Waren Sie auch schon mal in der Situation, dass Sie aufgefordert wurden, noch ein paar schöne Worte zu finden? Mit schweißnassen Händen wartet man angespannt auf genau den Moment, wo einen mehrere Dutzend Augenpaare interessiert anschauen und auf die ultimativ eindrucksvolle Rede warten bzw. hoffen. Denn schließlich kann eine schlechte Rede ziemlich schnell die gute Stimmung verderben, oder was noch schlimmer ist: Der Redner, ob gut oder schlecht, findet kein Ende, und die Gäste sind hungrig. Oftmals ist nur eins zu beachten: In der Kürze liegt die Würze!
Wenn man Sie auffordert, eine Rede zu halten, müssen Sie nicht gleich den nächsten Rhetorik-Kurs an der Volkshochschule buchen. Gerade im familiären Kreis erwartet sicherlich keiner von Ihnen, dass Sie der nächste Shakespeare sind. Wichtig ist, dass die Rede in diesem Fall persönlich, möglichst packend und ein Genuss für die Zuhörer/innen ist. Wir möchten an dieser Stelle ein paar Tipps geben.
Eine Rede können nur die wenigsten so einfach aus dem Ärmel schütteln. Die meisten Menschen benötigen dann doch eine gewisse Zeit der Vorbereitung, um z.B. Persönliches zu recherchieren. Wer dann auch noch über den einen oder anderen Gast ein paar nette Anekdoten einfügen möchte, muss diese Informationen, die dafür nötig sind, zunächst einmal sammeln. Doch Vorsicht: Bevor die Rede gehalten wird, bitte prüfen, ob die Person auch tatsächlich anwesend ist! Schwerpunkte einer Rede sind sicherlich: Über bzw. für wen diese Rede gehalten wird und der Anlass, schöne und schwierige Zeiten in deren Lebensabschnitt, persönliche Erinnerungen an diese/n Person/en bzw. nette Eigenschaften (schlechte Eigenschaften aufzuzählen verärgert nur den Gastgeber, es sei denn, es gelingt, diese in lustiger Form einzubinden, was leider auch nicht hinten losgehen kann).
Wenn man die schönen Worte kluger Köpfe komplett übernimmt, ist es vorbei mit einer persönlichen Rede. Aber: Inspiration ist alles. Manchmal peppt auch ein schönes Gedicht oder ein kleiner Vers eines bekannten Schriftstellers oder Philosophen die eigenen Worte auf. Es kann nicht schaden, Gedichtbände und Lieblingsbücher zu wälzen. Natürlich ist es dann die feine Art, wenn der "wahre" Künstler auch erwähnt wird.
Wer in seiner Hausbibliothek nicht das passende Werk entdecken kann, dem ist von Thomas Wieke "Die schönsten Verse für jede Gelegenheit" (Urania Verlag, 12,95 Euro, ISBN 978-3-332-01996-4, gibt es nur noch gebraucht) zu empfehlen. Der Verfasser hat seine besten Werke aus den letzten Jahren zusammengetragen. Und er hat aus den Sammlungen der großen Meister - von Paul Fleming bis Wilhelm Busch - ein paar Juwelen hervorgezaubert, die sich für besonders besinnliche und heitere Momente eignen. Hier findet man garantiert den richtigen Reim für jede Gelegenheit.
Noch ein Tipp: "Die schönsten Sprüche und Zitate für Hochzeiten und Hochzeitstage" * von Yvonne Joosten, erschienen im Humboldt Verlag, Preis: 12,95 Euro.
Wie schon erwähnt: Weniger ist oft mehr. Keiner möchte mit knurrendem Magen ewig auf sein Essen warten, denn meistens werden die Reden genau vor dem Servieren des Festmahls gehalten. Oft eine Zerreißprobe für Gäste und Personal. Also muss nicht selten drastisch gekürzt werden. Letztendlich lohnt es sich aber.
Eine gute Länge sind fünf Minuten. Ein packender Vortrag darf dann auch schon mal sieben oder 13 Minuten dauern, aber nicht selten folgen weitere Redner, die die ganze Prozedur dann zusätzlich in die Länge ziehen. Ein Leitthema, das sich wie ein roter Faden durch die Rede zieht, gibt dem ganzen Struktur und macht die Rede rund.
Wenn sozusagen das Konzept steht, fällt das Schreiben auf einmal nicht mehr ganz so schwer. Nun müssen die Stichworte zusammengebracht, der eine oder andere nette Vers eingefügt und einige Pointen gesetzt werden. Fertig? Sicherlich nicht! Wer seine niedergeschriebenen Worte sich oder einer anderen Person laut vorliest, wird bemerken, dass noch ein bisschen gekürzt, gefeilt oder sogar umgeschrieben werden muss. Und erst dann, wenn man wirklich zufrieden ist, wird das entstandene Werk auch geübt, damit die Worte auf der Feier möglichst fließend vorgetragen werden können, obwohl man natürlich trotzdem Lampenfieber hat. Übrigens: Wer es sich zutraut, kann natürlich die Rede auswendig lernen oder nur ein paar Stichworte als Anhaltspunkte notieren, doch ein Muss ist dies nicht. Schlechter ist es, wenn aufgrund von Nervösität oder Vergesslichkeit, die Rede ins Stocken gerät oder der Redefluss gar ganz versiegt.
Das Fest hat begonnen, viele fröhliche Menschen freuen sich auf einen schönen Nachmittag oder Abend. Die vorbereitete Rede ist nur ein kleiner Teil des Ganzen, dennoch gerade für den Redner und für den oder die, denen die Rede gilt, ein ganz besonderer Moment. Nervös zu sein, ist erlaubt. Jetzt heißt es gut durchatmen, Ruhe bewahren und langsam, deutlich und nicht zu leise die geübten Worte vortragen. Bloß nicht den Text einfach herunterleiern! Gefühle zu zeigen ist erwünscht und machen die Rede sehr persönlich. Auch Augenkontakt ist wichtig, denn nicht das Blatt Papier auf dem Podest oder in der Hand sollen von den gesprochenen Worte berührt werden, sondern die Anwesenden, vor allem sicherlich die Hauptperson/en.
"Ob wir wollen oder nicht, in unseren Tagen liegt die Macht beim Wort - die Macht gehört denen, die reden können!" (Lord Salisbury)
