Wie erleben Kinder Streit mit Eltern, Freunden oder Lehrern? Dazu befragte das LBS-Kinderbarometer 11.000 Neun- bis 14-Jährige aus ganz Deutschland.
41 Prozent der Kinder geben an, sich zu Hause regelmäßig zu streiten. Für die meisten ist Streit zwar etwas, das zum Leben dazugehört, aber es verursacht auch Stress.
Mit wem gibt es dabei am meisten Zoff? Am häufigsten passiert das nach Angaben der Kinder mit den Eltern. Immerhin 10 Prozent streiten oft oder sehr oft mit den Eltern, 31 Prozent immerhin manchmal. Bei 44 Prozent gibt es dagegen selten und bei 14 Prozent nie Zwist daheim. Dass dabei mit zunehmendem Alter die Streithäufigkeit mit Mama oder Papa zunimmt, hat sich auch in früheren Kinderbarometer-Befragungen gezeigt und verwundert mit Blick auf die beginnende Pubertät nicht.
Etwas seltener als mit den Eltern streiten Kinder mit ihren Freunden. Nur 5 Prozent zanken sich oft oder sehr oft in ihrer Clique, 26 Prozent geraten manchmal in Streit, 54 Prozent selten und 15 Prozent nie. „Mädchen sind im Freundeskreis nach eigenen Angaben etwas zänkischer, liegen in der Streithäufigkeit jedoch ebenfalls im Bereich ‚selten‘“, bestätigt Dr. Kathrin Müthing vom durchführenden Institut Prokids.
Trotz des oft beklagten fehlenden Respekts vor Autorität: Streit in der Schule kommt noch seltener vor als mit den Eltern oder mit Freunden. 70 Prozent der Kinder streiten nie, weitere 20 Prozent selten mit ihren Lehrerinnen und Lehrern. Nur 4 Prozent geben an, oft oder sehr oft Auseinandersetzungen mit ihren Lehrkräften zu haben. Hier sind die Jungen vorn: Besonders die Älteren streiten häufiger mit Lehrern, insgesamt jedoch immer noch auf sehr niedrigem Niveau.
Zwar meint die Hälfte der Kinder, dass ein Streit schon mal zum Leben dazu gehört. Aber gut geht es ihnen doch nicht dabei. Mehr als jedes zweite Kind gibt an, sich ziemlich oder sehr schlecht bei einem Streit zu fühlen. Streit wird als Stress empfunden, das gilt sowohl für Auseinandersetzungen im Elternhaus als auch mit Freunden oder Lehrkräften. Ältere nehmen Streitereien jedoch etwas leichter, bei den Siebtklässlern wird das am sichtbarsten.
Streit belastet – die Möglichkeit eines Ausgleichs ist deshalb für die Psyche der Heranwachsenden wichtig. Die meisten Kinder können auf eine Vertrauensperson zurückgreifen, die ihnen im Streit zur Seite steht. Allerdings hat jedes fünfte Kind diese Möglichkeit nicht.
„Wie sie einen Konflikt zu einem guten Ende bringen, können Kinder aber lernen“, betont Friedhelm Güthoff, Landesgeschäftsführer im Deutschen Kinderschutzbund. „Im Mittelpunkt des konstruktiven Streitens steht, den anderen zu verstehen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Die Eltern sind dabei wichtige Vorbilder“, so Güthoff. „Jeder Streit ist wie ein Gewitter. Es blitzt, dunkle Wolken stoßen aneinander, es regnet und – wenn es ein guter Streit war – scheint anschließend die Sonne mit neuer Kraft.“
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