"Viele Kinder stehen in ihrem Alltag unter Stress, den sie nicht bewältigen können. Die Folgen davon reichen von Schlaf- und Essstörungen über Kopf- und Bauchschmerz bis hin zu Leistungsabfall, Verhaltensauffälligkeiten, Angstzuständen und Depression", berichtet Studienautorin María Victoria Trianes Torres von der Universität Malaga.
Die Forscher untersuchten 1.000 Kinder im Grundschulalter und ermittelten daraus die 25 häufigsten Stresssituationen aus den Bereichen Schule, Familie und Gesundheit. Sie brachten diese auch in Verbindung mit der Cortisol-Konzentration im Körper beim Aufwachen, die als hormoneller Indikator für Stress bei Kindern gilt.
"Stress" definiert Trianes als "Situation, in der ein Kind vor einer Aufgabe steht, die es mit seinen Ressourcen nicht mehr bewältigen kann". Er habe sowohl eine psychische, als auch eine kognitive und eine biologisch-hormonale Komponente. "Die Aufgaben im Leben wie die Schule oder neue Situationen bereiten Kindern immer bestimmten Druck, der auch positiv sein kann. Das Lampenfieber vor einem Test kann zum Beispiel zu höherer Leistung anspornen. Übersteigt es jedoch ein bestimmtes Niveau, kann es auch den Verlust aller Ordnungsfähigkeit der Gedanken bewirken", so die Schulpsychologin.
Als einen der Haupt-Stressauslöser nennt Trianes die Sorge um das körperliche Erscheinungsbild. Das beginnt oft schon im Alter von vier Jahren und hat seinen Höhepunkt in der Pubertät. "Im Alltag erleben zum Beispiel übergewichtige Kinder Stress, wenn ihr Umfeld sie dauernd dazu auffordert, doch keine Süßigkeiten mehr zu essen." Deshalb raten auch Kinderpsychiater Eltern von Kindern mit Übergewicht, in der Beziehung zu ihrem Kind das Thema Gewicht nicht überhand nehmen zu lassen.
Schule und Freizeit sind eine weitere Quelle für Stress bei Kindern. Einerseits sei darunter der Druck infolge schlechter Leistungen zu zählen, andererseits jedoch auch zu wenig Erholungszeiten. "Das passiert zum Beispiel, wenn Kinder neben ihrem Unterricht einen Wochenplan mit zu vielen Terminen haben - sei es Sport, Musikunterricht oder ein Malkurs", so die spanische Forscherin. Auch eine deutsche Studie von Psychologen der Universität Göttingen belegt, dass der Freizeitstress eine der wichtigsten Ursachen von Kopfschmerzem bei Kindern ist .
Viel Stress entsteht jedoch auch im familiären Umfeld. "Kinder mit zwei voll berufstätigen Eltern sind viel allein. Fehlt Zuneigung und Kontakt auf dieser Ebene, fehlt auch eine verfügbare Ansprechperson, die den Umgang mit Stress erleichtert", erklärt Trianes. Belastend sei für ein Kind auch, wenn es aufgrund des frühen Arbeitsbeginns der Eltern schon um sechs Uhr morgens das Haus verlassen müsse. "Eltern wollen das Beste für ihre Kinder, doch viele gut gemeinte Sorgemaßnahmen bedeuten in Wahrheit höheren Druck auf das Kind."
Umgekehrt könne man laut Ansicht der Wissenschaftlerin Faktoren benennen, die Kinder davor schützen, nicht belastendem Druck ausgesetzt zu sein. Ausreichend Kontakt und Nähe zu den Eltern gehört dazu, Freundschaften mit Gleichaltrigen, Erfolg in der Schule oder auch bestimmte Charaktereigenschaften. "Günstig sind innere Stärke, Humor sowie die Fähigkeit, sich Problemen selbst zu stellen und nach Lösungen zu suchen, während starke Abhängigkeit von Erwachsenen das Gegenteil bewirkt."
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