Seit 2005 gibt es die von Bundesregierung und Spitzenverbänden der Wirtschaft gemeinsame Arbeitsgruppe "Schule und Wirtschaft". Deren Aufgabe besteht darin, anhand erfolgreicher Kooperationen zwischen Schulen und Unternehmen Transferstrategien für die Themenfelder Berufsorientierung, Ausbildungsreife sowie für den Übergang von der Schule in die Ausbildung zu erarbeiten. Zahlreiche Erfolge ließen nicht lange auf sich warten, doch es gibt noch immer Schwierigkeiten auf dem Ausbildungsmarkt. So stimmen die Berufswünsche vieler Jugendlicher oft nicht mit den Ausbildungsplätzen überein, die in bestimmten Berufen und Regionen angeboten werden (Mismatch-Problem). Auch mangelt es in vielen Fällen an der Ausbildungsreife der Schulabgängerinnen und Schulabgänger sowie an realistischen Berufsvorstellungen und ausreichenden Kenntnissen der Berufs- und Arbeitswelt. Viele freibleibende Ausbildungsplätze könnten besetzt werden, wenn Jugendliche besser informiert wären, sich selber realistisch einschätzen könnten und die Voraussetzungen für die Aufnahme einer Berufsausbildung erfüllen würden.
Was soll ich nur werden?
Als Fünfjähriger war das Leben noch viel einfacher: Da wollte der kleine Knirps unbedingt Feuerwehrmann oder Lokführer werden, und seine kleine Schwester tendierte zu Krankenschwester oder Friseurin. Erwachsen geworden schauen die einst gewählten Berufe jedoch auf einmal nicht mehr so attraktiv aus: Denn die wenigsten möchten heutzutage bei einem anstrengenden Schichtdienst einen Hungerlohn verdienen. Doch wer nicht ewig die Schulbank drücken will oder zum Dauer-Studenten mutieren möchte, muss sich irgendwann intensiver mit dem Thema Berufsorientierung auseinandersetzen. Denn durch einen Beruf kann man sich nach wie vor einen gewissen Lebensstandard sichern, zudem sorgt der "richtig" gewählte Job für die nötige Erfüllung und Selbstbestätigung.
Ein Ziel vor Augen oder doch nicht?
Haupt-, Real-, Gesamt-, Gemeinschaftsschule oder Gymnasium nähern sich dem Ende, doch noch immer hat der Jugendliche keinen blassen Schimmer, was er danach tun soll. Das ist nicht selten. Für einige steht vielleicht bereits fest: Schule nie wieder, Ausbildung her! Das ist zumindest schon mal ein Ansatz. Auch wenn der Weg dadurch nicht unbedingt leichter wird, denn auch da heißt es: Was für ein Job könnte mich interessieren? Wo werden Ausbildungsplätze angeboten? Hätte ich da mit meinem Bewerbungszeugnis überhaupt eine Chance?
Eltern können „positiv“ unterstützen!
Bestenfalls erhält der Jugendliche die elterliche Unterstützung, und damit ist nicht gemeint, dass der Papa rumtönt: „Mein Sohn wird Klempner wie ich und übernimmt irgendwann die Firma!“ – Will er das wirklich? Oder dass die Mama drängt: „Natürlich studiert Charlotta Jura, sie ist ja so gescheit!“ – Selbst wenn sie das ist, möchte Charlotta wirklich Anwältin werden? Nein, wenn von elterlicher Unterstützung die Rede ist, ist damit gemeint, dass versucht wird – zusammen mit seinem Kind – den richtigen Job zu finden. Wo liegen seine Interessen, woran hat es Spaß, wobei stellt es sich richtig gut an. Und wenn sich diese Sachen noch immer nicht gezeigt haben sollten, muss die Welt nicht gleich untergehen. Lassen Sie Ihrem Kind Zeit, sich umzuschauen. Vielleicht macht es ein paar Praktika in ganz unterschiedlichen Bereichen, um erste Eindrücke zu sammeln. Betriebe sind für ein Praktikum in der Regel recht offen, und die Chance, später dort sogar als Auszubildende/r unterzukommen, kann dann auch höher ausfallen. Das kann z.B. auch für die Jugendlichen interessant sein, die leider kein gutes Zeugnis haben, weil sie z.B. Prüfungsangst haben o.ä., aber im praktischen Bereich durchaus engagiert auf sich aufmerksam machen können. Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten...Schullaufbahn fortsetzen
Die Schule fortzusetzen, um z.B. seine Chancen auf eine höhere Qualifikation und eine positive Beeinflussung auf das Auswahlverfahren bei Ausbildungsplätzen zu vergrößern, ist eigentlich immer möglich. Natürlich bringt das nichts, wenn man gerade und eben seinen Abschluss auf seiner jetzigen Schule schaffen wird oder davon auszugehen ist, dass die nächste Schule wohl so dermaßen schlecht zu wuppen sein wird, so dass man ggf. mit z.B. einem sehr guten Hauptschulabschluss weitaus positiver dasteht, als mit einer miesen „Mittleren Reife“. Nichtsdestotrotz kann es jedoch Sinn machen, wenn man unbedingt eine bestimmte berufliche Laufbahn einschlagen will, wo ein höherer Abschluss erforderlich ist, oder man sogar studieren möchte.
Studieren
Das Abi ist in greifbarer Nähe und Studieren ist angesagt? Nun heißt es: Wer die Wahl hat, hat die Qual! Leider ist die offizielle Bewerbungsfrist an den deutschen Hochschulen für das Sommersemester schon abgelaufen. Doch die heiße Phase für einen Studienstart im Wintersemester läuft erst noch an und zwar ab dem 15.5. (endet am 15.7.). Auf http://www.studieren.de gibt es auch eine Studienplatzbörse für freie Plätze an diversen Universitäten - bundesweit und kostenlos, die auch nach Bewerbungsfristende noch freie Studienplätze einiger Universitäten im Repertoire hat. Die Studienplatzbörse öffnet wieder am 15. Juli 2017 ihre Seiten. Wer schon immer wusste, dass er/sie z.B. Medizin studieren wollte, muss sich nun mit vollem Einsatz um einen Studienplatz bemühen. Das geschieht zunächst meist bei der Uni im Heimatort bzw. in der nächst größeren Stadt. Doch wenn es da nicht klappt, besteht die Möglichkeit, sich auch an einer Uni in einer anderen Stadt oder sogar im Nachbarland (z.B. Holland) zu bewerben. Natürlich steht einem da das Hotel Mama nicht mehr zur Verfügung! Wer noch unschlüssig ist oder sogar gar nicht weiß, was eigentlich für Studiengänge so angeboten werden, kann sich auf unzähligen Seiten informieren (z.B. http://studieren.de/studiengangsliste.0.html oder http://www.studiengang-verzeichnis.de/studieren/). Sinn macht es zudem, wenn man Studien- und Berufswahltests durchläuft, um erste Ideen und Hinweise zu erhalten (z.B. http://www.studienrichtung.de/ oder http://www.was-studiere-ich.de/). Was viele nicht wissen: Man kann auch ohne Abi studieren – und zwar mit der Fachhochschulreife. Diese besteht aus einem schulischen (z.B. nach der Sekundarstufe II, Gesamtschule, Höhere Handelsschule) und einem berufsbezogenen Anteil, nach einem manchmal auch einem halben Jahr Berufspraktikum oder z.B. einer abgeschlossenen Berufsausbildung). Mit dem sogenannten Fachabi kann dann trotzdem BWL, VWL o.a. an Fach-Unis studiert werden.Freiwilliges Soziales Jahr
Wer zwischen 15 und 26 Jahre alt ist, kann – wenn er möchte – ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Dieses dauert zwischen 6 und 18 Monaten, in Ausnahmen auch 24 Monate. Auch das FSJ dient der beruflichen Orientierung, schnuppert man doch in verschiedene – natürlich soziale - Berufsbereiche rein. Man arbeitet zudem mit Menschen, erfährt Gemeinschaft und kann seine Persönlichkeit weiterentwickeln. Die Freiwilligen erhalten selbstverständlich dennoch ein Taschengeld, ggf. Unterkunft und Verpflegung, sind beitragsfrei in der gesetzlichen Kranken-, Renten-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung versichert und die Eltern der Freiwilligen haben weiterhin Anspruch auf Kindergeld. Der Dienst kann in Krankenhäusern, Sozialdiensten, in Alten- & Pflegeheimen, in Einrichtungen für behinderte Menschen, in Kinderheimen, in Kindertagesstätten, in Pfarreien, in der Jugend(verbands)arbeit, in kulturellen Einrichtungen und in Sportvereinen absolviert werden. Infos finden Sie z.B. hier!
Auslandsaufenthalt
Als Austauschschülerin, als Au-pair, zur Sprachreise oder zum Studium ins Ausland? Klar, warum nicht? Diese Erfahrung wird dem Jugendlichen keiner mehr nehmen und noch – ohne eigene Familie – ist es viel einfacher! Erstaunliche Persönlichkeitsentwicklungen machen zudem einige Jugendliche durch: Schon so manch schüchternes Kind kam als extrovertierter Erwachsener zurück. Allein schon die Auswahl des Landes ist spannend, aber auch schwierig. Hilfestellung geben unzählige Organisationen, wie z.B. Stepin , AIFS , Aupair World oder Auslandsjahr.eu.Ausbildung
Welche Ausbildung hätten Sie denn gern? Ach, wäre das schön, wenn die Angebote die Nachfrage übersteigen würden. Leider ist dem nicht so, und heutzutage einen Ausbildungsplatz zu bekommen, der einem gefällt als auch angeboten wird, ist nach wie vor schwierig. Wer noch bei der Orientierung ist, wird sich über das Berufsverzeichnis der Bundesagentur für Arbeit freuen. Es bietet einen Überblick über die zumindest von der Bundesagentur verwendeten Berufsbezeichnungen. Nähere Informationen zu einem Ausbildungszweig gibt es hier! Die Palette ist riesig, von A wie Abfallbeauftragte/r bis Z wie Zuschneider/in sind so gut wie alle Berufsfelder vertreten. Gleichzeitig erfährt man, ob sein Traumjob z.B. ein Studium oder eine Ausbildung benötigt. Toll: Es gibt zu einigen Berufen auch kleine Filmchen, wo Auszubildende als auch Ausbilder zu Wort kommen und den Job näher erklären. Für denjenigen, der seine Entscheidung schon getroffen hat, geht ggf. ein steiniger Weg los. Firmen raussuchen, informieren, anschreiben, bewerben usw.. Bei Recherchetätigkeiten bzw. Erkundigungen im Familien- und Freundeskreis ist die Mithilfe der Eltern sicherlich sehr erwünscht!
Direkt in den Job...
Keinen Abschluss geschafft oder ein richtig mieses Zeugnis? Kein Bock auf Ausbildung und Berufsschule? Hm, da verdunkeln sich die Perspektiven schon erheblich. Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, auch als Ungelernter einen Job zu finden. Allerdings wird man wohl gewaltige Abstriche bei Zeit und Lohn machen müssen. Schlecht bezahlte Jobs wird es immer geben! Und es wird immer jemanden geben, der diese machen wird bzw. muss. Ob dies auf Dauer erstrebenswert ist, sei dahin gestellt und vermutlich unwahrscheinlich. Doch selbst dann, wenn erst später diese Erkenntnis kommt, muss das nicht das Ende sein. Es kann z.B. eine Umschulung gemacht werden oder auch später, wenn man etwas älter ist, noch ein Praktikum, das neue Wege aufzeichnet.
Quellen und Bildrechte:
- 1. Dieter Schütz / www.pixelio.de
- 2. Henning Hraban Ramm / www.pixelio.de
- 3. S. Hofschläger / www.pixelio.de
- 4. schemmi / www.pixelio.de
- 5. Karl-Heinz Laube / www.pixelio.de