Kinder, raus in die Natur!

Was viele Eltern und Pädagogen instinktiv richtig machen, ist wissenschaftlich nachgewiesen: Für die Entwicklung von Kindern sind regelmäßige Naturaufenthalte und Naturerfahrungen unentbehrlich. Denn Kinder benötigen Zeit in der Natur für ihre Entwicklung.

Wenn Kinder sich in einer zunehmend technisierten Welt zurechtfinden, wenn sie soziale Kontakte knüpfen sollen, zusammen etwas erleben wollen, dann kommen sie um die Erfahrungen in der Natur mit all ihrer Schönheit und ihren Gefahren nicht herum. Hier lernen sie Gefahren eigenständig einzuschätzen, können Erlebnisse teilen und sich frei bewegen. Das hat weniger mit Pädagogik zu tun als vielmehr mit Grundbedürfnissen für die eigene Persönlichkeitsentwicklung.

Diesem Thema hat sich der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilmer, Autor und Dramaturg Malte Roeper in seinem mit vielen wunderschönen Fotos ausgestatteten Buch "Kinder raus!" gewidmet. Das 160 Seiten umfassende Werk aus dem Südwest Verlag zeigt, wie sich Eltern und Kinder die Natur zurückerobern können, und motiviert, die Kinder einfach mal raus in die Natur zu lassen. Auch Experten zu Pädagogik und Kinderpsychologie lässt der Autor zu Wort kommen, die auch aus wissenschaftlicher Sicht belegen, wie unentbehrlich Naturerfahrungen für die Entwicklung der Kinder sind.

Über fast den gesamten Zeitraum unserer Existenz fanden Kindheit und Lernen draußen statt: weil es ein "drinnen" nicht gab. Draußen formten sich Muskulatur, Motorik, räumliche Orien-tierung, Kreativität und Spiritualität, Techniken der Jagd wie das Zielen, Werfen, Schleichen, Laute-Imitieren eingeschlossen. Und das Draußensein ist voller Sinneseindrücke wie: Wind, Sonne, lila Flecken an den Händen von den Blaubeeren oder das Summen der Insekten in einer Sommerwiese. Je mehr wir Kinder erfahren lassen, dass wir "draußen zu Hause" sind, desto artgerechter, desto besser wächst der kleine Homo sapiens heran. Draußen zu sein ist für Kinder ein elementares Grundbedürfnis. Sie benötigen es genauso wie Bewegung, Körperkontakt und elterliche Liebe. Wollen wir erreichen, dass sich unsere Kinder in einer immer mehr technisierten Welt zurechtfinden, müssen wir dafür sorgen, dass sie sich erst einmal dort zu Hause fühlen, wo sie die allermeiste Zeit ihr Habitat hatten: unter freiem Himmel.

"Natur ist nicht das Gute an sich. Erwachsene können Kinder nicht einfach der Natur und in der Natur sich selbst überlassen. Ein Kind, das nicht schwimmen kann, kann in einem Bach ertrinken. Sich in der Natur gut aufhalten zu können, die dortigen Widrigkeiten absehen und die Gefahren überstehen zu können, ist ein Lernfeld für sich. Kinder und junge Menschen brauchen Lehrerinnen und Lehrer, um in der Natur in die Lehre zu gehen. Menschen, die selbst bei solchen in die Lehre gegangen sind und dabei in und von der Natur gelernt haben." Malte Roeper

Quellen und Bildrechte:

  • "Kinder raus!" von Malte Roeper (Südwest Verlag, 160 S., ISBN: 978-3-51708621-7, 19,99 Euro)
  • Foto 1: Pixabay