Männer brauchen ihre Familie - Frauen ihre Freunde
Das "starke" Geschlecht braucht zum Glücklichsein den Kontakt zur Verwandtschaft - und zwar unabhängig von Bildung, Arbeit, Beziehung oder psychischer Gesundheit. Für Frauen dagegen ist der Freundeskreis besonders wichtig. Ihnen geht es besonders gut, wenn sie mit vielen Freunden in Kontakt stehen.
Diese überraschenden Ergebnisse liefern britische Forscher im "Journal of Epidemiology and Community Health". Die Wissenschaftler befragten 6.500 Engländer des Jahrgangs 1958 im Alter von 42, 45 und 50 Jahren zu Themen wie Wohlbefinden, Partnerschaft, Beschäftigungsstatus und ihrem Bildungsweg. Sie wurden nach der Anzahl ihrer Freunde und Verwandten befragt, zudem sollten sie angeben, mit wie vielen von ihnen sie sich zumindest einmal im Monat treffen. Mit 50 wurde ihr psychologisches Wohlbefinden untersucht. Dieses war grundsätzlich umso besser, mit je mehr Freunden man in Verbindung war. Doch es gab auch Geschlechtsunterschiede.
"Frauen brauchen Freunde zum Glücklichsein, Männer die Familie", berichtet Studien-Mitautor Tarani Chandola, Professor für medizinische Soziologie an der Universität Manchester. Direkte Gründe dafür liefere die Studie nicht. "Man kann jedoch annehmen, dass eine große Familie für Frauen, die traditionell eher Betreuung- und Pflegeaufgaben übernehmen, mehr Arbeit bedeutet, während Männer finanziell und emotional davon profitieren können."
Die Annahme, dass sich der Beschäftigungsstatus auf soziale Netzwerke auswirkt, bestätigte sich nicht. Vielmehr entscheidet die Bildung: Je früher man die Schule verlässt, desto intensiver ist der Kontakt zur Verwandtschaft - "vielleicht, weil frühe Schulabgänger früher heiraten", mutmaßt Chandola. Für den Freundeskreis wirkt Bildung völlig unterschiedlich: Ein Studium verleiht Frauen ein großes Freundesnetzwerk über viele Jahre, bei Männern verkleinert es den späteren Freundeskreis.
Einleuchtend ist, dass eine aufrechte Partnerschaft den Verwandtenkreis vergrößert, während dieser bei Singles um rund 30 Prozent kleiner ausfällt. Bei der Freundeszahl gibt es hier allerdings keinen Zusammenhang. 40 Prozent der Männer und 30 Prozent der Frauen gaben an, sie würden sich mit mehr als sechs Freunden regelmäßig treffen. Jeder Siebte hatte laut Studie keinen Kontakt mit Verwandten außerhalb des eigenen Haushaltes, einer von zehn gab an, keine Freunde zu haben.
Unklar bleibt, wie sehr auch Telefonanrufe, E-Mails oder Social Media mitspielen. "Die Fragestellung nach den regelmäßigen Treffen wurde etwas vage gewählt, weshalb die Interpretation des Einzelnen mitspielt. Wir gehen davon aus, dass vor allem Face-to-Face-Kontakte gemeint sind", erklärt Chandola. Auch nach der Qualität der Kontakte wurde nicht explizit gefragt.
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