angela Merkel (*1954) als einzige Frau umringt von einer Gruppe anzugtragender Männer – diese Art von Foto entsteht seit ihrem Amtseintritt 2005 regelmäßig auf den großen Regierungsgipfeln und zeigt wie revolutionär ihre Position als erste Bundeskanzlerin Deutschlands ist. Auf den Spuren der „mächtigsten Frau der Welt“ wandelt man am besten von Hamburg in die Uckermark: Am 17. Juli 1954 im Elim-Krankenhaus im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel geboren, siedelte ihre Familie noch im selben Jahr von der Hansestadt in die DDR über. In Templin nördlich von Berlin verbrachte Angela Dorothea Kasner (ihr damaliger Familienname), ihre Kindheit in der DDR und wohnte mit ihrer Familie im „Haus Fichtengrund“.
Ihre Jugend in der Uckermark beschreibt die Kanzlerin als „sehr, sehr schön“ – kein Wunder bei der malerischen, landschaftlichen Vielfalt von der sie in ihrer Heimat umgeben war. Noch heute ist Angela Merkel mit der Uckermark eng verbunden und entspannt sich im Wochenendhaus in Hohenwalde vom Kanzlerinnenamt.
Steffi Graf: Tennis-Legende und Vorbild im Damensport (Brühl (Baden))
377 Wochen – so lange hielt Steffi Graf (*1969) den ersten Platz auf der Damen-Weltrangliste im Tennis. Zu Recht wird sie also als Jahrhunderttalent und als eine der erfolgreichsten Sportlerinnen aller Zeiten betitelt. Mit ihrer beispiellosen Laufbahn ist sie ein Vorbild für alle Mädchen und Frauen, die von einer Karriere im Profisport träumen – bis heute ein Privileg, dass häufig eher Männern vorbehalten ist. Als Tennis-„Wunderkind“ verbrachte sie ihre Kindheit im baden-württembergischen Brühl am Rhein, wo ihr heute als Ehrenbürgerin der Stadt der Steffi-Graf-Park gewidmet ist. Tennis spielte sie jedoch in der Kindermannschaft des Tennisclub Blau-Weiß im nahegelegenen Bensheim in Südhessen.
Diane Kruger: Aus der Kleinstadt nach Hollywood (Algermissen)
Dass man es als junges Mädchen aus der deutschen Kleinstadt nach Hollywood schaffen kann, hat wohl kaum jemand so eindrucksvoll bewiesen wie Diane Kruger (*1976). Als Diane Heidkrüger im niedersächsischen Örtchen Algermissen geboren ging sie als 15-Jährige als Model nach Paris, wo sie den Sprung in die Schauspielerei schaffte. Der große Durchbruch kam 2004 mit dem Hollywood-Streifen „Troja“ – der Beginn einer beeindruckenden Karriere im ganz großen Film-Business. Seitdem beweist sie ihr schauspielerisches Können in zahlreichen Blockbustern wie „Das Vermächtnis der Tempelritter“ an der Seite von US-Schauspieler Nicolas Cage, „Inglourious Basterds“ von Drehbuch-Autor und Regisseur Quentin Tarantino oder „Aus dem Nichts“ von Fatih Akin. Abgehoben ist sie trotzdem nicht und besucht regelmäßig ihre Familie im beschaulichen Algermissen.
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Quellen und Bildrechte:
Text (bis auf den über Sophie Scholl) und Foto 1: www.tripz.de
Obwohl die Hälfte der Bevölkerung und der Kinogänger Frauen sind, werden Männer in Filmen 2,25 mal häufiger dargestellt und erhalten mehr als doppelt so viele Sprechrollen wie Frauen (Quelle: New York Film Academy). Lesen Sie, in welchen aktuellen Filmen Frauen benachteiligt werden.
Seit mehr als hundert Jahren gibt es den Weltfrauentag und noch immer gibt es unendlich viel zu tun. In vielen Ländern werden die Menschenrechte der Frauen in schlimmster Weise verletzt, sie haben kein Eigentum, können nicht über sich selbst bestimmen, haben kaum Zugang zu Bildung und es fehlt ihnen an ausreichender medizinischer Versorgung. Im fortschrittlichen Deutschland verdienen Frauen für die gleiche Arbeit immer noch deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen. Doch Frauen sind stark - das zeigen die Beispiele vom Guinness World Records™.