Eltern und ihr Handy

Ohne Handy geht es nicht mehr. Sowohl Eltern als auch Kinder kommen nicht gern ohne aus. Doch wie wird in den Familien damit umgegangen? Wer nervt wen, wenn er ständig an seinem Gerät klebt? Zwei Umfragen brachten interessante Ergebnisse.

Ein interessanter Aspekt: Eltern benutzen Handys als „Kommandozentrale ihrer Familie“ (63% Zustimmung), und zwar wie folgt:

43% benutzen ihr Smartphone, um ihre Kinder zu unterhalten
41% benutzen sie um Einkaufszettel und Besorgungen zu koordinieren
35% aller Mütter und 20% aller Väter drücken ihren Kinder über SMS ihre Liebe und Zuneigung aus
27% kaufen mit Ihren Smartphones mobil ein
23% der Eltern kommunizieren mit Lehrern
8% der Eltern sprechen mit ihren Smartphones Warnungen und Strafen aus. (1)

Etwa 77 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren (1) haben ein eigenes Handy. Klar, dass es deshalb auch mal Zoff in den Familien gibt. Dabei finden Kinder Regeln für die Nutzung von Handy und Computer durchaus in Ordnung – wenn Eltern mit gutem Vorbild vorangehen. Das zeigt eine FACT-Umfrage unter 1.014 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 14 Jahren im Auftrag des Online-Lernspezialisten scoyo in Kooperation mit ZEIT LEO.

Mädchen und Jungen beobachten genau, wie oft und wann ihre Mütter und Väter aufs Handy schauen oder schnell mal online gehen. 68 Prozent der befragten Kinder stört es zumindest manchmal, wenn ihre Eltern telefonieren, surfen oder am Computer arbeiten, während sie dabei sind. Sie selbst akzeptieren Regeln im täglichen Umgang mit Medien eher, wenn diese auch für Erwachsene gelten: 75 Prozent der Kinder, deren Eltern sich an Regeln halten, finden Vorschriften für sich selbst „gut“ oder „okay“. Gelten sogar die gleichen Absprachen für alle, sagen dies 89 Prozent der jungen Mediennutzer. Halten sich die Eltern hingegen an keine Vorgaben, schrumpft die Akzeptanz bei den Kindern: 37 Prozent empfinden es in diesem Fall als „blöd“, wenn ihr Medienkonsum reguliert wird.

Den Medienpädagogen und Erziehungswissenschaftler Professor Dr. Norbert Neuß überrascht das Ergebnis nicht: „Regeln im Umgang mit Medien machen nur dann Sinn, wenn auch Eltern sich daran halten. Gibt es zum Beispiel eine Verabredung, dass Smartphones während der Mahlzeiten tabu sind, muss das selbstverständlich auch für die Erwachsenen gelten.“ Bei Diskussionen zur Mediennutzung spielt daher auch die Medienzeit der Eltern eine Rolle. Laut Umfrage nervt es 64 Prozent der befragten Kinder, wenn sie mit ihren Eltern über Medienzeit verhandeln müssen, obwohl die Erwachsenen viel mehr Zeit mit Computer und Handy verbringen als sie selbst.

Genauso verärgert es die Kids, wenn Eltern nicht verstehen, dass sie mit Computer, Tablet und Handy auch lernen. Mit zunehmendem Alter steigt der Frust über das Unverständnis der Eltern von 20 Prozent bei den Siebenjährigen auf 40 Prozent bei den 14-Jährigen. Dabei nutzen Kinder laut der Kids-Verbraucheranalyse 2015 das Internet am häufigsten, sowohl um Musik zu hören und E-Mails zu schreiben oder zu empfangen, als auch um Informationen für die Schule zu sammeln1. „In der Faszination von Kindern für digitale Medien steckt eben auch eine große Chance: Das Lernen fällt vielen auf diese Weise leichter und sie sind obendrein mit Spaß und Motivation bei der Sache“, so Daniel Bialecki, Geschäftsführer von scoyo. Norbert Neuß weist zudem auf weitere Lerneffekte hin: „Heranwachsende nutzen das Handy vor allem für die Kommunikation miteinander, für die Selbstdarstellung oder die Dokumentation ihrer Erlebnisse. Auch das sind wichtige ,Lernbereiche‘ innerhalb der eigenen Identitätsfindung, die Eltern manchmal übersehen.“

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