Gewalt gegen Frauen gibt es leider überall. Alljährlich am 25. November findet von den Vereinten Nationen der deklarierte Internationale Tag zur Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen statt. Damit soll deutlich gezeigt werden, dass Gewalt gegen Frauen rund um den Globus und in jeder Gesellschaft geächtet werden muss...
Wie alles begann
Am 25. November 1960 wurden drei der vier Schwestern Mirabal, Patria, Minerva und Maria Teresa, vom militärischen Geheimdienst der Dominikanischen Republik nach monatelanger Folter ermordet. Ihre Untergrundaktivitäten gegen die brutale Trujillo-Diktatur, unter der die Dominikanische Republik über 30 Jahre zu leiden hatte, waren ihnen zum Verhängnis geworden. Nur eine Schwester überlebte: Dédè, die seither den Widerstand ihrer Schwestern lebendig hält.
Der Mut der Mirabal-Schwestern gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft für das Eintreten gegen jegliches Unrecht zu entwickeln. Rund 20 Jahre später wird der 25. November ein internationaler Gedenktag: 1981, auf einem Treffen lateinamerikanischer und karibischer Feministinnen würdigten die Teilnehmerinnen diese Frauen und riefen das Todesdatum der drei Frauen zum Gedenktag für die Opfer von Gewalt an Frauen und Mädchen aus. Seitdem wird weltweit durch Aktionen, Veranstaltungen und Tagungen von Frauenprojekten und Initiativen, aber auch von staatlicher Seite zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufgerufen.
Wo findet Gewalt gegen Frauen statt?
Gewalt gegen Frauen findet überwiegend im vermeintlichen Schutzraum der eigenen vier Wände, also "zu Hause" statt. Häusliche Gewalt wird fast ausschließlich von Männern ausgeübt und reicht von Drohungen, Erniedrigungen und sozialer Isolation bis hin zu körperlichen Gewalttaten und zum Erzwingen sexueller Handlungen. Das gewalttätige Verhalten der Männer wird als Mittel zur Ausübung von Macht und Kontrolle über Frauen eingesetzt.
Gewalt gegen Frauen findet weltweit und unabhängig von Einkommen, Bildungsstand und sozialer Schicht statt. Von Gewalt betroffene Frauen fühlen sich oft allein gelassen und schämen sich für das, was ihnen angetan wird. Neben der Angst vor dem Partner, der Sorge über das Gerede der Nachbarn, Verwandten, Arbeitskollegen, kommt häufig noch das Gefühl von Schuld und Ohnmacht dazu. Die gewalttätigen Männer rechtfertigen ihr Verhalten, indem sie den Frauen die Schuld geben. Bei häuslicher Gewalt gegen Frauen handelt es sich nicht um Einzelfälle.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass etwa ein Drittel bis ein Viertel aller Frauen Opfer häuslicher Gewalt werden. Kinder sind von Gewalt immer mitbetroffen, sie erfahren die Gewalt entweder direkt oder indirekt. Häusliche Gewalt kann körperlich und seelisch krank machen: Körperliche Folgen der Gewalttat sind z. B. Blutergüsse, Knochenbrüche, Verbrennungen, Wunden, Zahnschäden, psychosomatische Beschwerden können z.B. Angst und Panikattacken, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Depression, Selbstmordgedanken und -versuche sein. Aber auch ein süchtiges Verhalten, z.B. Alkohol- und Medikamentenmissbrauch, Drogenkonsum und Essstörungen, ist nicht selten.
Inzwischen gibt es Unterstützungsangebote sowie verbesserte rechtliche und polizeiliche Möglichkeiten. Darunter fallen Frauenhäuser, Zufluchtswohnungen, Wegweisung des Täters aus der Wohnung durch die Polizei (bis zu 14 Tagen), Schutzanordnung und die Zuweisung der gemeinsamen Wohnung für das Opfer - bis zu einem halben Jahr und unabhängig von Besitz- und Beziehungsverhältnissen - nach dem Gewaltschutzgesetz und nicht zuletzt diverse Frauenberatungsstellen bzw. Hotlines (z.B. BIG e.V. - Hilfe bei häuslicher Gewalt gegen Frauen, Tel. 030/611 03 00 - täglich von 9 bis 24 Uhr), unter denen Frauen Hilfe und Unterstützung finden können. BIG e.V. bietet auch ein Faltblatt an, dass man sich hier herunterladen kann. Sprachbarrieren sind ausgeschlossen, da das Faltblatt nicht nur in Deutsch, sondern auch in Türkisch, Polnisch, Kroatisch, Englisch, Arabisch, Russisch, Spanisch und Französisch angeboten wird!
Es gibt jedoch noch viele andere Arten von Gewalt gegen Frauen. So ist z.B. der Frauenhandel ein weltweit verbreitetes Verbrechen mit immer deutlicher werdenden Strukturen der Organisierten Kriminalität. Frauen und Mädchen werden dabei als Ware betrachtet. Sie werden zur Prostitution, aber auch in die Ehe und in ausbeuterische Arbeitsverhältnisse gezwungen. Häufig müssen Sie unter Bedingungen leben und arbeiten, die nur als Sklaverei bezeichnet werden können. Für die Täter ist dieses Verbrechen vergleichsweise lukrativ und risikoarm. Sie beschränken ihre Aktivitäten häufig nicht allein auf den Menschenhandel, sondern sind auch in anderen Deliktsbereichen wie Waffen- und Drogenhandel, Geldwäsche usw. aktiv. Die interdisziplinäre Fachkommission Frauenhandel arbeitet daran, die Situation der Opfer zu verbessern, ihren Schutz zu gewährleisten und gleichzeitig die Strafverfolgung zu effektivieren. Beratungsstellen und Zufluchtseinrichtungen bieten den Frauen dringend erforderliche psychosoziale Betreuung und sichere Unterbringung. Weitere Infos dazu finden Sie bei der Ban Ying Koordinations- und Beratungsstelle und beim bundesweiten Koordinationskreis gegen Frauenhandel und Gewalt an Frauen im Migrationsprozess e.V..
Auch das Thema "Weibliche Genitalverstümmelung" ist in diesem Zusammenhang unbedingt zu nennen. Alle 11 Sekunden entscheidet ein gewaltsamer Schnitt in die Genitalien eines Mädchens auf dieser Welt über ihr weiteres Leben. In schmutzigen Hinterzimmern und ohne Narkose werden kleinen Mädchen Klitoris und Schamlippen abgeschnitten. Viele überleben diese Tortur nicht. Die Mädchen leiden ihr Leben lang unter den Folgen: Schmerzen, Infektionen, Unfruchtbarkeit und erschwerte Geburten. Ganz zu schweigen von den seelischen Verletzungen, die die Frauen wie ein unsichtbarer Schatten verfolgen.
150 Millionen Betroffene gibt es weltweit. Auch in Deutschland leben 20.000 betroffene Frauen. Über 4.000 Mädchen droht dasselbe Schicksal. Ihre Eltern fühlen sich alten Traditionen verpflichtet und glauben, unbeschnittene Töchter finden keinen Ehemann. Die Familien suchen nach willfährigen ÄrztInnen in Deutschland oder Beschneiderinnen in den vorwiegend afrikanischen Herkunftsländern. Und das Schreckliche ist: Bislang fehlen in Deutschland Maßnahmen, um die Kinder wirksam zu schützen. Seit 1981 engagiert sich die Organisation Terre des Femmes e.V. gegen die weibliche Genitalverstümmelung und leistet wertvolle Aufklärungsarbeit.
Jedes Jahr veröffentlicht das Bundeskriminalamt (BKA) eine Statistik über die Vorfälle Häuslicher Gewalt in Deutschland. Aus dieser geht eindeutig hervor, dass in den meisten Fällen Frauen die Leidtragenden sind: 2022 waren 71,1 Prozent der Opfer weiblich, 76,3 Prozent der Tatverdächtigen waren männlich. Erfahren Sie mehr über Häusliche Gewalt und wo Frauen Hilfe bekommen.