206 Jahre "Stille Nacht, heilige Nacht"

Das beliebteste Weihnachtslied der Welt wurde 1816 von dem österreichischen Priester und Dichter Joseph Mohr geschrieben,die Melodie dazu komponierte der Komponist und Lehrer Franz Xaver Gruber zwei Jahre später. Heute ist "Stille Nacht, heilige Nacht" praktisch auf der ganzen Welt bekannt.

Am Heiligenabend 1818 trugen Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber "Stille Nacht" in der Kirche St. Nikola in Oberndorf das erste Mal mit Gitarrenbegleitung vor. Heute kennen weltweit 200 Milliarden Menschen dieses Lied, es wird in über 300 Sprachen und Dialekten auf der ganzen Welt gesungen. „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ ist UNESCO-Weltkulturerbe und Weltfriedenslied, internationales Kulturgut und musikalisches Erbe. Doch wie kam es dazu?

Wie "Stille Nacht" seinen Siegeszug um die Welt antrat

Der Zillertaler Orgelbauer Carl Mauracher brachte das Lied nur wenige Jahre später nach Tirol, wo Anfang der 1830er Jahre das Tiroler Nationalsängertum entstand. Hochmusikalische Bauernfamilien zogen als fahrende Warenhändler durch Europa und traten vor Publikum auf. Vor allem die Geschwister Strasser und die Rainer-Sänger aus dem Zillertal machten das Lied international bekannt: Von Europa, über Amerika und bis nach Russland. Auch die Missionare waren beteiligt, es weiter in der Welt bekannt zu machen.

Die Menschen damals hatten den Trost, den das Lied geben konnte, bitter nötig: Politische Veränderungen und wirtschaftliche Not erschüttern das Fürsterzbistum Salzburg, die Habsburgermonarchie und Bayern. Entmachtet, geplündert, durch Brände und Missernten verwüstet und entvölkert: Nach den Napoleonischen Kriegen sind ganze Landstriche und Täler buchstäblich am Boden zerstört. Politische Krisen gehen einher mit Naturkatastrophen, Ernteausfällen und Hungersnöten.

Joseph Mohr war sozial sehr engagiert und konnte für seine Gemeinde in Wagrain einiges bewegen: einen Schulneubau, einen Fond, damit auch die Kinder armer Leute zur Schule gehen konnten, und er kümmerte sich um die Alten und Armen. Er selber war unehelich im Armenhaus geboren und hatte sich schon als Kind ein Lungenleiden in der feuchten und kalten Wohnung seiner Mutter zugezogen. Er wurde nur 56 Jahre alt. Den Siegeszug seines Gedichts als bekanntestes Weihnachtslied der Welt hat der „Priester der Armen“ nicht mehr erlebt.

Franz Xaver Gruber starb 1863 in Hallein und erlebte die ersten Erfolge ihres Liedes noch mit.

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Arnsdorf erleben

  • Im ältesten, aktiven Schulhaus Österreichs ist seit 1957 das Stille-Nacht-Museum untergebracht. Nach einer Neukonzeption wurde das Museum 2013 mit dem Österreichischen Museumsgütesiegel ausgezeichnet. Es versteht sich als ein Ort der Besinnung und der Begegnung, der die Schlichtheit der damaligen Zeit und Grubers Leben widerspiegelt. Eine traditionell eingerichtete Rauchkuchl, in der sich das Familienleben abgespielt hat, und ein historisches Klassenzimmer mit dem „Gruberpult“ und alten Schulbänken geben Einblicke in Grubers Alltag. Im Erdgeschoß des Hauses finden sich die Klassen der Volksschule Arnsdorf.
  • Neben der „Gruberschule” befindet sich die Wallfahrtskirche „Maria im Mösl“ mit der Original-Orgel, auf der Gruber von 1807 bis 1829 seinen Organistendienst leistete. In der reich ausgestatteten, spätgotischen Kirche befindet sich am eindrucksvollen Hochaltar eine Madonna mit Jesukind, die wahrscheinlich aus der Werkstatt des bedeutenden Bildhauers, Malers und Altarbauers Michael Pacher stammt. Als Glockenspiel der Kirche ertönt die weltberühmte Stille Nacht-Melodie.
  • Der „Gruber-Mohr-Gedenkweg“ verbindet die beiden Orte Arnsdorf und Oberndorf. Die 25 Kilometer lange Stille-Nacht-Route ist ein Rad-Rundweg, der ebenfalls durch die beiden Orte führt.

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Mariapfarr erleben

  • Das Stille-Nacht-Museum zeigt das Thema „Wallfahrt“ und den Zusammenhang zu „Stille Nacht“ in verschiedenen Facetten. Es bereitet „den Weg“ auf verschiedene Weise auf – vom Lebensweg Joseph Mohrs und den schwierigen Lebensverhältnissen dieser Zeit, über den inneren und individuellen Weg jedes Einzelnen bis zu den Schätzen, die ihren Weg in das Museum gefunden haben. Darunter sind Kostbarkeiten aus dem Besitz der Basilika Mariapfarr aus der Zeit der Hochblüte der Wallfahrt. Zu den Besonderheiten des Museums zählt das „Mariapfarrer Silberaltärchen“ aus dem Jahr 1443 und die große Weihnachtskrippe in der rekonstruierten „Mohr-Stube“. Die rund 100 Figuren stammen aus dem Jahr 1750 und schmückten bereits zu Mohrs Zeiten die Krippe.
  • Die Wallfahrts- und Stille Nacht Basilika „Unsere Liebe Frau“ nahm immer schon eine besondere pastorale und historische Stellung innerhalb des Erzbistums Salzburg ein. Das Altarbild „Anbetung der Heiligen Drei Könige und dem holden Knaben im lockigen Haar“ soll Mohr zur entsprechenden Textzeile inspiriert haben. Kirche und Altar wurden im August 2016 nach zweijähriger Renovierung neu geweiht, ebenso wie der neue Stille-Nacht-Brunnen auf dem neu gestalteten Joseph-Mohr-Platz. Am 5. April 2018 erhob Papst Franziskus die Wallfahrtskirche per Dekret zur Basilica Minor (kleinere Basilika). Die Feierlichkeiten dazu fanden am 15. August 2018 statt.

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Oberndorf erleben

  • Im Stille-Nacht-Bezirk von Oberndorf findet sich an Stelle der St. Nikola Kirche, die durch ständige Hochwasser beschädigt und abgetragen werden musste, die Stille-Nacht-Kapelle. Seit 1953 findet ohne Unterbrechung jährlich am Heiligen Abend um 17 Uhr vor der Kapelle die Stille-Nacht-Gedächtnisfeier statt, zu der zahlreiche Menschen aus aller Herren Länder anreisen, um das Weihnachtslied „Stille Nacht! Heilige Nacht!" zu hören und zu singen.
  • Im Alten Pfarrhof neben der Stille-Nacht-Kapelle ist das neue Stille-Nacht-Museum Oberndorf untergebracht. Hier werden den Besuchern auf zwei Stockwerken das Stille Nacht-Lied und seine Geschichte präsentiert. Die Zeit der Entstehung und Verbreitung des Weihnachtsliedes sowie das Umfeld, in dem es entstand, bilden weitere Schwerpunkte des Museums. Einzigartige Erinnerungsstücke und interaktive Stationen laden zum Entdecken ein. Der Hof des Museums ist dem Oberndorfer Philosophen und Träger des alternativen Nobelpreises Leopold Kohr gewidmet.
  • Besuchermagnet im Advent ist auch das Stille-Nacht-Sonderpostamt: Von dort werden rund 30.000 Briefe, versehen mit einer Weihnachts-Sondermarke und einem Sonderstempel, in die ganze Welt versendet.
  • Das ganze Jahr über werden in Oberndorf Stille-Nacht-Führungen zur Kapelle und im Museum sowie Rundwanderungen durch den Ort und die Region angeboten.

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Hintersee erleben

  • In Hintersee würdigen eine Gedenktafel und ein Mohr-Portrait in der Pfarrkirche sowie eine Joseph Mohr-Büste vor der Kirche sein Leben und Wirken in der Gemeinde.
  • Das historische Joseph-Mohr-Haus neben dem alten Pfarrhof beherbergt ein Kulturzentrum und ein Museum mit einer Dauerausstellung über Mohr.
  • 2016 wurde die neu erbaute Joseph-Mohr-Gedächtniskapelle als ein Ort der Besinnung und des Innehaltens eingeweiht: Den Innenraum der Kapelle gestaltete der Hinterseer Künstler Bernd Horak.
  • Am 14. August 2018 wurde in Hintersee der Joseph-Mohr-Gedächtnisweg mit interaktiven Stationen eröffnet, der zur Joseph-Mohr-Gedächtniskapelle führt. Der Gedanke für diese Initiative war eine Kombination aus gegenständlicher Malerei und Abstraktion zu schaffen. Die Kunstwerke sind am 1,2 Kilometer langen Rundweg auf sechs Stationen (pro Liedstrophe eine) verteilt.
  • „Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Wagrain erleben

  • In Wagrain erinnert die Joseph-Mohr-Gedächtnisorgel in der Pfarrkirche an das Wirken des sozialen Vikars. Im Seitenschiff der Kirche verweist eine Gedenktafel an Joseph Mohr als Verfasser des Liedes.
  • Der Wagrainer Kulturspaziergang lädt zu einer rund eineinhalbstündigen Wanderung auf den Spuren Mohrs und durch den Stille Nacht-Bezirk. Auf dem Weg liegen die Pfarrkirche, der Pfarrhof, der von Mohr bewirtschaftet wurde und der Friedhof mit Joseph Mohrs letzter Ruhestätte.
  • Das neu renovierte Pflegerschlössl in Wagrain – ein ehemaliges fürsterzbischöfliches Gerichtsgebäude aus dem späten 18. Jahrhundert – wurde im Dezember 2017 eröffnet und beherbergt ein neues Stille-Nacht-Museum: Die Ausstellungsbereiche sind dem Leben und Wirken von Joseph Mohr in Wagrain, der Entstehung des Liedes, seiner internationalen Verbreitung und seines besonderen Zaubers gewidmet. Zudem lädt das Museum Besucher zur interaktiven Auseinandersetzung mit dem Wert von Ruhe und Stille in einer immer hektischer werdenden Zeit.
  • „Stille Maus und Stille Nacht – Ein Lied und seine Geschichte“: Das Volksstück mit Schauspielern und Marionetten wird an zwei Orten aufgeführt: Wagrain, als langjährige Heimat von Joseph Mohr, und Salzburg, als Geburtsort des Hauptdarstellers. Die Produktion des Salzburger Landestheaters erzählt Geschichten sowie Geschehnisse aus der Sicht des jungen Joseph Mohr und behandelt die Zeit, in der das Gedicht zum bekannten Lied geschrieben wurde.
  • Der alljährliche „Stille Nacht Advent Wagrain“ verbindet die Friedensbotschaft des Weihnachtliedes mit Weihnachtsbräuchen aus der ganzen Welt. Beim „Advent der Kulturen“ präsentieren sich Gastländer im Kreise der heimischen Aussteller. Weiters finden Adventkonzerte statt. Im Christkindlpostamt im Waggerl-Haus kann die Weihnachtspost liebevoll verziert werden.
  • Am 24. Dezember werden Besucher mit einem romantischen Turmblasen ab 22.15 Uhr bei der Pfarrkirche auf die Christmette um 23 Uhr eingestimmt.

„Stille Nacht! Heilige Nacht!“ in Hallein erleben

  • Franz Xaver Grubers ehemaliges Wohnhaus am „Franz Xaver Gruber Platz“ direkt gegenüber der Halleiner Stadtpfarrkirche beherbergt das Stille Nacht-Museum, das am 29. September 2018 neu eröffnet wurde. Es zeigt die komplette Dokumentation des Weihnachtsliedes, Joseph Mohrs Gitarre und Einrichtungsgegenstände von Grubers einstiger Wohnung, ebenso wie die Stille-Nacht-Autographen II, IV und V sowie die „Authentische Veranlassung“. Das Archiv verwahrt drei Musikinventare der Kompositionen, die Gruber während seiner Halleiner Zeit angelegt hat.
  • Direkt vor dem Museum befindet sich Grubers letzte Ruhestätte: Hierhin lädt jedes Jahr am 24. Dezember um 17 Uhr die Halleiner Liedertafel zum „Singen am Grubergrab“. Gäste aus aller Welt folgen der Einladung.
  • Gruber Persönlich – bei einem darstellerischen Rundgang im historischen Kostüm erzählt ein Mitglied der Familie Gruber, aus persönlicher Sicht, fachkundig und humorvoll die Geschichte von „Stille Nacht! Heilige Nacht!“.

Quellen und Bildrechte:

  • Fotos: Salzburger Land Tourismus

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