Hilfe, da ist ein Monster im Schrank!

Manchmal gibt es wilde Tiere unter dem Bett und schreckliche Monster im Schrank. Und hin und wieder sogar Gespenster im Keller. Das zumindest glauben viele kleine Kinder, die zeitweise unter den Ängsten ihrer Fantasie leiden. Manchmal nehmen diese Ängste jedoch so zu, dass Kinder Hilfe brauchen…

Die dreijährige Anna-Lea steht schon wieder im Wohnzimmer, obwohl ihre Mama sie gerade erst ins Bett gebracht hat. Leider hatte Mama vergessen, das Nachtlicht anzumachen, und die Dunkelheit im Kinderzimmer macht Anna-Lea Angst. Sie weigert sich, wieder alleine ins Bett zu gehen. Schließlich könnte ja ein Monster unter ihrem Bett sein. Gemeinsam mit Papa wird das ganze Zimmer noch einmal ganz genau mit der Taschenlampe unter die Lupe genommen. Und das Nachtlicht wird diesmal angemacht. So ist es viel besser…

Angst in der Dunkelheit, vor Monstern im Schrank oder unter dem Bett ist nicht ungewöhnlich. Angst zu haben gehört zum Leben und ist in bestimmtem Ausmaß und gewisser Ausprägung auch ein gesunder Bestandteil der seelischen Entwicklung. Dieses Gefühl ist eine Schutzfunktion und warnt uns vor möglichen Gefahren. Für Kinder können Ängste real werden. Normalerweise lernen sie mit dem Alter und wachsendem Selbstbewusstsein, wie sie ihre Gefühle einschätzen und ihnen wirkungsvoll begegnen können. Dies gelingt vor allem dann, wenn viel Rückhalt und Geborgenheit in der Familie vorhanden sind.

Irreale Angst kennen auch wir Erwachsene. Ein spätabendlicher Horrorfilm im Fernsehen und schon beschleicht einem ein unheimliches Gefühl, wenn man alleine im Haus ist und dann ins Bett gehen will. Und auch wenn der Verstand uns sagt, dass diese Angst nun völliger Unsinn ist, bleibt ein Rest von Unbehagen. Ähnlich wie wir, nur viel stärker, empfindet ein Kind. Diskussionen darüber, ob es Monster gibt oder nicht, sind nicht sehr sinnvoll. Manchmal ist abendliches Jammern natürlich ein Versuch, Mama oder Papa zu sich ins Kinderzimmer zu locken, aber häufig steckt doch echte Furcht dahinter, die dann das Einschlafen erschweren. Denn bei dem Gefühl der Angst schüttet der Organismus Stresshormone aus, die unseren Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Jeder neuer Entwicklungsschritt, längere Krankheiten oder einschneidende Veränderungen im Leben eines Kindes bringen andere Ängste zum Vorschein. Die gute Nachricht ist, dass Sie als Eltern viel dazu beitragen können, dass Ihr Kind damit besser klarkommt.

Gute und schlechte Reaktionen:

  • Man kommt schnell in Versuchung, sein Kind mit Äußerungen wie „So ein Unsinn, Monster gibt es nicht“ oder „Du musst keine Angst haben, es gibt keine Monster“ zu beruhigen. Leider sind das meist die falschen Antworten, denn Ängste können so eher verstärkt werden, da das Kind sich alleingelassen und unverstanden fühlt. Außerdem könnte es anfangen, an sich selbst zu zweifeln. Besser ist es, z.B. folgendes zu sagen „Hört sich ja gruselig an. Lass uns mal überlegen, was du/wir dagegen tun kannst/können.“
  • Nehmen Sie die Ängste Ihres Kindes ernst. Versuchen Sie gemeinsam herauszufinden, woher die Ängste wirklich kommen/was die Ursachen für die Ängste sein könnten.
  • Es kann durchaus hilfreich sein, wenn Sie verraten, dass Sie als Erwachsener (oder damals als Kind) auch Ängste haben (hatten). Am besten auch dann gleich, wie Sie damit fertigwerden bzw. fertiggeworden sind.
  • Dennoch ist es für das Kind hilfreicher, wenn es sich aus eigener Kraft von seinen Ängsten befreien kann. Vielleicht kann es selber tolle Vorschläge machen, wie es die Monster vertreiben kann. Das können manchmal ganz außergewöhnliche Ideen sein und variieren je nach der Fantasie des Kindes.
  • Gegen Angstgefühle und Ungeheuer helfen durchaus auch Singen und Musik. Und auch Kinderbücher können toll unterstützen. Vielleicht möchten Sie sich bei unseren Kinderbuchtipps zum Thema Einschlafen ja mal umschauen?
  • Ein Monster sieht (auch/gerade in der Fantasie) richtig fürchterlich aus. Doch sobald es z.B. eine alberne Brille oder ein rosa Kleid aufsetzt bzw. anzieht, sieht es eher total lächerlich aus, so dass man sich halb wegkugeln kann. Lachen gegen die Angst ist eine tolle Sache.
  • Gibt es ältere Geschwister muss mitunter aufgepasst werden, dass diese das ängstliche Kind nicht unnötig mit seinen Ängsten quält oder sogar erst welche entfacht.
  • Und zuletzt ein absolutes No-Go: Niemals sollte man sich dazu verleiten lassen, Angst zu Erziehungszwecken einzusetzen („Wenn Du nicht Dein Zimmer aufräumst, kommt Dich heute Nacht der/die/das besuchen!“)!

Dieser Artikel wurde mithilfe des Buches „Starke Kinder“ von Ingeborg Saval (TRIAS Verlag) verfasst!

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