Eben war Martin noch hundemüde, aber jetzt, wo es ans Schlafen geht, lebt er plötzlich merkbar auf. Er will sich nicht die Zähne putzen, sich nicht waschen und vor allem nicht allein in seinem Zimmer sein. Jana dagegen lässt sich zwar zunächst ins Bett bringen, kommt jedoch jeden Abend mehrmals aus ihrem Zimmer und hat diverse Gründe dafür: "Ich hab Durst", "Ich hab noch Hunger", "Ich muss Pipi machen" usw.. Allabendlich führen viele Eltern einen Kampf, der an den Nerven zerrt - und oft überflüssig ist.
In der Tat gibt es schon unter den Kleinsten ein verschieden großes Schlafbedürfnis. Ob Ihr Kind also viel oder wenig schläft, können Sie fast nicht beeinflussen. Dagegen kann das Ein- und Durchschlafen gelernt werden - ja, es muss sogar gelernt werden. Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Eltern einen großen Einfluss auf das (Ein-)Schlafverhalten ihrer Kinder haben. Eine große Hilfe sind hierbei Rituale. Schon Babys schlafen besser, wenn ihr Abend regelmäßig und nach einem vertrauten Schema abläuft. Allerdings dürfen abendliche Rituale nicht dazu führen, dass die Zeremonie immer länger ausgedehnt wird, sonst verfehlen sie ihre Wirkung.
Die beste Vorbereitung auf eine ruhige und lange Nacht sind viel Bewegung an der frischen Luft, eine konfliktarme Atmosphäre, ein nicht zu spätes Abendessen und ein ruhiger Abend. Das bedeutet vor dem Zubettgehen auch: Kuscheln, auf den Schoß nehmen, sich vielleicht noch etwas unterhalten. Ein Kind kann dann Geborgenheit tanken - ein wichtiges Ritual, um sich auf die Nacht vorzubereiten. Vertraute Abendrituale helfen zudem dem Kind, bedrückende Gedanken loszulassen und beruhigt einzuschlafen. Drohungen, wie "Du gehst jetzt sofort ins Bett!", sollte unbedingt vermieden werden, denn das Zubettgehen soll ja nicht als Strafe, sondern als etwas Schönes, Erholsames und Vertrautes erlebt werden. Auch das Weglassen des Abendrituals als Strafe ist denkbar ungeeignet, denn gerade nach einem aufregenden oder konfliktreichen Tag ist ein harmonischer Tagesabschluss besonders wichtig. Tipp: Auch beim Schlafengehen darf es ab und zu Ausnahmen geben: etwa an Silvester oder wenn in der Schule, im Kindergarten oder auch im Radio eine Hörnacht veranstaltet wird, bei der bis spät in den Abend hinein aus Kinderbüchern vorgelesen wird.
Schöne Abendrituale vor dem Einschlafen:
- Ein schöner Einstieg in den Abend ist ein gemeinsames Brettspiel oder evtl. ein Puzzle.
- Ein gemaltes Bild zum Abschluss des Tages beruhigt und hilft, Erlebnisse zu verarbeiten.
- Auch das Schreiben in ein Tagebuch, das die Eltern - und später das Kind selbst - führen, eignet sich für den Tagesabschluss.
- Nach dem gemeinsamen Spielen wird das Abendessen hergerichtet. Auch hier wird in Ruhe genossen. Man kann dabei den Tag Revue passieren lassen: Schönes und Aufregendes, aber auch ungelöste Konflikte können dabei besprochen werden.
- Nach dem Essen geht es ins Bad. Kleinen Trödler wird ein Küchenwecker hingestellt. Wenn der klingelt, ruft die Gutenachtgeschichte.
Das Baderitual: mehr als nur Sauberkeit
Ein ausgiebiges, entspannendes Familienbad eignet sich zum Beispiel gut als Abschluss des Familienwochenendes am Sonntagabend. Waschen, Saubermachen und Pflegen kann für Ihr Kind ein sinnliches Erlebnis sein, bei dem es viel Nähe erfährt und die Zärtlichkeit der Eltern spürt. Säuglinge haben ein starkes Bedürfnis nach Berührung und Körperkontakt, das zum Teil beim Wickeln und Baden gestillt wird. Auch für größere Kinder ist Baden oft noch ein Hochgenuss - und für die Eltern ebenfalls! Vielleicht gönnen Sie sich regelmäßig ein richtiges Badefest. Wichtig ist dabei vor allem, dass Sie Zeit und Ruhe haben. Ein Schwamm zum gegenseitigen Abseifen, Gummitiere und eine Menge Schaum gehören außerdem dazu. Mit diesen lustigen Waschspielen wird das gemeinsame Baden zum echten Vergnügen:
- Aus dünnen Schwämmen kann man tolle Figuren, z.B. Elefant, Fisch, Blume oder Schiff, ausschneiden. Mit ihnen kann man toll spielen und sich anschließend damit einseifen.
- Strohhalme machen tolle Blubberblasen.
- Ein Schneebesen kann den Badeschaum ordentlich aufschlagen.
- Langsam auflösende Badekugeln (für Kinder) sind eine spannende Sache. Ebenso ein (mit Badeschaum gefärbter) Eiswürfel, mit dem sich das Kind einreiben kann und der dann langsam schmilzt.
- Welche weit auseinander liegende Körperteile soll das Kind waschen? Auch kann es die einzelnen Körperteile aus dem Wasser auftauchen lassen.
- Zur weiteren Entspannung kann nach dem Bad eine schöne Massage dienlich sein. Das Kind bekommt dadurch eine Extra-Portion Aufmerksamkeit und liebevolle Berührungen.
Das Zubettbringen ist noch einmal etwas ganz Besonderes...
Für Kinder ist es das Schönste, von den Eltern zu Bett gebracht zu werden. Dabei muss der Schlafplatz vielleicht noch in Ruhe gerichtet werden: Wo sitzt das Kuscheltier? Gibt es z.B. einen Betthimmel (aus einem großen Tuch oder später ein Moskitonetz), der zusätzlich Geborgenheit vermittelt? Wenn alles passt, ist häufig die Gutenachtgeschichte ein Muss: Wer es kann, kreiert die Geschichte frei heraus, ansonsten gibt es auch schöne Bücher. Wichtig: Die Gutenachtgeschichte sollte auf keinen Fall zu spannend oder zu aufregend sein und immer ein gutes Ende nehmen. Manche Kinder möchten selber eine Geschichte erzählen. Das fördert zweifelsohne ihre eigene Fantasie. Auch ein Gutenachtlied ist ein schöner Tagesabschluss. Selbstgesunden kann für viele Kinder sehr beruhigend sein, schließlich hören Sie Mamas oder Papas Stimme am liebsten. Wer sich als Sänger jedoch unwohl fühlt, darf natürlich auch auf eine (nicht zu laute!) Spieluhr zurückgreifen. Wenn das Kind etwas älter ist, darfs dann auch mal Musik oder eine Geschichte auf Kassette sein. Das Abspielen einer CD dauert häufig zu lang. Auch Lesen im Bett ist bei größeren Kindern sehr beliebt und durchaus auch erlaubt. Wenn klar ist, wie lange, sie lesen dürfen...
Was gar nicht geht!
Es gibt auch Einschlafhilfen und -rituale, die man besser nicht einführen sollte! Dazu gehören z.B. das Eltern sich zum Einschlafen dazulegen oder dass das Kind zum Einschlafen noch ein Fläschchen bekommt. So etwas kann man nur schwer wieder abgewöhnen. Und wer möchte schon jahrelang neben dem Bett seines Kindes auf dem Boden liegen und Händchen halten. Das Nuckeln ist zudem alles andere als gut für Zähne und Kiefer, besonders dann, wenn nicht nur Wasser in der Flasche ist, sondern Milch, Tee o.a.. Kommt dieser Ratschlag zu spät? Nun, natürlich können Sie solche "schlechten" Rituale auch wieder abgewöhnen, aber das dauert, und Eltern brauchen viel Geduld und Konsequenz. Manchmal hilft es dann, neue, praktischere, aber ebenso fürs Kind schöne Rituale einzuführen. Wichtig: Das Kind darf sich nicht im Stich gelassen fühlen.
Mit ins Elternbett?
Eine heikle Frage, denn es gibt Befürworter ("Mein Kind braucht diese Nähe einfach noch!") und Gegner ("Mein Bett ist mir heilig!"). Nüchtern betrachtet, sollten Kleinkinder lernen, allein in ihrem eigenen Bett einzuschlafen. Es ist sogar erwiesen, dass die meisten Kinder besser schlafen, wenn sie die ganze Nacht in ihrem eigenen Zimmer verbringen. Problematisch ist es, wenn sich Kinder daran gewöhnen und überhaupt nicht einsehen können, wieder ins eigene Bett umzuziehen.
Wenn Sie also Ihre Zweisamkeit bewahren wollen, denn schließlich ist man nicht nur Mutter oder Vater, sondern will ja auch eine Beziehung als Mann und Frau führen, sollten Sie Ihre Kinder nicht zu nächtlichen Dauergästen werden lassen! Ausnahmen: Manche Kinder haben Angst vor dem Alleinsein und können besser im elterlichen Bett einschlafen. Ein späteres Rübertragen von den Eltern ins eigene Bett bzw. das morgendliche Aufwachen in demselben, ist dann kein Problem. Auch wenn das Kind z.B. krank ist, kann das Schlafen im Bett der Eltern eine Ausnahme sein - vorausgesetzt, das Kind weiß das auch!
Quelle: Aus "Die schönsten Rituale für Kinder" von Petra Kunze und Catharina Salamander (Gräfe und Unzer)
Quellen und Bildrechte:
- Foto 1: pixabay.com>Pexels auf pixabay.com>Pixabay
- Foto 2: Rolf van Melis / https//www.pixelio.de
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