Gewalt gegen Frauen: Eine Lawine, die gestoppt werden muss

Seit 1981 wird am 25. November weltweit auf Gewalt gegen Frauen und Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht. 1999 wurde dieser Tag offiziell von den Vereinten Nationen zum "Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen" erklärt. Hat es etwas genutzt? Die Bilanz ist eher frustrierend…

Gewalt gegen Frauen ist eine der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen. Sie ist ein weltweites Phänomen und es gibt sie überall: in jedem Land, in der Öffentlichkeit oder Zuhause. Dazu gehören Stalking und Belästigung ebenso wie häusliche Gewalt und Vergewaltigung.

Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass mehr als 35 Prozent aller Frauen weltweit mindestens einmal im Leben Opfer sexueller oder physischer Gewalt sind. In Deutschland hat jede vierte Frau mindestens einmal in ihrem Leben körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren. In etwa der Hälfte der Fälle hat der Partner die Taten begangen. Der Weltbank zufolge leben fast 1,4 Milliarden Frauen und Mädchen in Ländern, in denen häusliche Gewalt und sexueller Missbrauch in der Ehe nicht strafbar sind. (Quelle: Aktion Deutschland hilft).

Die Situation für Frauen in Deutschland - ein Trauerspiel

In Europa gibt es seit 2011 die „Istanbul-Konvention“, ein völkerrechtlich bindendes Instrument, das in Deutschland erst sieben Jahre später, im Februar 2018, in Kraft getreten ist. Zentrale Punkte sind die Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, der Opferschutz, die Prävention und Strafverfolgung sowie die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter und nicht zuletzt eine Priorisierung der Problematik in der Politik. (Quelle: BDP Verband)

Das vom Europarat eingesetzte Expert*innengremium zur Überwachung der Umsetzung der Istanbul-Konvention, GREVIO, bescheinigt Deutschland grundsätzliche und gravierende Mängel. Es fehle an einer staatlichen Koordinierungsstelle, die eine Gesamtstrategie zur Umsetzung verfolgt sowie an angemessenen finanziellen Ressourcen und der notwendigen Infrastruktur zur Unterstützung von Betroffenen. (Quelle: BDP Verband)

Gewalt gegen Frauen in Deutschland nimmt zu

Laut Statistik des Bundeskriminalamts zu Partnerschaftsgewalt waren 2023 132.966 Frauen von Gewalt in einer Partnerschaft betroffen, ein Anstieg von 17,5 % innerhalb von 5 Jahren. Alle 3 Minuten sind Frauen in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt. 331 Frauen wurden Opfer von versuchtem/vollendeten Mord oder Totschlag, 155 Frauen wurden durch ihren (Ex-)Partner getötet!

Mehr als die Hälfte aller Fälle von Mord/Totschlag fanden innerhalb von (Ex)-Partnerschaften statt. Mindestens jeden zweiten Tag wird eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet und jeden Tag wird ein Tötungsversuch in der Polizeistatistik registriert (BMI). Erschütternde und erschreckende Zahlen. Doch dabei handelt es sich ausschließlich um die zur Anzeige gebrachten Delikte. Die Dunkelziffer dürfte noch weit höher liegen. (Quelle: BDP Verband, BMI)

Das Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ des BKA zeigt, dass es 2023 allein bei Sexualstraftaten 52.330 weibliche Opfer gab, eine Zunahme um 6,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022. Von digitaler Gewalt waren 17.193 Frauen betroffen, 25 Prozent mehr als im Jahr 2022.

Das erschreckende Bundeslagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2023“ wurde jetzt erstmals von den Bundesministerinnen Nancy Faeser und Lisa Paus vorgestellt. Wollen wir hoffen, dass Taten folgen!

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