Kindersicherheit und Volvo: Die Schweden wissen, wie es geht

Wie werden Kinder im Auto am sichersten transportiert? Der schwedische Autohersteller Volvo ist, was Kindersicherheit im Auto angeht, ein absoluter Vorreiter. Davon konnte sich unser Auto-Experte Heinrich Rohne bei einem Workshop der Schweden auch überzeugen, und beantwortet die dringendsten Fragen.

Die Kindersicherheit gehört traditionell zu den Schwerpunkten der Sicherheitsentwicklung von Volvo. Als erster Automobilhersteller überhaupt testete Volvo bereits in den frühen 1960er-Jahren Kindersitze in Crashtests. Mittlerweile hat der schwedische Premium-Hersteller eine lange Tradition in der Entwicklung, Erprobung und Einführung neuer Sicherheitssysteme für kleinere Insassen – von Babyschalen und Kindersitzen bis hin zu aktiven und passiven Assistenzsystemen, die Unfälle vermeiden oder zumindest deren Schwere abmildern. Nutzungsempfehlungen informieren Eltern zudem über Gefahrenquellen und den sicheren Transport des Nachwuchses.

„Viele Menschen empfinden Kindersicherheit in Autos als komplexes Thema, nicht immer wissen Sie, welcher Kindersitz der richtige für ihren Nachwuchs ist. Wir konzentrieren uns seit vielen Jahren auf klare Leitlinien, die erklären, wie Kindersitze richtig genutzt und montiert werden“, erläutert Lotta Jakobsson, Senior Technical Leader für Unfallvermeidung im Volvo Cars Safety Centre.

Aber was ist richtig? Sicher nicht ein dickes Kissen als Sitz-Ersatz oder ein Kindersitz mit ausgefransten Gurten. Bei derartiger Kindersicherung schlagen Unfallforscher die Hände über dem Kopf zusammen. Damit Kinder im Auto wirklich sicher sind, gibt es einiges zu beachten.

So sollte man sich beim Kindersitzkauf an Testurteilen orientieren, beispielsweise von Autozeitschriften, Autoclubs oder der Stiftung Warentest. Billige Kindersitze erfüllen häufig zwar die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen, offenbaren bei diesen Crashtests aber Mängel. Vergünstigte Auslaufmodelle von Markenherstellern sind im preissensiblen Bereich oft die bessere Wahl. Darüber hinaus muss man darauf achten, dass das Kindersitzmodell auch ins eigene Auto passt.

Bis zu welchem Alter sollten Kinder rückwärts sitzend mitfahren? Kinder sollten bis zum Alter von drei oder vier Jahren in einem rückwärtsgerichteten Sitz gesichert werden, propagiert Autohersteller Volvo. Das ist sicherer für das Kleinkind, wird doch so sein sensibler Nacken besser geschützt. Denn die Kräfte, die bei einem Frontalcrash – der gängigsten und oft gravierendsten Unfallform – auf den Nacken wirken, wenn der Kopf nach vorn geschleudert wird, kann ein Erwachsener aushalten, ein kleines Kind meist nicht. Zahlen der Volvo-Unfallforschung aus Schweden, wo Kinder oft bis zum Alter von drei oder vier Jahren rückwärts sitzen, belegen den Nutzen. In den neuen Kindersitzen nach der europäischen i-Size Norm sitzen die Kleinsten bis zum Alter von 15 Monaten immer rückwärts, im Handel gibt es auch rückwärtsgerichtete Kindersitze für Ältere.

Welchen Vorteil bietet Isofix? Die meisten Autos der vergangenen zehn Jahre haben Isofix an Bord, Neuwagen sowieso. Dabei handelt es sich um ein einfaches Befestigungssystem für Kindersitze, bei dem der Sitz mit einem Klick in zwei Metallschlaufen am Sitz einrastet. Das geht bequem und schnell, Fehlbedienung fast ausgeschlossen. Bei der Befestigung mit einem Gurt machen viele Eltern Fehler, zum Beispiel, weil sie nicht bemerken, dass der Gurt verdreht ist oder ihn nicht fest genug anziehen. Bei älteren Fahrzeugen kann man oftmals auch Isofix nachrüsten.

Bis zu welchem Alter brauchen Kinder einen Sitz? In Deutschland wird vorgeschrieben, dass Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr, die kleiner als 1,50 Meter sind, einen Sitz benutzen müssen.

Deshalb reicht ein dickes Kissen als Unterlage eben nicht. Denn bei einem Aufprall kann das Kissen verrutschen, so dass das Kind unter dem Sicherheitsgurt hinaus rutscht und sich verletzt. Außerdem sorgt eine professionelle Sitzerhöhung durch dafür, dass der Gurt so geführt wird, dass er das Kind nicht verletzt – beispielsweise kann ein hochrutschender Beckengurt schwere Bauchverletzungen verursachen.

Ist eine Sitzerhöhung sinnvoll, die bereits in das Auto integriert ist? Grundsätzlich ja, einen in das Auto integrierten Kindersitz kann man nicht vergessen und er ist auch bei einer spontanen Mitnahme (Klassenkameraden, Mitfahrt bei Großeltern) schnell einsatzbereit. Die Sitzerhöhung, die beispielsweise für den Volvo V60 angeboten wird, lässt sich mit einem Handgriff aus- und einklappen. Da sie im Stil der übrigen Innenausstattung gehalten ist, dürfte es auch einfacher sein, ein widerwilliges Kind von der Nutzung des Sitzes zu überzeugen.

Und welcher Platz im Auto ist für Kinder der sicherste? Laut ADAC ist der sicherste Platz grundsätzlich auf dem Rücksitz. Auf dem Platz hinten rechts kann das Kind immer auf der Seite zum Fußweg ein- oder aussteigen. Der Platz auf dem Beifahrersitz ist nur sicher, wenn der Airbag ausgeschaltet ist.

Quellen und Bildrechte:

  • Fotos: Volvo