So funktioniert Selbstmotivation

Wetten Sie doch öfter mal gegen sich selbst! Denn das kann Ihnen helfen, selbst gesetzte Vorsätze und Ziele auch wirklich zu erreichen. Das ist eines der Ergebnisse eines Forschungsprojektes, in dem es um Mechanismen zur Steigerung der Motivation geht.

Ob Sie sich vorgenommen haben, regelmäßig ins Fitnessstudio zu gehen, sich endlich das Rauchen abgewöhnen wollen oder sich gesellschaftlich mehr engagieren möchten: Der Vorsatz ist schnell gefasst, aber das Durchhalten ist nicht einfach…

Menschen fällt es meist leicht, sich attraktive Ziele auszumalen, Vorsätze zu fassen und das eigene Verhalten zu planen. Doch die Krux liegt in der Umsetzung. Da Menschen in der Regel sehr sensibel auf Fehlschläge reagieren, geht die Motivation schnell verloren, was im schlimmsten Fall dazu führt, dass die Umsetzungsbestrebungen in den Hintergrund rücken. Verhaltensforscher*innen beschreiben dieses Phänomen als „Planning-Ongoing-Gap“.

App in Gelb zum Erreichen von ZielenHier wollten die Teams um Prof.in Dr.in Vanessa Mertins (Universität Vechta, Management Sozialer Dienstleistungen) und Prof. Ido Erev, PhD. (Technion Haifa) etwas finden, was es Menschen leichter macht, ihre selbst gesetzten Ziele auch zu erreichen.

Sie entwarfen ein Selbstbindungsinstrument in Form von „wiederholten Wetten gegen sich selbst“. Während typische Selbstbindungsinstrumente auf einmaligen Wetten beruhen, bei denen man sich für einen langen Zeitraum zu möglichst großen Zielen verpflichtet, steht bei beim innovativen „wiederholten Wetten“ das Erreichen kleiner und kurzfristiger Ziele im Vordergrund.

Wenn Sie das versuchen wollen, müssen Sie sich ein erstrebenswertes, tägliches oder wöchentliches Ziels setzen - beispielsweise eine bestimmte Schrittzahl - und einen Wetteinsatz hinterlegen. Erreichen Sie Ihr Ziel, bekommen Sie den Einsatz zusammen mit einem Mikro-Anreiz – beispielsweise wenige Cent – ausbezahlt.

Dabei ist der Wetteinsatz, und damit der mögliche Verlust, immer höher als der potenzielle Gewinn. Die ungleiche Ausgestaltung des Wetteinsatzes und der Belohnung hat mehrere Vorteile: Zum einen beobachteten bereits Amos Tversky – er gilt als israelischer Pionier der kognitiven Psychologie bzw. Kognitionswissenschaft – und der Nobelpreisträger Daniel Kahnemann, dass Menschen bestrebt sind, Verluste zu vermeiden. Zum anderen bildet dieses Ungleichgewicht sehr realitätsnah ab, dass es wiederholte Erfolge braucht, um ein größeres Ziel zu erreichen.

Nicht in jeder Teilstudie der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stand Geld im Vordergrund; in Form von „Engagementspunkten“ wurde ebenfalls eine nicht-monetäre Lösung mit großem Erfolg getestet.

Während es bisher ein Problem von solchen Selbstbindungsinstrumenten war, dass Menschen durch den möglichen Verlust des Einsatzes abgeschreckt werden, konnten für die „wiederholte Wette gegen sich selbst“ sehr hohe Teilnahmeraten festgestellt werden. Eine mögliche Erklärung sehen die Wissenschaftler*innen darin, dass Menschen diese Herausforderung als Spiel (Gamification) wahrnehmen.

Maximilian Hiller, Projektmitarbeiter an der Universität Vechta, weist auf einen weiteren Vorteil hin: „Der neuartige Mechanismus kann nicht nur zuverlässig Verhaltensänderungen bewirken, sondern kann sich aus finanzieller Sicht auch über einen längeren Zeitraum hinweg selbst tragen, was ihn auch zum Beispiel für Krankenkassen äußerst attraktiv macht.“

Quellen und Bildrechte:

  • Zum Forschungsprojekt „On the mixed effects of incentives, and the value of repeated betting on achieving personal goals”, welches im Rahmen der Forschungskooperationen Niedersachsen-Israel mit rund 300.000 Euro von der VolkswagenStiftung gefördert wurde, gehören Teams aus der Universität Vechta (Management Sozialer Dienstleistungen) und der Technischen Universität Israel.
  • Foto 1: Bild von pixabay.com>Gerd Altmann auf pixabay.com>Pixabay
  • Foto 2: Universität Vechta

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