Alte Paläste und Kirchen werden restauriert; neue Museen errichtet und Kunstwerke geschaffen. Aber auch wer sich weniger für Kirchengeschichte oder Kunstsammlungen interessiert, kommt in der vielseitigen Stadt auf seine Kosten.
Französisches Flair und deutsche Traditionen
"Sie sind hier in einem Teil von Belgien, in dem französisches Flair herrscht, aber der Jahrhunderte lang zum Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörte", erklärt Stadtführerin Aline Gilson. Dem französischen Flair begegnen Besucher überall in der Stadt: In den kleinen Cafés, die es zu Dutzenden am Marktplatz gibt, den winzigen Brasserien der Altstadt und den exquisiten Restaurants entlang der Maas. Wer gut essen will, ist in der wallonischen Provinzhauptstadt richtig - man muss die besten Lokale nur finden. "Lüttich ist eine Stadt, die man sich erlaufen muss", sagt Aline Gilson daher gleich zu Beginn ihrer Führung. Und tatsächlich wird die Stadt umso spannender, je weiter man sich in das Gewirr der kleinen Gassen begibt. Die bunten Häuschen werden schmaler, die Verzierungen üppiger und die Dekorationen in den Fenstern ausgefallener. Wenn man die Stadt durchstreift, landet man immer wieder in Hinterhöfen, denn viele der Straßen entpuppen sich als Sackgassen. "Straße der Engel" heißt die wohl schönste von ihnen. Sie führt auf einen Platz, wo die Bewohner eine grüne Oase mitten in der Stadt geschaffen haben. Palmen wachsen hier in großen Kübeln, Wein rankt an den Häuserwänden und Sonnenliegen stehen inmitten der Idylle.
Treppenstraßen: Sportliche Herausforderung
Wer sportlich genug ist, kann auch eine der berühmten Treppenstraßen von Lüttich erklimmen. 373 Stufen hat die längste, und die Menschen, die links und rechts der Treppen wohnen, laufen diese Tag für Tag. Und das offensichtlich gerne, denn Leerstände gibt es in den Häusern nicht. Die Bewohner wissen das kostenlose Training und vor allem die Aussicht auf die Altstadt von Lüttich zu schätzen. Nach der Besichtigungstour zieht es die Besucher in die Cafés. Inspiriert von der Leichtigkeit des Lütticher Lebens bestellen sich selbst deutsche Gäste bereits zum Mittagessen Wein oder auch ein belgisches Bier. Denn natürlich hat die Metropole auch Urbelgisches zu bieten. Wer mag, kann so das Trappistenbier der Mönche, ein belgisches Ale oder auch eines der vielen Fruchtbiere probieren. Spätestens beim Bezahlen merken die Urlauber dann, dass Lüttich zwar sehr nah an Brüssel liegt, sich preislich aber erfreulich von der europäischen Hauptstadt unterscheidet.
Die Stadt der Renaissance-Paläste
Beim Curtius-Museum, einem rot strahlenden Renaissance-Palast, weiß man nicht, was man mehr bewundern soll: Das Gebäude oder die fünf verschiedenen Museen im Inneren. Kostbare Gemälde, seltene archäologische Funde, religiöse Werke, alte Waffen und wechselnde Sonderausstellungen - es ist erstaunlich, welche Sammlung in dem komplett renovierten Palast zusammengetragen wurde. Die Vielseitigkeit garantiert zudem, dass hier jeder etwas findet, das ihn begeistert. Das gilt auch für das ehemalige Palais der Fürstbischöfe von Lüttich - das Gebäude mit seiner prachtvollen Renaissancefassade zählt zu den herausragendsten Bauwerken seiner Zeit. Und die Erzählungen über die Intrigen und Machenschaften der oft sehr weltlichen Fürstbischöfe bieten auch beste Unterhaltung. In einer Stadt, wo die touristischen Highlights so nah beieinander liegen, dass man alles Sehenswerte zu Fuß erlaufen kann, bieten sich die sogenannten kombinierten Führungen an: Sie führen sowohl zu den schönsten Orten Lüttichs als auch zu besonders interessanten Ausstellungen in den Museen oder Kirchen der Stadt.
Kirchen-Highlights
Mehr als zwanzig sehenswerte Kirchen gibt es allein in der Innenstadt Lüttichs. Insbesondere die imposante gotische Kathedrale St. Paul ist einen Besuch wert. Denn auch St. Paul hat im Zuge der Verschönerung einen neuen Schliff und ein eigenes Museum für seinen Domschatz erhalten. Hier kann man sehen, wie spannend uralte Kunstwerke in ultramodernen Ausstellungsräumen wirken. So wird beispielsweise ein perfekt erhaltenes, reichverziertes Messgewand aus dem 15. Jahrhundert in goldenem Licht präsentiert. Und die ehemalige Stiftskirche St. Bartholomäus hat sogar eines der "sieben Wunder Belgiens" zu bieten: ein Messingtaufbecken aus dem 12. Jahrhundert. Mit seinen Kirchen und Palästen, der modernen Museumslandschaft und der lebendigen Gastroszene ist es Lüttich fraglos gelungen, an frühere Glanztage anzuknüpfen.
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Fotos: Antje Zimmermann