Mallorca ist mehr

"Du glaubst, Mallorca zu kennen und alles gesehen zu haben? Dann komm' mit mir und ich zeige dir die Insel von einer Seite, die du noch nicht erlebt hast."

Der Mann, von dem diese Worte stammen, ist Masio Vicenç (im Foto rechts), Direktor von Grupotel Natur. Sein Flyer verspricht das, was andere Veranstalter auch anpreisen: tolle Panoramen, spektakuläre Landschaften, unglaubliche Steinformationen, kristallklares Wasser. Die Natur aktiv erleben mit Wanderungen, Radtouren, Schnorcheln Canyoing, Coastering (Wandern zu Land und zu Wasser entlang der Küste, siehe Foto Seite 2), Nordic Walking, Bootstouren, Schatzsuche für die ganze Familie.

Familien-Welt-Redakteurin Susanne Schult war zunächst skeptisch, warum dieses Konzept so viel besser sein sollte als das anderer Veranstalter - bis sie die Gesichter hinter Grupotel Natur traf - Masio Vicenç und Ute Siewert - und mit ihnen den Norden der Insel rund um Alcudia entdeckte. "Der Weg ist das Ziel" und "Carpe diem" waren auf einmal keine abgedroschenen Phrasen mehr, sondern führten zu einem Urlaubserlebnis, das ungeheuer intensiv, aber schwer zu beschreiben ist.

Willkommen bei Grupotel

Es anders - besser - zu machen als die anderen, hat sich auch Marga Ramis-Fornés auf die Fahnen geschrieben. Sie ist Geschäftsführerin der Grupotel Hotels & Resorts (im Foto: Grupotel Gran Vista & Spa).

Das Unternehmen, zu dem mittlerweile 34 Hotels auf Mallorca, Menorca, Ibiza und in Barcelona gehören, wurde 1968 von ihrem Vater gegründet und ist nach wie vor in Familienbesitz, auch wenn es seit 1998 ein Joint Ventures mit TUI gibt.

Egal ob Single oder Großfamilie, all inclusive oder nur Übernachtung, sportlich aktiv oder Ruhe suchend, luxuriös oder funktionell - Grupotel erreicht jedes Segment mit seinen Anlagen, die alle in der Nähe des Meeres liegen und zwischen drei und fünf Sterne haben.

Authentische Gastfreundschaft ist dabei oberste Prämisse. Ziel der Familie Ramis und ihrer rund 1600 Mitarbeiter ist es, ihren Gästen das zu bieten, was sie erwarten und den Aufenthalt zu einem gelungenen Erlebnis zu machen. Die Rechnung geht auf, wie Sofia Dobreczki, Direktorin des 5-Sterne-Grupotel Parc Natural bestätigt: "40 % unserer Gäste sind Stammgäste."

Um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, investiert Grupotel zum einen Geld in die Häuser. So werden 2012 / 2013 20 Millionen Euro in Modernisierungsprojekte gesteckt. Zum anderen geht es aber auch darum, Attraktionen für die Gäste zu erschließen.

Ein Beispiel dafür ist der mallorquinische Wein, der vor etwa zehn Jahren seinen Siegeszug auch außerhalb der Insel antrat. Außer den bekannten Keltereien gibt es rund 50 kleine Familienbodegas, die qualitativ hochwertige Weiß-, Rot und Roséweine herstellen. Dazu gehört mittlerweile auch wieder Son Ramon (Foto). Das Gut, das 1649 erbaut wurde, lag lange brach, bis es von der Familie Ramis-Fornés übernommen wurde. Seit 2005 stellt Son Ramon nun wieder erlesene Weine her, die zu 90 % in den Grupotel Hotels ausgeschenkt werden. Gäste das Hauses können Touren zu der Finca buchen, eventuell sogar bei der Lese helfen und sich bei einer ausgiebigen Weinprobe über mallorquinischen Wein und seine Geschichte informieren.

Auf der Suche nach Besonderheiten für ihre Gäste traf Marga Ramis-Fornés vor neun Jahren auch auf Masio Vicenç, der bis zu dem Zeitpunkt eine kleine Firma hatte und Touristen die Insel zeigte. Die Philosophie und Ideen, die Masio mit seinen Touren verband, überzeugten die Hotelchefin und so stellte sie den gebürtigen Mallorquiner an, künftig unter dem Namen Grupotel Natur die Balearen-Insel zu erleben.

Grupotel Natur

"Atalaya de Alcudia. Rundwanderung von ca. 10 km, einfach-mittel. Mit seinen 444 m bietet Atalaya herrliche Aussichten über den Norden von Mallorca. Preis pro Person inkl. Transfer, Guide, Picknick 40 Euro."

In dem Stil sind die Beschreibungen der Touren, die Grupotel Natur in seinem Werbeprospekt ausschreibt. Geht's vielleicht ein bisschen genauer? Was erlebt man denn so den Tag über? Wie sieht das Programm aus?

Auf Fragen wie diese gibt Masio grundsätzlich keine Antwort, da er es selber nicht weiß. Jeder Tag ist anders. Jede Gruppe ist anders. Darauf zu reagieren, genau das ist es, was das Projekt von Masio Vicenç und Ute Siewert auszeichnet. "Wir machen rund 500 Touren pro Jahr und werden höchstens zwei Mal nass," freut sich Masio. Sind Regenwolken am Himmel zu sehen, wird eben kurzerhand die Route geändert. Kopfschütteln bereiten dem 53-Jährigen dagegen Touristen, die damit prahlen, wie viel Strecke sie an einem Tag gemacht haben: "Was soll das? Das ist doch gar nicht wichtig. Wichtig ist, wie man den Tag verbracht hat. Und ob man nun neun oder zwanzig Kilometer dabei zurückgelegt hat, ist doch egal. Hauptsache, man hatte Spaß." Dass auch wirklich jeder der Teilnehmenden Spaß hat, ist die große Kunst, die Masio und Ute vollbringen. Ohne dass es offensichtlich wird, checken sie die einzelnen ab hinsichtlich ihrer körperlichen Fitness und ihrer sozialen Kompetenz. Danach stimmen sie den Tagesablauf so darauf ab, dass aus den zwölf bis fünfzehn Teilnehmern eine Gruppe wird. Es nutzt keinem, wissen Masio und Ute, wenn der Schwächste aus der Gruppe verzweifelt versucht, mit dem Stärksten Schritt zu halten. Spätestens nach fünf Minuten ist der körperlich am Ende und der Rest der Truppe frustriert, weil einer zurückfällt.

Die Unterschiede auszugleichen, ohne dass es für alle offensichtlich wird, bedarf viel Geschick und Einfühlungsvermögen. So bleiben Ute und Masio schon mal am Wegesrand stehen und geben informative Einblicke in die Flora und Fauna Mallorcas. Oder sie erzählen Legenden von verliebten Trollen und bitteren Tränen, aus denen die rosa blühenden Mandelbäume gewachsen sind. Das erhöht nicht nur den Unterhaltungswert der Tour, sondern dient auch dazu, dass die langsameren Wanderer aufschließen und wieder zu Atem kommen können. Dass seine Gäste in glitschige Höhlen kriechen und in lange, dunkle Tunnel krabbeln, erstaunt Masio überhaupt nicht: "Die meisten Ängste sind nicht wirklich, sondern basieren auf Einbildungen. Wenn ich frage, ,hast du Angst, in die Höhle zu gehen', bekomme ich ein ,Ja' als Antwort. Deshalb frage ich nicht und die Leute überwinden sich."

Natürlich gibt es Abstufungen bei den Touren, die Grupotel Natur anbietet. Sportlich Aktive, die den besonderen Kick suchen, finden ebenso ein passendes Angebot wie Eltern mit Kindern oder Senioren. Flexibilität, Individualität und Spontaneität ist das, was den Reiz ausmacht. Und genau deshalb ist es auch so schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden, die die Philosophie von Grupotel Natur umsetzen können. Mit der gebürtigen Deutschen Ute Siewert, die vor 13 Jahren nach Mallorca kam, hat Masio einen Glücksgriff getan, denn sie weiß sehr gut, wie die überwiegend deutschen Touristen ticken und kann den temperamentvollen Spanier auch hin und wieder dezent in seine Schranken weisen.

Etwas über sich selbst zu erfahren, sich als Teil einer Gruppe zu erleben und ein Stück über sich hinaus zu wachsen, ist das Eigentliche, was am Ende eines Tages mit Masio und Ute übrig bleibt und ein unglaublich gutes Gefühl hinterlässt. "Der größte Schatz von Mallorca bist Du", heißt es oft am Schluss einer Schatzsuche und am Ende eines erlebnisreichen Tages gibt es für einen keinen Grund, daran zu zweifeln.

Quellen und Bildrechte:

  • Fotos: Susanne Schult (2, 4 & 5), Grupotel Hotels & Resorts (3 & 6)
  • Foto 1: Andre Rau, www.pixabay

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